Bad Oeynhausener Bürgermeister tritt wieder an: Mit Populismus gegen einen Populären

Im Zeitalter des rechtsdrehenden Populismus’ ist Volksnähe ein schmaler Pfad. Jeder Tritt muss sitzen. Bürgermeister Lars Bökenkröger hat diesbezüglich eine Trittsicherheit entwickelt, die seine politischen Gegner zu Übersprungshandlungen nötigt. So wollen die Bürger für Bad Oeynhausen (BBO), dass Bökenkröger auflistet, welche Termine er in den vergangen fünf Jahren wahrgenommen hat. Dabei ist er erst vier Jahre im Amt. Und auch den heimischen Genossen ist die öffentliche Allgegenwart des Stadtoberhauptes ein Dorn im Auge. Die Popularität des Amtsinhabers ist für seine Kritiker Grund genug, seine Amtseignung infrage zu stellen. Wer so präsent ist, der müsse seine Amtsgeschäfte im Rathaus vernachlässigen, lautet der stille Vorwurf. Laut erhoben wird er wohl auch deshalb nicht, weil sich offenbar kaum Belege für ihn finden lassen. Das riecht nach Populismus gegen einen Populären. SPD und BBO haben die Niederlage ihres Kandidaten gegen Bökenkröger bei der Kommunalwahl 2020 in weiten Teilen bis heute nicht verwunden. Dieses kommunalpolitische Trauma wirkt nach und führt dazu, dass die schon immer falsche Mär, dass nur ein Verwaltungsfachmann oder eine Verwaltungsfachfrau für das Bürgermeisteramt taugen, ausreicht, um den &bdquo;Seiteneinsteiger“ Lars Bökenkröger auch öffentlich als &bdquo;Pressesprecher“ zu verunglimpfen. Wer das Amt des Bürgermeisters aber nur an Fachleute vergeben will, der entdemokratisiert die Wahl des Stadtoberhauptes vorsätzlich, weil er eine Zugangsbeschränkung einzieht, die der Demokratie wesensfremd ist. Experten-Herrschaft in der Kommunalpolitik Hinzu kommt, dass sich gerade im Kreis Minden-Lübbecke nicht wenige Beispiele dafür finden lassen, dass diese Experten-Herrschaften zumindest ein Geschmäckle haben und für die jeweilige Kommune oder den Kreis vorwiegend negative Folgen hatten. Erinnert sei hier nur an Anna Katharina Bölling, die als CDU-Landrätin und Verwaltungsexpertin die Krankenhausplanung des Kreises vor die Wand fuhr, um dann vom Parteifreund und Ministerpräsident Hendrik Wüst zur Regierungspräsidentin befördert zu werden. Die einstige Ministerialdirigentin Sonja Gerlach (CDU) gab als Bürgermeisterin in Porta Westfalica nach nur zwei Jahren auf, um auf ihren Ministeriumsposten zurückzukehren. Wäre es nach dem damaligen CDU-Stadtverbandsvorsitzenden Kurt Nagel gegangen, hätte sie anstatt Bökenkröger bei der Kommunalwahl 2020 für die CDU in Bad Oeynhausen kandidiert. Das hat ausgerechnet der Quereinsteiger Bökenkröger verhindert und dabei auch die in Lethargie verfallene CDU der Kurstadt auf links gezogen. Bökenkröger mag es recht sein, dass seine politischen Gegner ihn noch immer unterschätzen und ihre Zeit damit vertändeln, seinen Terminkalender zu überprüfen. Ihm seine Popularität zum Vorwurf zu machen, ficht ihn nicht an. Allein sein Krisenmanagement nach der Gewalttat im Kurpark und seine angemessene und – im Gegensatz zu anderen Akteuren – würdige Reaktion auf das Verbrechen haben ihm zusätzliche Sympathien beschert. Deshalb ist es nicht schlau, den Bürgermeister in einer Arena zu stellen, die vielen seiner politischen Gegner fremd ist, weil sie nur ihre kommunalpolitische Blase für relevant und Stadtfeste und Vereine für Zumutungen halten. Herausforderungen und Kritikpunkte für Bökenkröger Dabei gibt es durchaus Themen, die Bökenkröger nicht schmecken dürften. Erinnert sei an seinen eher genervten Umgang mit der NS-Vergangenheit der Kurstadt oder seinen gescheiterten Versuch, den Kurpark für politische Veranstaltungen sperren zu lassen. Auch seine schiere Begeisterung für den sogenannten digitalen Jordansprudel verdeckt wohl nur, dass das analoge Original noch nicht einmal mehr plätschert. Und natürlich müsste sich Bökenkröger fragen lassen, ob der Krankenhausanbau an die Auguste-Viktoria wirklich ein Erfolg für Bad Oeynhausen ist. Die Planung des Radschnellweges und der daran gekoppelte Rückbau der Mindener Straße ist mit &bdquo;schleppend“ eher beschönigend umschrieben. Schlüsselfragen wie den sozialen Wohnungsbau, die kommunale Energieversorgung oder die Vermarktung der Kurstadt überlässt Bökenkröger gern den städtischen Töchtern, um bei Misserfolgen nicht unmittelbar im Fokus zu stehen. Nun ist es aber so, dass seine nun nicht mehr ganz so mächtigen Kritiker auch auf sich zurückweisen, wenn sie den Finger auf Bökenkröger richten. So muss er mit einem Verwaltungsvorstand zurechtkommen, den sein Vorgänger handverlesen hat. Multiple Krisen haben die Rahmenbedingungen kommunalpolitischen Handels nachhaltig verändert, was sich vor allem in der finanziellen Ausstattung der Kommunen niederschlägt und weiter niederschlagen dürfte. In solchen Zeiten Projekte zu priorisieren, kann man dem Bürgermeister wohl nicht vorwerfen, ohne sich unglaubwürdig zu machen. Lesen Sie auch: Bad Oeynhausens Bürgermeister tritt bei der Kommunalwahl 2025 wieder an Auffällig ist aber, dass selbst gut gemeinte Investitionen in die Zukunft der Kurstadt sich ziehen wie Kaugummi. Immer wieder müssen investive Mittel im Haushalt vordatiert werden, weil die Verwaltung an der Umsetzung scheitert. Hier rächt sich, dass die in Zeiten der Haushaltssicherung eingedampfte Planungsfähigkeit der Stadt nie wieder revitalisiert wurde – auch von Bökenkröger nicht. Mit Blick auf einen ausgelutschten Arbeitsmarkt dürfte sich daran mittelfristig wohl wenig ändern. Deshalb ist Bökenkrögers Abneigung gegenüber einer konzeptionellen Stadtplanung aus einem Guss zwar verständlich, aber kontraproduktiv: Nur wer weiß, wo er hin will, kann schnell reagieren, sollten sich die Zeiten ändern. Und vielleicht ist der Kauf des Lenné-Karrees durch die Stadt ja ein zartes Zeichen dafür, dass man so ganz konzeptionslos eine Stadt nicht für die Zukunft aufstellen kann.

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