Wohngebäude: „Bielefeld muss bei Sanierung in den Turbogang schalten“

Bielefeld. Die Wohngebäude in Bielefeld sind zum großen Teil in die Jahre gekommen. Rund 68 Prozent der etwa 172.000 Wohnungen in der Stadt sind älter als 45 Jahre. Das entspricht rund 118.000 Wohnungen, die nach Einschätzung von Fachleuten in den kommenden Jahren modernisiert werden müssten. Zu diesem Schluss kommt eine aktuelle Untersuchung des Pestel-Instituts aus Hannover. Die Studie im Auftrag des Bundesverbands Deutscher Baustoff-Fachhandel (BDB) zeigt, dass sich der Energieverbrauch der Bielefelder Wohngebäude im Durchschnitt befindet: &bdquo;Er liegt pro Quadratmeter Wohnfläche lediglich 0,2 Prozent über dem Bundesdurchschnitt“, so Institutsleiter Matthias Günther. Für das Institut ist der Energieverbrauch für das Wohnen der &bdquo;entscheidende Richtwert für Energiespar-Sanierungen“, die in den kommenden Jahren noch auf Bielefeld zukommen. &bdquo;Je mehr Geld Bewohner fürs Heizen und für warmes Wasser ausgeben müssen, desto höher ist der Druck, das Haus energetisch zu sanieren“, sagt Günther. Und auch politisch wird der Druck höher. Während die Stadt Bielefeld bereits 2019 für sich das Ziel ausgerufen hatte, bis 2035 klimaneutral zu werden, hatte die Bundesregierung zwei Jahre später in den nationalen Klimazielen im Klimaschutzgesetz (KSG) festgelegt, dass der Gebäudebestand in Deutschland bis zum Jahr 2045 klimaneutral werden soll. Erreicht werden soll dies unter anderem durch die Förderung effizienter Gebäude und durch das Gebäudeenergiegesetz. Die bisherigen energetischen Sanierungen reichen nicht aus Zahlreiche Bielefelder haben von Förderungen der Stadt, des Landes oder des Bundes bereits Gebrauch gemacht, viele Immobilienkäufer haben nach dem Erwerb ihres Ein- oder Zweifamilienhauses gleich eine energetische Sanierung durchgeführt. Mit Blick auf die Ziellinie in 20 Jahren sei dies laut Günther aber noch deutlich zu wenig. &bdquo;Wenn Bielefeld bis 2045 klimaneutral wohnen soll, ist es notwendig, bei den Sanierungen in den Turbo-Gang zu schalten.“ Lesen Sie auch: Sparen bei Heizkosten: Fünf Tipps der Bielefelder Verbraucherzentrale Und das bedeute eine gewaltige Investition: Nach Berechnungen des Pestel-Instituts wären bis zum Stichtag im Jahr 2045 allein in Bielefeld jährlich rund 550 Millionen Euro für Energiespar-Sanierungen nötig – bundesweit wird bei einem &bdquo;moderaten Szenario“ von notwendigen Investitionen von rund 150 Milliarden Euro pro Jahr ausgegangen. Grundlage dieser Kalkulation ist eine bundesweite Studie des Forschungsinstituts &bdquo;ARGE für zeitgemäßes Wohnen“ in Schleswig-Holstein. Mit Blick auf diese Zahlen fordert der Bundesverband von der Politik größere Anstrengungen, um Wohnungsbau und Altbau-Sanierungen zu &bdquo;pushen“ – auch mit Blick auf die damit verbundenen Arbeitsplätze im Handwerk. In Bielefeld wurden zuletzt zwar erheblich mehr Baugenehmigungen erteilt, doch erst das &bdquo;Ankurbeln von Sanierungen und Modernisierungen gibt dem Bau einen wichtigen Schub, den dieser dringend braucht“, sagt BDB-Präsidentin Katharina Metzger. &bdquo;Hauptsache, in der obersten Geschossdecke passiert überhaupt etwas“ Im Fokus müsse dabei laut dem Pestel-Institut das Energiesparen stehen. &bdquo;Um Heizkosten zu senken, sind die Dachdämmung, neue Isolierfenster und Wärmepumpen das A und O“, erklärt Günther. Dabei sei es bei einem alten Dach &bdquo;nicht so entscheidend, ob drei Zentimeter mehr oder weniger an Dämmung zwischen die Sparren passen. Hauptsache, ab der obersten Geschossdecke passiert überhaupt etwas.“ Lesen Sie auch: Mitdenkende Gebäude: So viel Energiesparen ist möglich Wenn sich Eigentümer entschließen, Handwerker ins Haus zu holen, dann biete es sich an, möglichst umfassend zu sanieren: &bdquo;Wenn Dach und Fassade gemacht werden müssen, dann ist es natürlich günstiger, das Gerüst nur einmal aufbauen zu müssen“, rät Metzger. Es sei oft effektiver und unterm Strich in der Regel auch günstiger, möglichst viel in einem Rutsch zu machen: &bdquo;Also lieber im Rundumschlag sanieren als Stück für Stück über Jahre verteilt“, so die BDB-Präsidentin. &bdquo;Das ist aber natürlich immer auch eine Frage des Portemonnaies.“ Neben der Energieeffizienz spielt auch der altersgerechte Umbau eine Rolle. Angesichts einer älter werdenden Bevölkerung verweisen Fachleute darauf, dass barrierearme Wohnungen wichtiger werden, damit Menschen möglichst lange in ihrem Zuhause bleiben können.

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