Der erste Bad Oeynhausener Whisky ist abgefüllt

Bad Oeynhausen. Der Geruch ist intensiv, der Geschmack hat Noten von Holz - der erste Bad Oeynhausener Whisky kommt in einem schönen Hellbraun daher und basiert zum einen auf einem Weizenbrand, zum anderen auf Gerste. Damit haben die drei jungen Männer von der &bdquo;Flüssigfütterung“ ihr ursprüngliches Ziel erreicht. Trotzdem wird es in der kleinen Brennerei in Volmerdingsen weiterhin Getreidebrände und - ebenfalls neu im Sortiment - Wacholder geben. Nicht nur das Sortiment, das Torben Lührmann, Tristan Cohrs und Adrian Dobrowolski anbieten, ist umfangreicher geworden, auch die Alkoholmengen haben sich in den fünf Jahren seit Bestehen verneunfacht. An diesem Abend ist Probieren angesagt. Gerste- oder Weizenbasis? Egal, in die Gläser kommen Tropfen von beiden Sorten. Und dann geht’s los. Zuerst mit der Nase, dann mit dem Gaumen. Während der eine intensiv riecht, kommt der andere Whisky dezenter daher. Etwas, das sich beim Geschmack fortsetzt. Doch wonach riecht und schmeckt er? Gute Frage. Dafür braucht es viel Training. Und vielleicht das Whisky-Aromarad, das in der Mitte grob und und nach außen hin immer feiner in den Geschmacksrichtungen unterscheidet. &bdquo;Holzig, das hier sind eindeutig Holznoten“, urteilt Torben Lührmann über den Weizen-Whisky. Alles weitere wird schwieriger. Und die Gersten-Variante? Tja, es könnte etwas Blumiges sein. &bdquo;Vielleicht Zitronengras noch? Oder Kräuter?“ Da sind auch die Kunden gefordert. Die ersten Flaschen des Single Grain Whiskys, der mit 43,6 Prozent in Halbliterflaschen daherkommt, sind abgefüllt. Rund die Hälfte ist bereits vorbestellt. Es gibt eine Variante auf Weizenbrandbasis, eine auf Gerstenbasis. &bdquo;Der hat jetzt drei Jahre gelegen“, sagt Tristan Cohrs. Drei Jahre im neuen Holzfass, in denen satte vier Liter verdunstet sind. &bdquo;21 Liter haben wir eingefüllt, 17 wieder rausbekommen - ich hätte schon ein bisschen weinen können“, ergänzt Torben Lührmann mit einem Augenzwinkern. 60 Flaschen ergeben die beiden Sorten, die in einem ebenfalls in Volmerdingsen, designten Holzkasten daherkommen. Der hat einen Keiler, das Symbol des kleinen Unternehmens, im Deckel, der raus- und reingepuzzelt werden kann. &bdquo;Er sollte sich vom restlichen Sortiment abheben“, erklärt Lührmann. Die Idee kam mit dem Fall des Brandweinmonopols Doch erst einmal haben Tristan Cors (34), Torben Lührmann (34) und Adrian Dobrowolski (33) Korn eingelagert. Selbstgebrannt. Vor fünf Jahren haben sie mit ihrem Start-Up &bdquo;Die Flüssigfütterung“ ihre eigene Brennerei eröffnet – und haben für die nächsten Jahre große Pläne. Die Idee kam, als 2018 das Brandweinmonopol fiel. &bdquo;Jeder landwirtschaftliche Betrieb durfte eine Brennerei anmelden“, erinnert sich Torben Lührmann. Was also lag näher als sein Elternhaus in Volmerdingsen - ein Bauernhof, zu dem auch ein ehemaliger Schweinestall mit Küche, der sogenannten Flüssigfütterung, gehörte. &bdquo;Wir hatten immer ein Faible für Schnaps und alle anderen fassgelagerten Getränke“, sagten die drei lachend kurz nach der Eröffnung. Hinzu kam die Lust am Experimentieren und an der Technik. Und so wurde aus einer Schnapsidee ein Start-up. 2019 haben die Freunde in Süddeutschland eine Destillieranlage gefunden und gekauft. In Eigenleistung wurde aus der Schweineküche die neue Brennerei mit angrenzendem Maischeraum. Räume, die nun um ein Fasslager erweitert wurden. &bdquo;Die Fässer sind im Laufe der Jahre immer größer geworden“, urteilt Cohrs mit einem Blick in die Runde. Waren es vor drei Jahren nur kleine 20- oder 30-Liter-Fässer, wurde in diesem Jahr ein 225-Liter-Fass