Einfache Worte & kurze Sätze

Integration und Heimatkunde: Stadtführung durch Bad Oeynhausen in einfacher Sprache

Stadtführerin Cornelia Lack und Organisator Alireza Fathollahzadeh Gharabaei bieten eine Stadtführung in einfacher Sprache an. Angesprochen sind vor allem Neubürger aus dem Ausland.

Cornelia Lack und Alireza Fathollahzadeh Gharabaei starten mit der ersten Stadtführung in einfacher Sprache vor der Auferstehungskirche. | © Nicole Sielermann

Nicole Sielermann
29.08.2024 | 29.08.2024, 16:34

Bad Oeynhausen. Seit mehr als fünf Jahren lebt Alireza Fathollahzahdeh Gharabaei in der Kurstadt. Der junge Mann ist umtriebig und engagiert, macht eine Ausbildung, rührt privat in vielen Töpfen, kennt bereits etliche Bad Oeynhausener - und doch gibt es noch viele Dinge, die er über seine neue Heimat nicht weiß. Die Besatzungszeit zum Beispiel war gänzlich neu für ihn. Deshalb brachte die Foto-Ausstellung im Kurpark den 25-Jährigen auf eine Idee: eine Stadtführung für neue ausländische Mitbürger in einfacher Sprache. Eine, die sofort begeistert war, ist Cornelia Lack. Sie arbeitet als Stadtführerin fürs Staatsbad und bietet nun ehrenamtlich eine neue Form des Rundgangs an.

In möglichst einfachen Worten und kurzen Sätzen macht Cornelia Lack kommenden Samstag einen Ausflug in die Stadtgeschichte Bad Oeynhausens. „In Bad Oeynhausen leben viele Menschen aus anderen Ländern und die meisten von ihnen kennen die Geschichte der Stadt gar nicht“, hat Alireza Fathollazadeh Gharabaei festgestellt. „Sie wissen vielleicht noch etwas von Schweinen, dann hört es auf“, sagt der 25-Jährige und lacht. Beim kirchlichen Arbeitskreis kam er darüber mit Cornelia Lack ins Gespräch, die sich auch im Sprach-Café der Stadtbücherei engagiert. Sie versprach eine ehrenamtliche und kostenlose Stadtführung - bei der aber ein Hut rumgehen wird für eine kleine Spende.

Bad Oeynhausen in einfachen Worten

„Ich versuche, wirklich mit einfachen Sätzen auf die Geschichte einzugehen, möchte auf die Menschen eingehen, auf ihre Mimik und erkennen, ob es verstanden wurde“, erklärt Lack. Die gesamte Organisation obliegt dem 25-jährigen Iraner, der auch als Begleiter dabei sein wird. „Ich habe schon einige Anmeldungen“, sagt Alireza Fathollahzadeh Gharabaei, der eine Ausbildung bei Denios macht und sich freut, Menschen aus vielen Ländern begrüßen zu können. „Wir nehmen alle mit, die auftauchen“, sagt Cornelia Lack. Bisher seien Menschen aus Syrien, Afghanistan, der Türkei, dem Irak, Iran und aus China angemeldet.

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Damit noch mehr hinzukommen, rührt Alireza kräftig die Werbetrommel. „Ich habe Flyer verteilt und auch in den Sprachkursen der VHS Bescheid gegeben“, sagt er. Dort gebe es gleich eine ganze Deutschgruppe, die sich für das neue Angebot interessiere. Auch Alireza Fathollahzadeh Gharabaei selbst absolvierte Sprachkurse an der VHS, als er vor fünfeinhalb Jahren mit seiner Mutter aus dem Iran nach Bad Oeynhausen kam. Die beiden waren zum Christentum konvertiert und hatten keine sichere Heimat mehr. „Die Mutter arbeitet inzwischen als Altenpflegerin“, sagt Lack. Beide engagieren sich im evangelischen Kirchenkreis - ein guter Weg zur Integration, wie der 25-Jährige sagt. „Ich kenne schon viele Bad Oeynhausener“, sagt er nicht ohne Stolz.

Start der Stadtführung in einfacher Sprache ist am Samstag, 31. August, um 15 Uhr an der Auferstehungskirche am Kurpark. Von dort geht es einmal quer durch den Kurpark, zum Badehaus I und natürlich entlang der Fotos, anhand derer Lack einen Abstecher in die Zeit der englischen Besatzer machen wird. Ob es eine Wiederholung des Angebotes geben wird, wird sich zeigen: „Wir testen, wie’s ankommt“, sagen die beiden.