Ein eingezäunter Humboldt-Sprudel stellt die Ziele des Bad Oeynhausener Solegartens infrage

Die Käfighaltung ist in Deutschland ein Auslaufprodukt. Zumindest für Legehennen soll sie bis Ende dieses Jahres nicht mehr erlaubt sein. In Bad Oeynhausens Kurpark will man dagegen die entgegengesetzte Richtung einschlagen. Zugegeben: Eine gewagte, wenn nicht abenteuerliche Parallele. Aber abenteuerlich muten auch die Pläne an, die in der vergangenen Woche dem Betriebsausschuss des Staatsbades und in dieser Woche dem Ausschuss für Stadtentwicklung präsentiert wurden. Und die für Politiker und Beobachter durchaus Überraschendes bieten. Denn bislang war nur bekannt, dass Plan A für das &bdquo;Soleerlebnis“ mit dem Humboldt-Sprudel, der schwebende Brunnen mit Nebeldüsen, beerdigt wurde, da er technisch mit dem sehr speziellen Wasser aus Bad Oeynhausens tiefster Quelle nicht umsetzbar war. Erstaunlich war daran, dass der Planer eine solche Idee überhaupt vorgelegt hat, die von allen Kennern des Bad Oeynhausener Quellwassers sofort als nicht umsetzbar erkannt wurde. Das Erbe des schwebenden Brunnens trat dann Plan B an: der Strudel im Becken. Eine durchaus charmante Idee, das Wasser aus dem Humboldt-Sprudel wie einen Strudel in eine speziell geformte Betonwanne einströmen zu lassen. Nähere Details dazu gab es aber erst jetzt: 6,20 Meter Durchmesser soll das Becken haben. Und es soll bodengleich eingebaut werden. Das birgt Risiken und hat Nebenwirkungen: Das Becken mit den Ausmaßen eines kleinen Schwimmteichs in Bodenhöhe könnte zur Falle für Kinder werden, die in die Sole plumpsen und ertrinken könnten. Angesichts dieser Vorgaben ist es dann auch nur folgerichtig, dass es in den Planungen noch eine dritte Überraschung gab: einen bis zu 3,30 Meter hohen Metallzaun rund ums strudelnde Becken. Entdeckt Bad Oeynhausen jetzt plötzlich den Reiz der Geschwindigkeit? Der ist immerhin recht gefällig gestaltet. Doch es bleibt das Trennende, das ja Sinn der Schutzanlage ist. Der Zaun stellt damit aber auch wesentliche Ziele des Solegartens infrage: Sole erlebbar machen, das heißt doch das Quellwasser nicht nur aus der Ferne betrachten. Das heißt: es fühlen, riechen, womöglich schmecken. Der Zaun verstellt aber nicht nur den Blick, er wird auch den direkten Zugriff auf das Wasser des Humboldt-Sprudels verhindern. Und so das eigentliche Ziel des &bdquo;Soleerlebens“ unterlaufen. Bevor wir aber diese grundlegenden Ziele des Projektes infrage stellen, sollten wir die Prämissen der Ausführungsplanung hinterfragen: Muss es wirklich ein teichgroßes Becken sein oder gehts nicht auch ein bisschen kleiner? Und ließe sich solch ein in seiner Mächtigkeit reduziertes Strudelbecken, das - sagen wir mal - nur drei Meter im Durchmesser hätte, nicht auch aufbocken? Könnte es nicht angehoben auf 80, 90 Zentimeter, ruhend auf Natursteinen oder einem Cortenstahlsockel, die Gefahr minimieren, dass Kinder hineinstürzen? Lesen Sie auch: Bad Oeynhausens Sole-Erlebnis hinter Gittern Die Paarung aus Überraschung und stoischer Ruhe in beiden Ausschüssen angesichts solch zumindest irritierender Planbestandteile mag ein Zeugnis davon sein, dass es eine starke Neigung zu einem &bdquo;Augen zu und durch“ bei den Kommunalpolitikern gibt. Ja, wer wollte nicht das Thema Solegarten nun endlich mal vom Tisch haben. Doch es zeigt sich auch hier, dass der Teufel im Detail steckt. Und an diesen zu feilen, das hat das Projekt Solegarten verdient - das ja immerhin fast eine Million Euro kosten soll. Und so schön es wäre, würde das Projekt nun endlich umgesetzt: Seit siebeneinhalb Jahren geistert die Idee vom Solegarten schon durch die Kurstadt. Und jetzt entdeckt Bad Oeynhausen plötzlich den Reiz der Geschwindigkeit? Jetzt kommt es auf ein paar Monate mehr auch nicht an. Die Entscheidungsgewalt dazu liegt in der nächsten Woche beim Stadtrat. Ein Beschluss zur weiteren Überarbeitung könnte dem Humboldt eine Zukunft hinter Gittern ersparen. Auch er hätte eine artgerechte Haltung verdient. 📱News direkt aufs Smartphone: Kostenloser WhatsApp-Kanal der NW Kreis Minden-Lübbecke

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