befüllt und eingelagert. &bdquo;Das ist ein altes Sherry-Fass“, sagt Torben Lührmann. Daneben gibt es Bourbon-Fässer, ein Portwein-Fass, eines aus Kirschholz und natürlich Eichefässer. &bdquo;Wir haben enorm viel dazugelernt“, bilanziert Tristan Cohrs. Nicht nur bei der Pflege des angehenden Whiskys in den Fässern, sondern auch beim Brennen an sich. Waren es im ersten Jahr 30 Liter reiner Alkohol, der am Ende übrig war, sind es inzwischen 270 Liter. Die werden zum einen als Getreidebrände verkauft und zum Teil im Fass gelagert. Entweder, um in einigen Jahren Whisky zu bekommen, oder auch, um besondere Editionen auf den Markt zu bringen. So liegen in diesem Jahr gut 20 Liter Getreidebrand in einem Fass, in dem vorher ein Rumtopf eingelagert war. &bdquo;Das könnte unsere Weihnachtsedition werden“, überlegt Lührmann. Nicht nur Getreidebrände, nun auch Whisky und Wacholder Bereits von Anfang an hatten sich die drei Männer Whisky als Ziel gesetzt. Ist der Korn also nur ein Randprodukt? Und wird ersetzt? &bdquo;Keinesfalls“, betonen Tristan Cohrs und Torben Lührmann. &bdquo;Das ist unsere solide Basis, mit der wir arbeiten, der Standard. Jetzt folgt mit dem Whisky die Kür.“ Wie zum Beispiel die Vollreife im Sherry-Fass. Doch egal, was die drei in ihrer Flüssigfütterung brennen - der Dinkelbrand bleibt der Renner. &bdquo;Von dem haben wir in diesem Jahr allein 168 Flaschen abgefüllt.“ Und auch der Dinkelbrand, der 16 Monate im Fass gelagert wurde, war nach Erscheinen sofort ausverkauft. Auch mit ein Grund, warum das Portfolio erweitert wurde und der erste Bad Oeynhausener Wacholder auf den Markt kam. Von der Art her wie Gin. Aber: &bdquo;Wir dürfen ihn nicht so nennen, weil wir unseren eigenen Ausgangsalkohol nutzen und keinen Fremdalkohol zukaufen“, erklärt Torben Lührmann. &bdquo;Das können wir uns höchstens als Lohnbrennerei vorstellen, wenn wir für jemand anderen im Auftrag Gin herstellen“, sagt Tristan Cohrs. &bdquo;Aber nicht als eigenes Produkt.“ &bdquo;Wir sind jetzt endlich so breit aufgestellt und haben einen kleinen Lagerbestand, dass wir auch Tastings anbieten können“, erklärt er. Das mache schließlich nur Sinn, wenn der Kunde auch kaufen könne. Da wird dann der Whisky kredenzt, die Brände und natürlich der Wacholder - auch gerne mal als Wacho-Tonic. 2025 soll zudem der Vertrieb auf solide Beine gestellt werden. Lührmann: &bdquo;Wir werden im Oktober erneut Wacholder machen, der läuft gut. Dabei ist das eigentlich ein Produkt, das nebenbei entstanden ist. Wobei der Wacholder durch den doppelten Brennvorgang hohe Produktionskosten mit sich bringt.“ Ganz so aufwändig wie der Whisky sei er dann aber nicht. &bdquo;Der Vorteil beim Wacholder ist, dass er nach dem zweiten Brennvorgang so klar ist, dass er nicht mehr gefiltert werden muss“, ergänzt Tristan Cohrs. Und auch der Getreidegeschmack brenne sich raus. Dafür kommen bestimmte Kräuter und Gewürze hinzu. &bdquo;Der Wacholder ist schon ein nettes Produkt - aber der Whisky wird immer unser Favorit bleiben“, sagt Torben Lührmann schmunzelnd. Das sei eine ganz große Liebe. Und so sind Cohrs und Lührmann auch richtig begeistert, dass sie zusammen mit der Autorin des Textes das erste Mal wirklich in den reinen Genuss ihres Whiskys kommen. &bdquo;Herrlich“, sagt Torben Lührmann, &bdquo;wir haben den bisher immer nur kurz probiert, aber nie wirklich entspannt genossen.“ Das holen sie nun nach. Immer mit Blick auf die Tasting-Scheibe. Am Ende hat jeder seinen eigenen Favoriten gefunden. Und vielleicht wird irgendwann ja auch die Frage geklärt sein, welches Aroma die Whiskys mitbringen.

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