Tiefenrekord in Bad Oeynhausen: Hydrogeologe enthüllt Geheimnisse des Humboldt-Sprudels

Bad Oeynhausen. Es sei, so sagt Thomas Leichtle, auch ein bisschen wie nach Hause kommen. Vor 52 Jahren war er - damals noch als Student der Hydrogeologie - an der Erbohrung des Alexander-von-Humboldt-Sprudels beteiligt. &bdquo;Ich war fast das gesamte Jahr 1973 in Bad Oeynhausen“, berichtet der inzwischen promovierte Wissenschaftler. &bdquo;Da oben habe ich gewohnt“, sagt er und weist auf das Obergeschoss des Theaters im Park. Nun ist Leichtle zurück im Kurpark, um die Sanierung des Humboldt-Sprudels zu begleiten. Und ganz nebenbei kann er auch noch erklären, warum der Humboldt so tief geworden ist. Der Bohrer der Firma Angers Söhne, der sich mit seinem Fräskopf knapp zwei Wochen lang in die Tiefe geschoben und die Leitung des Humboldt-Sprudels von Verkrustungen befreit hat, hat seine Schuldigkeit getan. Die Rohre sind frei. Wie erwartet, stießen die Mitarbeiter der Firma Anger auf zwei Problemzonen im Untergrund. &bdquo;Auf den ersten 150 Metern gab es relativ viele Verkrustungen“, berichtet Stefan Meyhöfer, Leiter des Eigenbetriebs Staatsbad. Auch auf 650 Meter hatten sich dickere Beläge abgesetzt. Hier ist der Humboldt-Sprudel schon nicht mehr verrohrt, die Leitung aus Edelstahl endet schon ein paar Meter vorher. Hier strömt das Solewasser durch das Loch, das der Bohrtrupp 1973 ins Gestein getrieben hat. Bruchstücke aus dem Sandstein unter der Verrohrung Ein paar Brocken dieses Buntsandsteins sind zusammen mit den verkrusteten Mineralien bei den Bauarbeiten nach oben gespült worden. &bdquo;Das sind diese dunklen Bruchstücke hier“, sagt Leichtle und weist auf die kleine Brockensammlung in seiner Hand. Die klaren, fast durchsichtigen Stücke sind kristallisierter Gips, die Ablagerungen, die sich aus den Mineralien des Humboldt-Wassers gebildet haben und die für die Verstopfungen in den Rohrleitungen nicht nur des Humboldt-Sprudels sorgen. Die medizinische Entsprechung wäre wohl Arteriosklerose, so habe einer seiner Dozenten das Phänomen genannt, berichtet Leichtle. Lesen Sie auch: Bohrtrupp geht Bad Oeynhausens tiefster Quelle auf den Grund &bdquo;Das ist eine Besonderheit der Bad Oeynhausener Quellen“, erläutert der Hydrogeologe. Zurückzuführen sei das auf die besondere mineralische Beschaffenheit des Solewassers im Zusammenspiel mit Temperatur und Druckverhältnissen. Andere Thermalsolequellen - wie zum Beispiel die im benachbarten Bad Salzuflen - hätten solche Ablagerungen nicht oder nicht in dem Maße. Das mache natürlich Probleme, &bdquo;aber es macht auch die besondere Qualität der Bad Oeynhausener Quellen aus“, sagt Leichtle. Man wollte das Nachbarbad übertreffen Bis auf 800 Meter ging Anger nun mit seinem Fräskopf in die Tiefe. Es wäre noch ein gutes Stück weitergegangen. &bdquo;Aber bis 800 Meter kommen die unterirdischen Zuflüsse an. Danach tut sich nicht mehr viel“, sagt Stefan Meyhöfer. Aber da fragt sich doch, warum der Bohrtrupp anno 1973 dann noch gute 200 Meter weiter in die Tiefe vorgestoßen ist. Das kann Thomas Leichtle erklären. &bdquo;Zum einen ist 1.000 ja so etwas wie eine magische Grenze“, sagt er. Jedoch dürfte ein anderer Grund ausschlaggebend gewesen sein. &bdquo;In Bad Salzuflen gibt es den Gustav-Horstmann-Sprudel mit 1.025 Metern Tiefe. Das wollte man übertreffen“, berichtet er. Und so wurde der Alexander-von-Humboldt-Sprudel in Bad Oeynhausen 1.034 Meter tief gebohrt. Dass die Leitung des &bdquo;Humboldt“ nun wirklich frei ist, das überprüften die Mitarbeiter von Angers Söhne am Dienstag mit einer Kamera. Die wurde 743 Meter tief hinab geschickt und zeigte bis dahin keine Verkrustungen mehr. Das Risiko sei, dass sich die Kamera in den unteren Bereichen der Bohrung, in der es keine Edelstahlverrohrung mehr gibt, an den Steinkanten verhaken und so verloren gehen könnte, erläutert Meyhöfer. &bdquo;Deswegen haben wir gesagt: Das reicht.“ Dennoch ist der Betriebsleiter überzeugt, dass das der bislang tiefste Blick in den Humboldt-Sprudel war, der je geworfen wurde. Nun ist der Humboldt fit für den Solegarten Auch ohne optische Kontrolle war Meyhöfer und Leichtle aber bereits klar, dass die Rohr-frei-Aktion geholfen hat. Vor der Reinigung strömten etwa 50 Kubikmeter Solewasser pro Stunde mit sieben bis acht Bar Druck aus der Humboldt-Quelle. &bdquo;Jetzt dürfte es mindestens die doppelte Menge sein“, schätzt Leichtle. Und auch die Temperatur passt. Stefan Meyhöfer hat nachgemessen: 36 Grad. &bdquo;Das ist gut“, so Leichtles Urteil. Unten am Boden der Quelle dürfte die Temperatur bei 44 Grad liegen, so seine Einschätzung. Aber das Humboldt-Wasser hat ja auch schon einen 1.000 Meter langen Weg zurückgelegt, bis es an der Oberfläche ankommt. Damit schüttet der Humboldt-Sprudel weit mehr Wasser, als gebraucht wird. Zeitnah, so Meyhöfer, könne nun auch die Bali-Therme wieder mit Sole aus dem Humboldt-Sprudel versorgt werden. Während der Sanierungsarbeiten bekommt die Therme ersatzweise Mineralwasser aus der Gert-Michel-Quelle. Und auch der geplante Strudel-Brunnen im Solegarten soll mit Solewasser versorgt werden. &bdquo;Das kann der Humboldt jetzt“, ist Meyhöfer überzeugt. &bdquo;Im Vergleich zu den alten Bad Oeynhausener Quellen ist der Humboldt-Sprudel eine moderne Bohrung, die in gutem Zustand ist“, lautet das Urteil von Thomas Leichtle. Der Hydrogeologe, der das Staatsbad auch als Gutachter bei der Festsetzung der Heilquellenschutzverordnung und im Rechtsstreit um mögliche Schäden an den Quellen durch den Kiesabbau am Gut Deesberg als Gutachter begleitet, stellt allerdings auch in Aussicht, dass der Humboldt-Sprudel &bdquo;in gewissem Abstand“ gereinigt werden müsse. &bdquo;Die Hoffnung ist aber: im Abstand von Jahrzehnten“, so Leichtle. 📱News direkt aufs Smartphone: Kostenloser WhatsApp-Kanal der NW Kreis Herford

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