Kokain statt Kindergeld: Mittelloser Vater betrügt Hotel in Bad Oeynhausen

Bad Oeynhausen. Über kleine Fluchten aus dem Familienalltag denken sicher manche gestressten Eltern nach. Ein 33-jähriger Familienvater von sechs minderjährigen Kindern aus Hiddenhausen hat es nicht beim Gedankenspiel belassen. Nach einem Wasserschaden in der Mietwohnung hat er seine Ehefrau und die Kinder im Juli und August 2022 mehrere Tage in einem Hotel in Bad Oeynhausen einquartiert. Erst im Familienzimmer, dann in einer Komfort-Suite. Die Familienkasse allerdings hat der Vater dann für Alkohol und Kokain auf den Kopf gehauen - und die Hotelzeche geprellt. Die Staatsanwaltschaft Bielefeld wirft dem 33-Jährigen deshalb Betrug vor. Er habe sich unter Vorspiegelung falscher Tatsachen einen Vermögensvorteil verschafft. Diese Vorwürfe räumt der Verteidiger des Angeklagten vorm Amtsgericht Bad Oeynhausen grundsätzlich ein. Sein Mandant habe aber täglich bis zu ein Gramm Kokain durch die Nase gezogen und außerdem reichlich Alkohol getrunken. Dass sein Mandant praktisch mittellos ins Hotel eingezogen sei, stellt der Verteidiger in Abrede. &bdquo;Grundsätzlich ist Geld vorhanden gewesen“, sagt der Rechtsanwalt. Letztlich habe er das Kindergeld durch seinen Drogenkonsum verbraucht. Außerdem habe es &bdquo;gewisse Ersparnisse“ gegeben. Das Geld sei aus dem An- und Verkauf von Autos gekommen. Ziel der Verteidigung sei jedoch die Einstellung des Verfahrens mit Blick auf schwerwiegendere Straftaten, für die der 33-Jährige bereits eine Haftstrafe in der Justizvollzugsanstalt Senne verbüßt. Bloß ein paar Euro auf zwei Konten Richter und Staatsanwalt sehen das anders. Mit Blick auf die Kontoauszüge vom Juli und August 2022 sagt der Richter: &bdquo;Dass Geld da war, sehe sich so nicht.“ Auf dem Konto der Targo-Bank sei bloß etwas mehr als ein Euro Guthaben und auf dem Konto der Volksbank zwar 500 Euro, was jedoch zügig verbraucht war und nicht ausgereicht hätte, die Hotelzeche zu bezahlen. Das Hotel gibt den Schaden mit 3.595 Euro an. Das Amtsgericht Herford hat den Angeklagten ebenfalls wegen Betrugs zu einer Haftstrafe verurteilt. Der Angeklagte hatte einer Kundin Heizöl versprochen, aber von einem Dritten liefern lassen. Die Ehefrau des Angeklagten soll dann der Frau den Kaufpreis in Bar abgenommen haben, der Heizölhändler jedoch bekam kein Geld. Das Vorstrafenregister des Angeklagten reicht bis in die Jugendzeit zurück und hat 20 Einträge seit 2006. Mit dem Urteil sind zudem mehrere Bewährungsstrafen widerrufen worden. Aktuelle Prognose: Der Angeklagte wird womöglich bis 2027 in Haft bleiben. Der Zechbetrug im Hotel ist bereits im Februar 2024 im Amtsgericht Bad Oeynhausen aufgerufen, jedoch für ein psychiatrisches Gutachten vertagt worden. Es sollte die Frage klären, ob der Angeklagte wegen seines Drogenkonsums zum Zeitpunkt der Tat vermindert schuldfähig war. Der Angeklagte verweigerte jedoch jedes Gespräch mit dem Gutachter. Und der Arzt wiederum bestand auf einer &bdquo;ganzheitlichen Begutachtung“ des Angeklagten. Ein paar Angaben zu Drogenmengen genügten keinesfalls, so der Gutachter. Kokain gehöre zudem bei bestimmten Persönlichkeiten zum Lebensstil: &bdquo;Diese charakterlichen Merkmale bestehen auch ohne Konsum fort.“ Das Urteil: ein Jahr Haft und Wertersatz Aus Sicht des Staatsanwalts gibt es deshalb keine Chance auf einen Strafrabatt, nicht mal auf die Zurückstellung der Vollstreckung. &bdquo;Fakt ist: Das Geld war nicht da.“ Selbst als Abstinenzler wäre der Angeklagte nicht in der Lage gewesen, die Hotelrechnung zu bezahlen. &bdquo;Das ist Betrug.“ Der Staatsanwalt fordert deshalb neun Monate Haft und eine Gesamtstrafe von einem Jahr und drei Monaten. Der Verteidiger dagegen beantragt bloß sechs Monate für den Hotelbetrug und elf Monaten für beide Taten. Der Richter verurteilt den Angeklagten zu einem Jahr Haft und Wertersatz für beide Betrügereien. Das Geständnis sei glaubwürdig, der Angeklagte jedoch nicht vermindert schuldfähig. Der Vollzug könne jedoch für die Therapie des Angeklagten zurückgestellt werden, kündigte der Richter an. Das wollte der Verteidiger hören. Nach Rücksprache mit seinem Mandanten verzichtete er auf Rechtsmittel, die Staatsanwaltschaft ebenso. Das Urteil ist damit rechtskräftig.

Meistgelesen