Varieté in Bad Oeynhausen: Artistische Reise zu den Grenzen des Bewusstseins

Bad Oeynhausen. Meditieren. Das hört sich nach tiefer Entspannung und veränderten Bewusstseinszuständen an. Darüber, ob die spirituellen Geistesübungen ein Heilmittel sind oder unerwünschte Nebenwirkungen mit sich bringen, streitet sich zurzeit die Wissenschaft. Die Absolventen der staatlichen Artistenschule in Berlin haben da eine klare Haltung. Auf der Bühne im GOP-Varieté im Kaiserpalais war von vermeintlich lästigen Nebenwirkungen der Meditation nichts zu spüren, als die Nachwuchskünstler, unterstützt von Artisten der Zirkusschule Ecole Nationale de Cirque, der Berufsfachschule Circartive School und der Tanzschule Seneca, auf einer Reise ins Unterbewusstsein einen beeindruckenden Querschnitt ihres Könnens zeigten. Die Debütanten-Show mit dem Titel &bdquo;The Meditation“ kam beim Publikum hervorragend an. Kein Wunder, denn in der 20. Absolvententour der Berliner stecken jede Menge Leidenschaft und Energie. Lesen Sie auch: Ein artistisches Loblied auf die Freundschaft in Bad Oeynhausen Drei laute Gongschläge. Ein in Artistenkreisen beliebter Reifen rollt durch den Nebel. Dann hört man Wassertropfen laut aufschlagen. Zehn junge Menschen betreten die Bühne. Setzen sich hin und meditieren zu Ansagen vom Band wie &bdquo;Turn off your mind“, &bdquo;Open minded for friends“ und &bdquo;Open your mind“ - Aufforderungen, in die Welt der Meditation zu versinken. Die Gruppe versinkt in gemächlicher Ruhe und überschreitet die Grenzen des Bewusstseins. Minuten später erheben sich die jungen Künstler und wechseln in sämtliche klassische Disziplinen, die die Artistik zu bieten hat. Von der Jonglage über die Tanzakrobatik, vom Vertikalseil über den Chinesischen Mast bis hin zum Trapez und Vertikaltuch. Selbst die Zirkusdisziplin Hairhanging, bei der Darstellerinnen an ihren Haaren aufgehängt, sich hoch oben in den Lüften akrobatisch bewegen, fehlt nicht in dieser Show. Die Angst vor den ersten Schritten auf die Bühne Das Publikum erlebt eine Reise durch die verborgenen Tiefen des Geistes und die Grenzen des Bewusstseins. Und erfährt, was junge Künstler bewegt und antreibt - von innerer Unruhe bis hin zum Streben nach Balance - während sie einzeln aber auch gemeinsam die vielfältigen Facetten des Menschseins erkunden. Da geht es um das Lampenfieber. Die Angst vor den ersten Schritten als Bühnenkünstler. Um die persönlichen Zweifel und Herausforderungen und wie man sie überwinden kann. Dargestellt wird das in kraftvoller artistischer Sprache. Etwa wenn Daria Rupp, nur an ihren Haaren in der Luft hängend, sich so anmutig in fließenden Bewegungen durch die Luft windet, als sei sie schwerelos. Oder Clemence de Luca, die sich in schwindelerregender Höhe elegant dreht, als hätte die Schwerkraft keine Grenzen. Ähnlich wie Cassandra Raineri, die am Vertikaltuch und am Stagepole technische Perfektion beweist. Zu den Höhepunkten der Show gehören aber auch die Tanzakrobatik von Antonia Irrgang oder die Strapaten-Nummern von Clara Seitz. Am Trapez fasziniert Lyn Klee das Publikum genauso wie Walid Merhi mit seiner Jonglierkunst oder Sören Geisler mit seinem Diabolo. Brillant sind auch die präzise Wurftechnik in der Jonglage von Markian Strotsik und die atemberaubenden Figuren von Elianor am Chinesischen Mast. Oder die Eleganz, mit der Sarak Hofmannn und Stela Stakeviciute das Cyr bewegen. Es ist aber nicht nur die technische Perfektion, die das Publikum begeistert, sondern vor allem die spürbar tiefe Emotionalität, die in der Kunst der jungen Nachwuchskünstler steckt. Die Gäste bedanken sich mit kraftvollem Applaus für die überzeugende Show.

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