Einzigartige Workshops in Bad Oeynhausen: In dieser Tischlerei dürfen Laien Maschinen bedienen

Bad Oeynhausen. Der Unterschied ist enorm. Aus einem echten Sägewerks-Rohling mit Baumkante ist nach rund vier Stunden Arbeit ein rustikales puzzelbares Serviertablett geworden. Und das ganz in Eigenleistung. Möglich gemacht haben das Hubert Beumler, Inhaber der gleichnamigen Tischlerei, und Tischlermeisterin Andrea Grannemann, die den Hobby-Handwerkerinnen bei einem Workshop zur Seite standen. In dem ging es um echte Handarbeit - und auch ums Arbeiten an großen Tischlermaschinen. Ein gutes Jahr ist es her, seitdem Hubert Beumler neue Wege geht. Weil der 71-Jährige für seine Tischlerei in Rehme keinen Nachfolger gefunden hat, entschied er sich, Heimwerkern die Türen zu öffnen (die NW berichtete exklusiv). Der Werkraum Auf den Enden 20 hat den passenden Namen &bdquo;Könnte gut werden“. Möbeln bauen, alte Dinge upcyceln oder Filzarbeiten – alles das ist möglich bei Hubert Beumler und seinen Mitarbeitern. Für den jüngsten Workshop hat er die Frotheimer Tischlermeisterin Andrea Grannemann eingekauft, die gemeinsam mit einem ganzen Stapel Birkenbohlen in Rehme anreiste. Wer Respekt hat, lässt den Profi ran Doch, ein bisschen Respekt haben sie alle vor den Maschinen in der Tischlerei Beumler. Aber mit zwei Fachleuten an der Seite, sollte nichts schief gehen. &bdquo;Frauen haben einfach mehr Gefühl, die gehen da nicht so grob ran“, lautet das Fazit des Firmeninhabers nach der ersten Hälfte. Waren morgens eher die Männer am Werk, werkelte nachmittags eine reine Frauentruppe in der Halle. &bdquo;Hier dürfen alle, die wollen, die Maschinen bedienen. Hier guckt keiner schief und zweifelt“, sagt Andrea Grannemann schmunzelnd. Mehrere Birkenbohlen, mit Baumkante und frisch aus dem Sägewerk, hat sie dabei, mit deren Hilfe die Teilnehmer die einzelnen Bearbeitungsschritte lernen. Gezwungen aber wird niemand, wer Respekt hat, überlässt das Sägen an der Kreissäge der Expertin. Sägerau und etwas windschief sind die Bohlen - somit führt der erste Schritt zur Abrichte: Da wird plan gesägt. Solange, bis es passt. Erst die eine, dann die andere Seite. &bdquo;Damit das Brett später parallel und nicht windschief liegt“, erklärt Grannemann, macht den Arbeitsschritt vor und lässt dann die Frauen ran. Wer seine Birke eben gehobelt hat, der wechselt in den Designmodus. Drei oder vier Stücke? Wo sollen die Puzzleenden hin? Und wie teile ich das Brett ein? Ganz am Ende steht dann das Polieren und Ölen von Hand. Zuerst einmal kommt das Probestück. Der Kopf des Puzzleteils ist schließlich abgerundet, gar nicht so leicht zu sägen. Tanja jedenfalls ist froh, erst einmal zu testen, wie die Dekupiersäge - also quasi die elektrische Laubsäge - funktioniert. Am Ende dann das überraschende Fazit: &bdquo;Das erste Stück war tatsächlich das Beste.“ Und das Gefühl für die Säge schnell da. Trotzdem muss dann von Hand nachgearbeitet werden. &bdquo;Für die Säge braucht’s Kraft“, lautet das Fazit von Henrike. &bdquo;Sonst wird’s wackelig.“ Und die Kanten wellenförmig. Das soll aber nicht sein, schließlich hat Henrike schon genau vor Augen, wo das Servierbrett später zum Einsatz kommt: &bdquo;Auf meinem drei Meter langen Esstisch.“ Wunderbar werde es dort aussehen. Weiterer Workshop geplant 1,20 Meter misst das Brett, das später als Servierbrett in drei oder vier Teilen auf den Tisch gelegt werden kann. Entweder in einem Stück, einzeln, mit einem eingehängten Glas Wein oder auch als Unterlage für die Deko. &bdquo;Vielseitig nutzbar“, nennt das Grannemann, die schon genau überlegt hat, was sie mit den Teilnehmern umsetzen kann. Es müsse ja später auch einen sinnvollen Nutzen haben, für den Laien zu bewerkstelligen und dann noch was Besonderes sein. &bdquo;Es geht um den Spaß am Bearbeiten und Gestalten und natürlich auch das Arbeiten an den großen Maschinen. Welche Tischlerei öffnet sonst schon ihre Türen für Hobbybastler?“ Grannemann selbst ist als Tischlermeisterin hinterm Berg angestellt und bietet zudem Workshops an, macht selber Upcycling und verkauft ihre Werke in der Mindener Buttjer Schmiede. Zweitschatz heißt ihr Angebot, über dessen Instagram-Seite auch Workshops zu finden sind. Dieser zum Beispiel - denn den möchten Grannemann und Beumler erneut anbieten, wenn sich genug Interessenten finden. Tanja jedenfalls ist Holzliebhaberin und war lange auf der Suche nach genau so einem Holzworkshop. Dass sie hier Tipps von gleich zwei Tischlermeistern bekommt - ideal. Wobei Hubert Beumler an diesem Tag eher in der Rolle des Zuschauers ist. Dann und wann aber gibt der 71-Jährige auch mal Tipps oder zeigt, wie’s geht. Probleme, Fachfremde, beziehungsweise Hobbybastler an seine Maschinen zu lassen, hat er nicht. Der Schwalbenschwanz ist die Kür Und als Simone seine Hilfe braucht, ist Beumler gleich zur Stelle. Sie hat sich nämlich für die Kür entschieden - und bewusst eine Birkenbohle mit Riss gewählt. &bdquo;Weil ich schon immer mal wissen wollte, wie das mit dem Schwalbenschwanz gemacht wird“, erklärt sie. Der wird aus einem separaten Stück gesägt und dann in den Riss eingearbeitet, &bdquo;Damit der Riss nicht weiter reißt“, erklärt Grannemann. Die Einarbeitung ist nicht leicht, denn der Schwalbenschwanz muss akkurat gesägt werden, damit alles passt. Also zeichnet Beumler vor und demonstriert Simone an der Stichsäge das Prozedere. &bdquo;Mit der Stichsäge lässt sich das besser sägen, es wird genauer, weil das Sägeblatt fest ist.“ Für die Dekupiersäge ist der Schwanz schon fast zu groß, dort ist das Sägeblatt äußerst filigran. Am Ende muss hier und da nachgearbeitet werden, dann wird der Schwalbenschwanz reingeschlagen, mit etwas Leim und Sägespänen ausgefüllt und abgeschliffen. Solange, bis die Höhe passt. Fertig. Und Kür gemeistert. Wenige Meter weiter ist Iris bereits beim letzten Arbeitsschritt. Es wird eingeölt. Und zwar mit Speise- statt mit Möbelöl. Denn das Servierbrett soll später ja auch mal direkt den Käse oder die Weintrauben beherbergen. Iris jedenfalls hat schon den ersten Einsatz vor Augen und zieht nach vier Stunden Bilanz: &bdquo;Ich bin absolut zufrieden mit dem Ergebnis.“

Meistgelesen