Kliniken statt Kurpark oder Bali-Therme: Kuriose Ausflugstipps auf Bad Oeynhausener Infotafel

Bad Oeynhausen. Reisender, kommst du nach Oe... Dann stelle dich darauf ein, dass deine Gastgeber einen Siechenden erwarten, der dringend der medizinischen und pflegerischen Hilfe bedarf. Wie anders ließen sich sonst die kuriosen bis irritierenden Ausflugsempfehlungen erklären, die die neue, hochmoderne Informationsstele am Weserradweg am alten Amanda-Fähranleger gibt? Jahrelang war es ein stetig wiederkehrender Anlass zur Kritik, dass es ausgerechnet am Weserradweg, einem der beliebtesten Fernradwege Deutschlands, keinerlei Hinweise auf die Sehenswürdigkeiten Bad Oeynhausens gab. Dieses Manko ist nun Geschichte. Seit dem Ausbau des Weserradweges zwischen der Werremündung und dem alten Fährhaus steht nun neben einladenden Bänken und Spielgeräten auch eine Infotafel. Die ist natürlich keine altbackene Plakatsäule, sondern ganz zeitgemäß eine digitale und interaktive Informationsstele. Kein Verweis auf Kurpark oder Aqua Magica Die bietet verschiedene Schaltflächen an, die mit einem Fingerstups aktiviert werden. Nach dem Fingerzeig auf die &bdquo;Ausflugstipps“ entfaltet sich eine Seite mit 15 Angeboten, die - so darf man unter diesem Menüpunkt ja erwarten - wohl einen Ausflug wert sein sollten. In Bad Oeynhausen sind dies, folgt man den Infos der Stele, zum Beispiel die Gollwitzer-Meier-Klinik, die Klinik am Korso oder die Johanniter Ordenshäuser. Auch die Rheumaklinik Dr. Lauven wird dem touristisch interessierten Radler hier ans Herz gelegt, das Herz- und Diabeteszentrum aber überraschenderweise nicht. Dafür steht das Krankenhaus Bad Oeynhausen mit auf der Ausflugsliste, ebenso wie die Klinik am Osterbach oder die Reha-Concept-Praxis im Badehaus 2. Von den 15 &bdquo;Ausflugstipps“, die auf dieser Seite versammelt sind, führen nur vier nicht in die unmittelbare Welt der Akutversorgung und Heilbehandlung. Die Liesbergmühle in Enger, die Herforder Münsterkirche oder das Marta-Museum sind zweifellos lohnende Ziele eines kleinen Abstechers vom Weserradweg, aber auch ganz schön weit weg. Einzig der Verweis auf den Museumshof im Siekertal ist ein Tipp für einen Ausflug, der nicht gleich wieder aus der Kurstadt herausführt. Folgt man der Stele, dann wären der Kurpark samt Kaiserpalais und Varietè, das Märchenmuseum, Bali-Therme und Sielbad oder der Aqua-Magica-Park die Mühe eines Abstechers nicht wert. Lesen Sie auch: Tipps: Die schönsten Ausflugsziele rund um Bad Oeynhausen Die Stele, die der Stadt gehört, verrät dank moderner Digitaltechnik aber fairerweise auch gleich selbst, wer für die Inhalte dieses übergroßen und öffentlichen Computerbildschirms zuständig ist: die Staatsbad GmbH Bad Oeynhausen. Deren Geschäftsführerin mag es kaum glauben, als sie von der NW erfährt, welch irreführende Tipps dort am Fähranleger verbreitet werden. &bdquo;Das ist natürlich Quatsch“, sagt Beate Krämer. Offenbar, so ihre spontane Vermutung, werde da gerade nicht die richtige Kategorie in den Menüpunkt Ausflugstipps eingespeist. Bemerkt habe das beim Staatsbad selbst noch niemand. &bdquo;Dabei werden die Inhalte der Stelen regelmäßig aktualisiert.“ &bdquo;Das ist aber ganz blöd gelaufen“ Wobei &bdquo;regelmäßig“ ein relativer Begriff ist. Auf der &bdquo;Startseite“ der Infostele am Fähranleger wird zumindest noch ein schon einige Zeit zurückliegendes Großereignis beworben: Das Parklichter-Konzert mit Alvaro Soler und das Lichterfest des Parklichter-Samstags wechseln sich als Werbebotschaft auf der digitalen Infowand ab. Das Parklichter-Fest fand am ersten Augustwochenende statt. &bdquo;Das geht ja gar nicht. Das ist aber ganz blöd gelaufen“, ärgert sich Beate Krämer auch über diesen Fehler. Fünf solcher Infostelen gibt es in Bad Oeynhausen: eine vor und eine in der Tourist-Info im Haus des Gastes, eine am Kaiserpalais, eine am Bahnhof und eine eben am Weserradweg. Sie alle würden parallel mit denselben digitalen Inhalten gefüttert, erklärt die Staatsbad-Geschäftsführerin. Und stutzt dann, ob das wirklich so ist. Denn dass immer noch großflächig auf den Info-Stelen am Haus des Gastes, die sie ja an jedem Arbeitstag vor Augen hat, jetzt noch für Alvaro Soler geworben wird - &bdquo;das hätte ich sicher bemerkt“, sagt Beate Krämer. Sie versichert, das Problem schnellstmöglich zu beheben. Das ist beim veralteten Veranstaltungshinweis auch umgehend gelungen: Für das Konzert mit Alvaro Soler, so versichert Beate Krämer am Freitagmittag, werde nun nicht mehr geworben. Die Sache mit den Ausflugstipps aber sei etwas komplizierter, so die Geschäftsführerin der Staatsbad GmbH. Eine Kollegin werde sich übernächste Woche daransetzen, um hier Korrekturen vorzunehmen. &bdquo;Dann kann die Stele hoffentlich wieder einfach bedient werden und alle Informationen kundengerecht liefern“, so Krämer. Bis dahin bleibt der kuriose Info-Bildschirm am Weserradweg ja womöglich selbst ein originelles Ausflugsziel. Im Übrigen, so erwähnt Beate Krämer bei dieser Gelegenheit, sei sie mit der Nutzung der Bad Oeynhausener Infostelen sehr zufrieden. &bdquo;Wir hatten im ersten Halbjahr dieses Jahres 9.000 Zugriffe auf die Stelen“, berichtet sie. Das sei der beste Wert im gesamten Einzugsbereich des Teutoburgerwald-Tourismus-Verbandes, bis zum Fünffachen dessen, was andere Städte haben, freut sich die Staatsbad-Geschäftsführerin.

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