Hängepartie bei Finanzierung: So funktionieren Sprachkurse in Höxter

Höxter/Kreis Höxter. Der Aufschrei im Januar war groß: &bdquo;Kahlschlag bei Integration und Sprache: Viele Kurse in OWL brechen weg“ titelte die &bdquo;NW“ überregional und stellte eine Halbierung der Förderung von Integrations- und Sprachkursen als Schreckensszenario in den Raum. Mittlerweile haben sich die Gemüter etwa beruhigt, denn Ende Januar beschloss der Haushaltsausschuss des Bundestages, in diesem Jahr 262 Millionen Euro – statt der geforderten 560 Millionen komplett bis zum Jahresende – zusätzlich für diese Angebote zur Verfügung zu stellen. Bis Ende August soll damit das Angebot gesichert werden. Danach? Offen. Doch wie funktioniert das eigentlich mit diesen Kursen? Und bringen sie was? Ja, sagt der Leiter der VHS Höxter-Marienmünster, Rainer Schwiete, ohne Zögern. Er weiß, dass das Thema selbst nicht erste Priorität in Berlin hat. Und es herrsche gerade allgemein eine große Unruhe und Unsicherheit. Dazu tragen nicht nur die gekürzten finanziellen Mittel, sondern auch die überbordende Bürokratie und der Status der Arbeitsverträge bei Kursleitungen bei. Ähnlich wie an Musikschulen nach dem Herrenberg-Urteil wird diskutiert, die bisherigen Honorarkräfte mit Arbeitsverträgen an die VHS-Sen zu binden. &bdquo;Bundesweit ein Thema bei allen Bildungsträgern.“ Lesen Sie auch: Kahlschlag bei Integration und Sprache: Viele Kurse in OWL brechen weg Aber zurück zu den Sprachkursen. &bdquo;Wir hoffen auf den neuen Bundestag im Sommer“, sagt der Höxteraner Leiter. &bdquo;Irgendwie“ gehe es jetzt zunächst weiter mit den 262 Millionen Euro bis zum Sommer, sagt er mit Zuversicht und Ruhe. &bdquo;Wir machen so weiter, denn wir machen ja nichts verkehrt.“ So lang ist die Warteliste allein in Höxter Denn die Kurse – normalerweise drei bis vier pro Jahr in Höxter, dieses Jahr drei – hätten sich bewährt und seien nachgefragt, erklärt Schwiete. 60 bis 80 Menschen werden pro Jahr bei der VHS in Höxter aufgenommen, 20 pro Kurs. Bunt gemischt und damit vielfältig. &bdquo;Unsere Warteliste in Höxter umfasst mehr als 100 Personen.“ Zur Einordnung: Kürzung bei Integration und Sprache: Verheerendes, populistisches Signal Bundesweit rechnet man mit 326.000 Kursteilnehmerinnen und -teilnehmern. Ein starkes Argument. &bdquo;Wo eine Tür zugeht, kann eine andere aufgehen“, fasst der VHS-Leiter zusammen. Was zum Jahresanfang in Höxter an Kursen eingestielt worden sei, das wolle man mit Zuversicht angehen. &bdquo;Und doch aufmerksam bleiben mit Blick auf die Baustellen.“ Der Deutsche Volkshochschul-Verband nennt das Ziel dieser Aufmerksamkeiten: &bdquo;Die Integrationskurse müssen dauerhaft solide und bedarfsgerecht finanziert werden – und das ist weiterhin nicht gewährleistet.“ In Höxter sind die Ressourcen schon eingeschränkt Die Ressourcen in Höxter sind schon jetzt eingeschränkt angesichts der enormen Nachfrage und des Bedarfes. Räumlich wie personell eingeschränkt. Häufig seien es ehemalige Lehrer, die als Lehrkräfte arbeiteten: &bdquo;Mein höchster Respekt für sie.“ Durch Corona seien ihnen jedoch viele weggebrochen. Anspruch sei es, die deutsche Sprache zu lernen – mündlich wie schriftlich. In Modulen, die aufeinander aufbauen. &bdquo;Wir sind seit 2005 mit den sechs Modulen à 100 Stunden dabei“, erinnert er sich. Heißt konkret: 15 bis 20 Wochenstunden, vier bis fünf Tage in der Woche immer vormittags wird gebüffelt. Fünf Wochen – macht ein geschafftes Modul. Bei Berücksichtigung der Ferien sollten die Lernenden binnen eines Jahres durch sein. Nach dem sechsten Module erwarte sie eine externe Sprachprüfung, mündlich wie schriftlich. Passend zum Thema: Muss Höxters Geflüchteten-Hilfe bald die Türen schließen? Das lernen die Teilnehmer im siebten Modul Das siebte Modul – auch 100 Stunden – setze oben drauf mit den Themen Geschichte, Rechte, Pflichten in Deutschland. &bdquo;Daran schließt sich dann der Einbürgerungstest an“, erklärt Schwiete. Von den europäischen Sprachstufen – A1 und A2 heißt elementar, B1 und B2 selbstständig sowie C1 und C2 kompetent – setzt die VHS Höxter vor allem auf B1-Stufe: heißt: Sprachkenntnisse auf dem Niveau zehnte Klasse Realschule. Etwa die Hälfte der Teilnehmer schaffe das im ersten Anlauf, es gibt die Möglichkeit für Nachschulungen. Und es gibt abhängig von den Voraussetzungen beispielsweise auch Analphabeten-Extrakurse, die bis zu 1.200 Stunden dauern. Die Frage sei immer vorweg: &bdquo;Wie bildungsgewohnt ist ein Teilnehmer?“ Deshalb gibt’s für alle zuerst einen Einstufungstest, nach dem einige schon in dritte oder vierte Module eingeordnet werden können. Denn die Spannbreite der ankommenden Geflüchteten sei groß. Sehr groß. Vom Akademiker bis zum Landarbeiter. Das könnte Sie interessieren: Wie Ehrenamtliche den Geflüchteten die deutsche Sprache lehren Noch etwas anderes brennt ihm unter den Nägeln: Schwiete spricht von einem &bdquo;Bürokratie-Monster“, was diese Kurse betrifft: angesichts der Dokumentations- und Verwaltungspflichten, die viel Verwaltungsarbeit bündelten. &bdquo;Wir alle empfinden das als schlimm“, sagt er. &bdquo;Kein anderer Bildungsbereich der VHS ist ähnlich intensiv. Wir reden überall von Bürokratieabbau – und jeder packt hier noch ’ne Schippe drauf.“ Warum der VHS-Leiter die Kurse dennoch nicht missen möchte Dennoch möchte der VHS-Leiter diese Sprach- und Integrationskurse nicht missen: &bdquo;Bundesweit bröckelt der Fremdsprachenbereich an den Volkshochschulen.“ Weil man mit Englisch weltweit weiterkommt und den Simultanübersetzer mit dem Handy meist dabei habe, brauchten viele keine Fremdsprachen mehr. Schwiete: &bdquo;Diesen Einbruch können wir mit den Deutschkursen kompensieren.“ Denn sie seien – bei aller Bürokratie – lukrativ und wichtig für die VHS. Und außerdem: &bdquo;Die Förderung von Vielfalt ist ein wichtiges Thema der Volkshochschulen. Und das ist für uns eine Herzensangelegenheit.“

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