Wissenschaftler warnen: Baby-Boomer in Bad Oeynhausen in Wohnungsnot

Bad Oeynhausen/Kreis Minden-Lübbecke. Der Kreis kommt in die Jahre – und ist auf das Wohnen der älteren Menschen nicht vorbereitet: Die Baby-Boomer gehen bis 2035 komplett in Rente. Dann werden im Kreis Minden-Lübbecke rund 15.100 Menschen mehr im Ruhestand sein als heute – insgesamt nämlich rund 84.500. Das geht aus einer Regional-Untersuchung zum Senioren-Wohnen hervor, die das Pestel-Institut gemacht hat. Die Wissenschaftler warnen dabei: &bdquo;Der Wohnungsmarkt im Kreis Minden-Lübbecke ist mit der neuen Rentnergeneration der geburtenstarken Jahrgänge komplett überfordert. Es fehlen Seniorenwohnungen“, sagt Matthias Günther vom Pestel-Institut. Schon jetzt gebe es einen massiven Mangel an altersgerechten Wohnungen. &bdquo;Das wird sich in den nächsten Jahren allerdings noch enorm verschlimmern. Oder anders gesagt: Der Kreis Minden-Lübbecke rast mit 100 Sachen auf die graue Wohnungsnot zu“, so Matthias Günther. Knapp 6.000 Wohnungen im gesamten Kreis stehen leer Der Leiter des Pestel-Instituts nennt dazu konkrete Zahlen: So gibt es aktuell rund 142.200 Haushalte im Kreis Minden-Lübbecke. Für diese gab es laut dem Landesbetrieb Information & Technik 149.952 Wohnungen. Diese Zahlen stammen aus dem Jahr 2022. In der Kreisstadt Minden gibt es laut Landesbetrieb 41.956 Wohnungen und in Bad Oeynhausen, der zweitgrößten Stadt des Kreises, 25.009 Wohnungen. Als Ferienwohnungen werden im Kreis 432 geführt, davon befinden mit 95 Urlaubsdomizilen die meisten in der Kurstadt. Knapp 6.000 Wohnungen im gesamten Kreis stehen leer. In 36 Prozent der Haushalte leben Senioren. &bdquo;Bereits heute braucht der Kreis Minden-Lübbecke rund 11.900 Wohnungen für die älteren Menschen, die nicht mehr gut zu Fuß sind. Doch diese Seniorenwohnungen gibt der Wohnungsmarkt im Kreis bei Weitem nicht her“, sagt Matthias Günther. Erschwerend kommt hinzu, dass das Gros der Wohnungen - nämlich knapp 62.800 zwischen 1949 und 1978 gebaut wurde, also ebenfalls in die Jahre gekommen sind. In den 1980er und 1990er Jahren ging der Bauboom stark zurück. Nach der Wiedervereinigung stieg die Zahl der neu gebauten Wohngebäude auf 10.288 wieder an. Ab dem Jahr 2000 wurden im Kreis lediglich knapp 9.500 Wohnungen gebaut. Der größte Einbruch der vergangenen 100 Jahre erfolgte zwischen 2009 und 2022. In dieser Zeit entstanden in Bad Oeynhausen lediglich 848 Wohngebäude. Die meisten Neubauten sind Einfamilienhäuser Gebaut wurden nach Auskunft des städtischen Bauamtes auch in den vergangenen beiden Jahren - allerdings überwiegend Einfamilienhäuser. In den Jahren 2023 und 2024 entstanden in der Kurstadt 69 neue Einfamilienhäuser, 18 Zwei-Familien-Häuser, aber eben nur 29 Mehrfamilienhäuser. Lesen Sie auch: Warum immer mehr Menschen in Löhne in Wohnungsnot sind Für das Jahr 2045 ermittelt die Untersuchung bei den benötigten Seniorenwohnungen einen deutlichen Anstieg: So wird der Kreis Minden-Lübbecke in 20 Jahren für rund 17.200 Seniorenhaushalte Wohnungen brauchen, die zum Leben im Alter passen. Neben dem Neubau sei deshalb vor allem eine Sanierungsoffensive notwendig, um für mehr seniorengerechte Wohnungen im Kreis Minden-Lübbecke zu sorgen. &bdquo;Doch die ist bislang nicht in Sicht: Das Fatale ist, dass wir dazu politisch nur eine Vogel-Strauß-Taktik erleben. Statt mit einem effektiven Programm fürs Senioren-Wohnen das Problem anzupacken, hat vor allem der Bund den Kopf in den Sand gesteckt und die graue Wohnungsnot seit Jahren ignoriert“, sagt Günther. Viele Baby-Boomer werden künftig ihre Miete nicht mehr bezahlen können Das müsse sich jetzt dringend ändern, fordert