Bohrtrupp geht Bad Oeynhausens tiefster Quelle auf den Grund

Bad Oeynhausen. Alle sechs Meter lässt der Humboldt-Sprudel ein bisschen was von seiner Sole sehen. Wenn die Mitarbeiter der Bohrfirma &bdquo;Angers Söhne“ ein neues Bohrgestänge einsetzen, sprudelt ein wenig Wasser aus der Rohrleitung. Solange, bis das neue Bohr-Rohr aufgeschraubt und die Verbindung wieder dicht ist. In der vergangenen Woche haben die Arbeiten zur Freilegung der Verrohrung des Alexander-von-Humboldt-Sprudels begonnen, an diesem Montagmittag waren die Bohrarbeiten schon bis in rund 180 Meter Tiefe vorgedrungen. Und es soll noch viel tiefer hinab gehen in Bad Oeynhausens tiefste Quelle. Während der Bohrarbeiten muss die Bali-Therme allerdings auf Solewasser verzichten. 30 der jeweils sechs Meter langen Bohrstangen haben die Mitarbeiter der Firma Angers schon miteinander verschraubt und im Boden versenkt. Am unteren Ende des Bohrgestänges befindet sich ein Fräskopf, der die Edelstahlrohre des Humboldt-Sprudels von Verkrustungen befreit. Die Mineralstoffe in der hochangereicherten Thermalsole lagern sich im Laufe der Zeit an den Innenwänden der Rohrleitung ab. Folge: Verstopfung. Zuletzt sorgten 2019 solche Verkrustungen aus Gips und Salzkristallen dafür, dass fast kein Solewasser mehr aus der Humboldt-Quelle nach oben gelangte. Mehrere größere &bdquo;Pfropfe“ wurden im September 2019 ebenfalls von der Firma Anger entfernt - zumindest bis in eine Tiefe von 450 Metern. In 650 Metern Tiefe endet die Rohrleitung Anfang 2023 schickte der Eigenbetrieb Staatsbad eine Kamera hinunter in den Humboldt-Sprudel. Die Untersuchung zeigte weitere Verstopfungen etwa bei 460 Metern Tiefe und eine massive Verkrustung bei 675 Metern Tiefe. Hier, so die Erkenntnisse der Bohrfachleute, sitzt die Quelle zu 80 Prozent zu. Genau diesen Engstellen soll der Bohrer mit Fräskopf nun zu Leibe rücken. Etwa zehn Meter pro Stunde, so schätzt der Betriebsleiter des Staatsbades, Stefan Meyhöfer, arbeitet sich der Bohrer in die Tiefe. Die Maschine könnte schneller sein, die Mitarbeiter von Anger sicher auch. Aber man taste sich erst einmal vorsichtig vor, sagt Meyhöfer. Der dennoch hofft, dass es schneller geht als vorgesehen. Eingeplant sind bis zu zwei Monate für die Arbeiten am Humboldt-Sprudel. &bdquo;Aber wenn alles gut läuft, könnten die Bohrarbeiten schon nächste Woche abgeschlossen werden“, hofft Meyhöfer. Bei etwa 650 Meter endet die Verrohrung des Humboldt-Sprudels. Auf dieser Strecke - von oben gemessen - strömt die Sole durch Rohre aus Edelstahl. Übrigens trotz Verstopfungen immer noch mit beachtlichem Druck. Sieben bis acht Bar hat das Humboldtwasser noch drauf, wenn es jetzt aus dem Bohrgestänge strömt, so schätzt Meyhöfer. Rund 50 Kubikmeter Solewasser kommen so in der Stunde zusammen. Und warm ist es auch, wie die Dampfschwaden ums Bohrloch zeigen. Etwa 30 Grad hat der Staatsbad-Betriebsleiter gemessen. Unterhalb der 650-Meter langen Rohrleitung strömt das Humboldtwasser nicht mehr durch Edelstahl, sondern durchs Gestein. Hier im anstehenden Fels gibt es nur die nackte Bohrung, keine Auskleidung. Und hier knapp unterhalb der Verrohrung, wartet eine große Verstopfung, auf etwa 675 Meter Tiefe, wie die Kamerabefahrung ergab, die 2023 bis dorthin führte. Der erste Blick bis ganz unten seit der Erbohrung Ist auch dieser Pfropf beseitigt, dann kann Anger vermutlich seinen Bohrturm wieder abbauen. Doch die Bohrfachleute wollen dem Humboldt dann noch ganz auf den Grund gehen. Das heißt, sie wollen per Kamera das gesamte, mit 1.034 Metern tiefste Bohrloch Bad Oeynhausens erkunden. &bdquo;Das dürfte nach der Erbohrung des Humboldt-Sprudels 1972 das erste Mal sein, dass wir einen Blick in diese Tiefe werfen, sagt Meyhöfer. Lesen Sie auch: Projekt &bdquo;Solegarten“ in Bad Oeynhausen ist gestartet Ist auch das erledigt, dann kann das warme Solewasser aus der Humboldt-Quelle auch wieder in die Becken der Bali-Therme strömen. Denn seit der Verstopfung des Jordansprudels, der zudem noch unter Rohrbrüchen leidet, von denen bisher noch niemand weiß, ob und wie sie repariert werden könnten, bekommt die Bali-Therme ihr Solewasser aus dem Humboldt-Sprudel. Nur nicht zurzeit. &bdquo;Während der Bohrarbeiten am Humboldt-Sprudel wurde die Versorgung der Therme ausgesetzt“, berichtet Meyhöfer. Als Ersatz bekommt die Bali-Therme Wasser aus der Gert-Michel-Quelle, das allerdings ganz anders beschaffen ist als das Wasser aus dem Humboldt- oder Jordan-Sprudel und mehr einem Mineralwasser entspricht. &bdquo;Wenn es keine Überraschungen bei den Bohrarbeiten gibt, dann bekommt die Bali-Therme in der übernächsten Woche auch wieder Humboldt-Sole“, sagt Meyhöfer. Für die Firma Angers sind das nur &bdquo;Flachbohrungen“ 225.000 Euro stehen für die Ertüchtigung des Humboldt-Sprudels im Etat des Staatsbades bereit. Hauptanliegen ist, damit langfristig die Versorgung der Bali-Therme zu sichern. Gleichzeitig werden damit aber auch die technischen Voraussetzungen für den Solegarten geschaffen. Dessen zentrales Element soll ein Brunnen sein, durch den das Wasser des Humboldtsprudels in einem Strudel strömt und so die Sole im Kurpark unmittelbar erlebbar macht. Die Bauarbeiten am Solegarten sollen voraussichtlich im Sommer beginnen. Die Firma Angers Söhne kennt die Bad Oeynhausener Quellen im übrigen sehr genau. Angers war auch das Unternehmen, das 1972 den Humboldt-Sprudel erbohrte. Für das Unternehmen aus Hessisch Lichtenau läuft das, was es derzeit im Kurpark von Bad Oeynhausen tut, noch unter &bdquo;Flachbohrungen“. Tiefenbohrungen führt Angers, so ist auf der Homepage nachzulesen, in Tiefen zwischen 1.000 und 7.000 Meter durch. 📱News direkt aufs Smartphone: Kostenloser WhatsApp-Kanal der NW Kreis Minden-Lübbecke

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