Rechtsstreit: Badleiter der Bali-Therme in Bad Oeynhausen kassiert Abfindung

Bad Oeynhausen/Minden. Mit 30.000 Euro und einem Laptop wird bis Jahresende dem freigestellten Betriebsleiter der Bali-Therme der ungewollte Abschied von seinem Arbeitsplatz versüßt. Gegen die im Juni ausgesprochene Kündigung hat der 46-Jährige vor dem Arbeitsgericht in Minden geklagt. Dort einigten sich die Beteiligten am Dienstag auf einen Vergleich und eine einvernehmliche Aufhebung statt der Kündigung. Vor über zwei Jahren war der zweifache Vater als Leiter des Thermalbades eingestellt worden und er hing sehr an seiner Arbeit. Deswegen habe ihn auch die ordentliche Kündigung knapp vor der Jahresmitte mit halbjähriger Freistellung bis zum Ausscheiden besonders hart getroffen, so sein Rechtsanwalt Bernhard Dribusch. Der harte Schnitt des Arbeitgebers habe bei seinem Mandanten einen Schock ausgelöst. Ende Mai war dem Betriebsleiter bei einem Gespräch mit der Personalleiterin ein Aufhebungsvertrag angeboten worden, den er aber ablehnte. Darauf folgte die ordentliche Kündigung. Als Grund sei von Willem Künne, dem Geschäftsführer der Bali Therme GmbH & Co KG, eine Umstrukturierung des Betriebes angegeben worden, so der Klägeranwalt. Mehr habe sein Mandant nicht erfahren. Mit drei Vorfällen, dem Verschwinden einer &bdquo;Tüte mit Bargeld“, die private Zahlung eines Angestellten mit einer Kreditkarte des Unternehmens und dem Verschwinden von Fitnessgeräten habe das nichts zu tun. Dies sei ihm auch nie angelastet worden, wurde auch jetzt auch noch einmal vor Gericht betont. Ist der Betriebsleiter also Opfer einer Umstrukturierung? Und war die betriebsbedingte Kündigung deshalb notwendig? Der bisherige Assistent übernimmt Der neue Strukturierungs- und Verteilungsplan sieht vor, dass einerseits der in den Niederlanden ansässige Geschäftsführer Willem Künne einen Teil der Aufgaben übernimmt. Weitere Aufgaben des bisherigen Betriebsleiters soll nun dessen bisheriger Stellvertreter erledigen. Der aber ist ebenfalls Ende Juni noch in der Probezeit aus der Firma ausgeschieden. Allerdings ist der Stellvertreter nicht in ein berufliches Loch gefallen, sondern eine Stufe höher geklettert. Er arbeitet jetzt für die Holding der Bali-Thermen-Eigentümer und wird von der Dachfirma als externer Dienstleister quasi an seinen alten Arbeitsplatz zurückgeschickt. Lesen Sie auch: Personalwechsel: Bali-Therme in Bad Oeynhausen wechselt den Kapitän aus Diese ungewöhnliche Art der Umstrukturierung machte den Klägeranwalt stutzig. Er wollte schon zu Anfang des Verfahrens von der Gegenseite wissen, wie denn die Aufgaben künftig verteilt werden sollen und ob man davon schon etwas umgesetzt habe. Pauschale Angaben waren ihm zu wenig. Letzteres jedoch sei schwierig, so die Gegenseite, weil sich die bauliche Umstrukturierung der Therme noch hinziehe. Lediglich die Sauna ist derzeit offen. Auch könne man sich nicht auf detaillierte Angaben festlegen, das sei arbeitsrechtlich auch nicht relevant, meinte Natali Göttling, Anwältin des Arbeitgebers. Der Vorsitzende der zweiten Kammer des Arbeitsgerichts Minden, Richter Kauschke, wies darauf hin, dass sich in so einem Betrieb wie der Bali-Therme die Aufgaben täglich änderten. Generell stehe dem Arbeitgeber die unternehmerische Entscheidung zu, auch wenn es dabei zu begründeten betriebsbedingten Kündigungen komme. Die Anwälte feilschen um die Abfindung Die Klägerseite jedoch schließt nicht aus, dass die Umstrukturierung auch noch genügend Arbeitsaufgaben und Arbeitszeit für den Kläger gelassen hätte, also nicht betriebsbedingt nötig gewesen wäre. Es habe ja schon Überstunden gegeben und der bisherige Stellvertreter, der jetzt neue Aufgaben bekomme, habe ja vorher auch schon eine 40-Stunden-Woche gehabt. Der verlangte Nachweis blieb aber aus. Stattdessen kam ein Angebot über eine Abfindung von 20.000 Euro. &bdquo;Wenn Sie daraus vierzig machen, werde ich meinem Mandanten die Annahme dringend empfehlen“, beantwortete Anwalt Dribusch das Angebot. Nach drei kurzen Unterbrechungen einigte man sich auf eine Aufhebung statt Kündigung, die Zahlung einer Abfindung von 30.000 Euro, zahlbar in der ersten Kalenderwoche 2025. Seinen Laptop darf er behalten. Der Betriebsleiter wird außerdem ein ausführliches Zeugnis und Zwischenzeugnis von der Bali-Therme bekommen. Für den ehemaligen Betriebsleiter war sehr wichtig, dass auf dem seinerseits ungewollten Ende des Arbeitsverhältnisses kein Schatten liegt. Dass an der Person und der Tätigkeit des 46-Jährigen nichts zu bemängeln sei, bestätigte ihm die Gegenseite ausdrücklich vor Gericht.

Meistgelesen