Katharina Metzger. Sie ist Präsidentin des Bundesverbandes Deutscher Baustoff-Fachhandel (BDB), der die Regional-Untersuchung zum Senioren-Wohnen beim Pestel-Institut in Auftrag gegeben hat. An die Adresse der Bundestagsabgeordneten von CDU und SPD aus Nordrhein-Westfalen richtet Katharina Metzger einen eindringlichen Appell: &bdquo;Das Wohnen muss bei den Koalitionsverhandlungen ein absoluter Schwerpunkt sein. Der Wohnungsbau braucht einen gewaltigen Schub. Es ist wichtig, dass die CDU und die SPD im Kreis Minden-Lübbecke dieses SOS-Notsignal fürs Wohnen deutlich nach Berlin funken.“ Eine künftige schwarz-rote Bundesregierung müsse den Wohnungsbau als Motor für die Binnenkonjunktur entdecken und nutzen: &bdquo;Es geht um mehr Seniorenwohnungen, die durch Neubau und Sanierung entstehen müssen – auch im Kreis Minden-Lübbecke. Außerdem um mehr bezahlbare Wohnungen und um mehr Sozialwohnungen“, so die Präsidentin des Baustoff-Fachhandels. Lesen Sie auch: Millionen Unterkünfte für Senioren fehlen – Altersobdachlosigkeit droht Gemeinsam mit den Wissenschaftlern vom Pestel-Institut warnt der Baustoff-Fachhandel eine von Friedrich Merz geführte Bundesregierung davor, beim Wohnungsbau die politische &bdquo;Weiter-so-Taste“ zu drücken: &bdquo;Wenn sich die Wohnungsbau-Krise weiter zuspitzt, wird das auch im Kreis Minden-Lübbecke einen erheblichen Verlust von Arbeitsplätzen auf dem Bau bedeuten. Dabei geht es um die Jobs von Bauarbeitern, die im Kreis Minden-Lübbecke dringend gebraucht werden – für den Neubau und für das Sanieren von Wohnungen“, sagt Matthias Günther. Der Chef-Ökonom des Pestel-Instituts hat bei einer Sanierungsoffensive für mehr altengerechte Wohnungen vor allem auch die rund 32.800 Haushalte im Kreis Minden-Lübbecke im Blick, wo Senioren in den eigenen vier Wänden wohnen: &bdquo;Ob Eigenheim, Reihenhaus oder Eigentumswohnung – es ist wichtig, älteren Menschen für ihr Wohneigentum rechtzeitig einen Anreiz zu geben, ihr eigenes Zuhause seniorengerecht umzubauen. Dabei ist das Bad das A und O.“ Das Wichtigste seien große Bäder mit einer Dusche ohne Schwellen und Stufen. Bei Senioren, die zur Miete wohnen, warnt das Pestel-Institut vor Altersarmut: &bdquo;Bei vielen Baby-Boomern gab es immer wieder Phasen von Arbeitslosigkeit. Außerdem waren die geburtenstarken Jahrgänge die, die oft zum Niedriglohn gearbeitet haben. Also gehen viele der Baby-Boomer mit einer eher kleinen Rente nach Hause. Ihre Miete können sie sich damit nicht mehr leisten – sie wird zur K.o.-Miete. In Zukunft werden also deutlich mehr Menschen als heute im Kreis Minden-Lübbecke auf staatliche Unterstützung angewiesen sein, um überhaupt ein Dach über dem Kopf zu haben“, so die Prognose von Pestel-Institutsleiter Günther. 📱News direkt aufs Smartphone: Kostenloser WhatsApp-Kanal der NW Kreis Minden-Lübbecke Das Pestel-Institut: Das Peste-Institut ist ein Forschungsinstitut und Dienstleister für Kommunen, Unternehmen und Verbände. Seit mehr als 40 Jahren unterstützt es anhand von Recherchen, Analysen, Befragungen und Modellrechnungen in den folgenden Themenbereichen: Klimaschutz, Wohnungsmarkt, Regionalwirtschaft, Nachhaltigkeit und Resilienz. Zu den Auftraggebern des Instituts zählen Regionen, Städte und Gemeinden, Ministerien, Banken und Sparkassen, Energieversorgungsunternehmen und weitere Unternehmen der Kommunalwirtschaft, der Privatwirtschaft sowie verschiedenster Verbände. Das Pestel-Institut erhält keinerlei öffentliche institutionelle Förderung, sondern finanziert sich allein aus Projektförderungen sowie über die Erstellung von Gutachten. Quelle: Pestel-Institut

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