Bad Oeynhausen: Käufer für Kirche und Gemeindehaus gesucht

Bad Oeynhausen. Interessenten gab und gibt es einige. Andere Glaubensgemeinschaften, aber auch Privatpersonen, die auf der Suche nach besonderem Wohnraum sind, haben sich in den vergangenen Monaten die Dehmer Kirche samt Gemeindehaus angesehen. Das Ensemble steht seit einigen Wochen zum Verkauf und soll bis Ende 2027 den Eigentümer gewechselt haben. Keine leichte Aufgabe für Rainer Baurichter. Der Presbyter ist mit der Betreuung des Verkaufs beauftragt und derzeit trotz all der Absagen noch ganz entspannt. Weil die Ausgaben seit zwei Jahren die Einnahmen übersteigen, plant die Großgemeinde Eidinghausen-Dehme wie berichtet einschneidende Veränderungen. Die Dehmer Kirche, das Dehmer Gemeindehaus, die Küsterstelle und eine Pfarrstelle sollen aufgegeben, zwei Wohnhäuser verkauft werden. Nur so sei, da ist sich das Presbyterium sicher, die Zukunft der Gemeinde gesichert. Von ehemals rund 7.000 Gemeindemitgliedern ist die Großgemeinde in den vergangenen 15 Jahren auf rund 5.000 geschrumpft. Das Kirchengebäude mit rund 3.200 Kubikmeter umbautem Raum und das Jochen-Klepper-Haus mit 650 Quadratmeter Nutzfläche stehen auf einem 2.350 Quadratmeter großem Erbpacht-Grundstück. Sowohl im Gemeindebrief als auch auf dem Immobilienportal der evangelischen Kirche (www.kirchengrundstuecke.de) ist das Exposé zu finden. Dort wird die Kirche als sehr gepflegt beschrieben. Roter Klinker, Naturstein, Fußbodenheizung, hochwertige Ausstattung, gute Bausubstanz, ausgebauter Keller, Parkplätze und Lage im Wohngebiet kennzeichneten das Ensemble. Hintergrund: Verkäufe in der Bad Oeynhausener Kirchenlandschaft Auch die koptische Gemeinde war interessiert &bdquo;Wir hatten einige Anfragen, aber letztlich sind alle Verhandlungen gescheitert“, bilanziert Rainer Baurichter. Entweder sei das Objekt doch nicht passend oder der Umbau zu teuer gewesen. &bdquo;Es gab viele Gründe dagegen.“ Auch Vertreter der Koptischen Gemeinde Bielefeld, die sich dann eher für die Wichernkirche interessierte, von ihrem Kaufangebot aber inzwischen wieder zurückgetreten ist, seien zu Beginn vor Ort gewesen. &bdquo;Für die war allerdings die Lage problematisch.“ Mitten im Wohngebiet, mit nur wenigen Parkplätzen sei das für die Gemeinde, deren Mitglieder aus der weiteren Umgebung angereist wären, ungünstig gewesen. Die Dehmer Kirche ist Baujahr 1951, wurde 1985 erweitert und 1967 um ein Gemeindezentrum ergänzt. Die letzte Erweiterung fand 1994 statt. Sitzplätze und Stühle gab es damals bei der Einweihung am 13. Mai 1951 nicht. Jeder Besucher musste sich seinen Stuhl selbst mitbringen. Und wer einen übrig hatte, durfte ihn auch gerne spenden. In nur sechs Monaten stand der Bau inmitten damals noch grüner Wiesen an der Straße &bdquo;Am großen Weserbogen“. Die Kirche wurde zu Beginn aber nicht nur ein Ort des Gottesdienstes, sondern auch als Versammlungsraum genutzt. Dafür wurde ein kleiner Raum durch einen Vorhang abgetrennt. Erst nach und nach kamen Gemeindehaus und Pfarrhaus hinterher. Bis 1962 leitete Pastor Blum die Geschicke der Dehmer Gemeinde. Nach Dieter Schumann und Gerhard Briest kam 1970 Sieghard Driftmann als Seelsorger nach Dehme, danach folgte Daniela Fricke und nun Katja Jochum. Auch Wohninteressenten haben angerufen Es gibt für die beiden Dehmer Gebäude aber nicht nur kirchliche Interessenten. Vor allem aus den Niederlanden erreichten Baurichter in den vergangenen Wochen Anfragen, die Kirche als Wohnraum kaufen zu wollen. &bdquo;Das scheint dort sehr gefragt zu sein“, sagt Rainer Baurichter, der den Interessenten aber schon am Telefon eine Absage erteilte. &bdquo;Das entspricht nicht den Vorstellungen der Gemeinde“, erklärt er. &bdquo;Der Idealfall wäre eine weitere kirchliche Nutzung.“ Entweder durch eine andere Kirchengemeinde oder eine karitative Organisation. &bdquo;Sollte sich aber aus diesem Bereich überhaupt niemand finden, müssten wir uns neu damit auseinandersetzen. Derzeit aber ist eine andere Nutzung kein Thema. Wir warten erstmal noch.“ Noch sei ja Zeit, sagt Baurichter. Die Deadline sei erst Ende 2027. Es sind weitreichende Pläne der Großgemeinde, mit denen bis 2027 die Finanzen saniert und das sechsstellige Minus ausgeglichen werden sollen. &bdquo;Zu diesem Zeitpunkt wollen wir uns davon getrennt haben. Wir wollen nicht in die Situation kommen, das alles nicht mehr finanzieren zu können“, sagt Baurichter. Wie viel Kirche und Gemeindehaus kosten sollen, dazu gibt es keine Angaben. Weder im Exposé noch im Telefonat mit Rainer Baurichter. &bdquo;Wir haben eine marktwertorientierte Wertermittlung vornehmen lassen“, erklärt er. Wie hoch die ist, darüber gibt es Stillschweigen. Mögliche Käufer müssen also ihre Preisvorstellung abgeben. Trauerfeiern haben hohe Prioriät &bdquo;Das Wichtigste ist uns: Es braucht einen vernünftigen Interessenten für das Kirchenensemble.“ Und dass sich wer findet, davon sind Rainer Baurichter und seine Presbyteriumskolleginnen und -kollegen derzeit noch überzeugt. &bdquo;Wir haben schon gemerkt, dass es schwierig ist. Aber es gibt durchaus Interesse. Auch wenn es bisher noch nicht gepasst hat.“ Aber was, wenn sich in den nächsten zweieinhalb Jahren niemand findet? &bdquo;Das Presbyterium ist sehr lösungsorientiert. Dann wird sich etwas finden.“ Eine Besonderheit bringt die Dehmer Kirche allerdings mit: Sie hat seit Anbeginn ihres Bestehens auch die Funktion als Friedhofskapelle. &bdquo;Bei weiterer Nutzung der Kirche als Friedhofskapelle können laufende Einnahmen aus Erstattungen des Friedhofsverbandes generiert werden“, steht dazu im Exposé. &bdquo;Es ist uns natürlich nicht egal, wo nach dem Verkauf in Dehme die Trauerfeiern stattfinden können“, betont Rainer Baurichter. Man favorisiere auch deshalb die kirchliche Weiternutzung. &bdquo;Das war in den bisherigen Gesprächen auch kein Hindernis. Und für andere Gemeinden wäre das unter der Woche sicherlich problemlos machbar.“ Dieser Aspekt habe bei den Verkaufsgesprächen hohe Priorität. Mehr zum Thema: Wo bleibt nach Kirchenverkauf Raum für Beerdigungen?

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