Wikinger-Fan aus Bad Oeynhausen legt heidnische Kultstätte im eigenen Garten an

Bad Oeynhausen/Bückeburg. Wenn am 27. Juli das &bdquo;Mittelalterlich Phantasie Spectaculum“ (MPS) in Bückeburg seine Tore für zwei Wochenenden öffnet, dann wird einer ganz sicherlich nicht fehlen: Seit weit über zehn Jahren ist Frank Kessler als Besucher von dem weltweit größten, reisenden Mittelalter-Musik-Festival nicht mehr wegzudenken. Anfangs nur als Gast in Bückeburg reist der 47-jährige Bad Oeynhausener dem riesigen Mittelalter-Spektakel schon seit Jahren von Spielort zu Spielort hinterher. Vor allem die Wikinger und die nordische Mythologie rund um die vorchristliche germanische Götterwelt haben ihn und seine Familie in den Bann gezogen. Jetzt hat sich der Bad Oeynhausener auf seinem Gartengrundstück eine eigene heidnische Kultstätte angelegt. Dort sollen zukünftig mittelalterliche Treffen und Feste ebenso möglich sein wie das Lagern und Campieren für Mittelalter-Fans im Freien. Mittelalter und Wikingertum, das waren früher für Frank Kessler, der beruflich als Notfallsanitäter arbeitet, allenfalls Begriffe. Bis ihn dann ein Bekannter vor rund 15 Jahren das erste Mal dazu bewegte, einmal nach Bückeburg mitzukommen: Da sei so ein etwas größerer Mittelaltermarkt am Mausoleum. Ganze Familie im Mittelalter-Fieber Der &bdquo;etwas größere Mittelaltermarkt“ erwies sich als Mammutveranstaltung mit einer Fläche von 20 Fußballfeldern und einer insgesamt sicher fünfstelligen Zahl von Besuchern, zu denen auch fortan Frank Kessler zählte. &bdquo;Meine ganze Familie ist davon besessen“, so der sechsfache Familienvater. &bdquo;Mein jüngster Sohn Thalion-Johannes hat auf dem MPS in Bückeburg die Brust bekommen.“ Heute ist der Junior 11 Jahre alt und besitzt – natürlich – wie alle in der Familie eine eigene Gewandung, mit der er auf dem Mittelalter-Festival unterwegs ist. Besonders häufig war und ist Frank Kessler seitdem anzutreffen im Kreise der &bdquo;Ritter der Beerenweine“: Diese Herren und wohlgemerkt auch Damen könnte man – für Außenstehende – am treffendsten als mit besonderen, nämlich ritterlichen Ehren ausgestattete Stammkunden der Firma Beerenweine aus Minden bezeichnen, die in ganz Deutschland auf Großveranstaltungen und Festivals wie dem MPS mittelalterliche Frucht- und Gewürzweine anbietet. Erstmals zum Ritter der Beerenweine geschlagen wurde Frank Kessler im Sommer 2017 auf dem MPS in Bückeburg. Was vielen allein schon dadurch in Erinnerung geblieben sein dürfte, weil er auf die Bitte von MPS-Moderator Horis El Hammamy alias Bruder Rectus, zum Ritterschlag standesgemäß auf die Knie zu gehen, erwiderte: &bdquo;Seit wann kniet ein Nordmann vor einem Christen?“ Im Kreise der Beerenwein-Ritter entstand auch Frank Kesslers Spitzname &bdquo;König“, unter dem ihn mittlerweile zahllose andere Besucher und Fans auf dem MPS kennen. Frank Kessler baut sich eigene Kultstätte 2019 erlebte Frank Kessler im Freundeskreis erstmals die Weihung einer heidnischen Feuerstelle und entwickelte sofort den Wunsch nach einer eigenen ähnlichen Kultstätte. Ins Werk gesetzt haben er und seine Familie das jetzt auf ihrem heimischen Grundstück: Es ist ein etwas versteckt gelegenes, dicht bewaldetes und gerade dadurch besonders idyllisches Fleckchen Erde am östlichen Auslauf von Bad Oeynhausen, an den Seiten begrenzt durch die Bundesstraße B514 Richtung Vlotho und die Bahnstrecke Löhne-Hameln-Elze. Dort entstand ausschließlich in Eigenleistung der Familie in einem kreisförmig gewachsenen Hain eine steinerne Feuerstelle, die jetzt in Anwesenheit zahlreicher Freunde von einem eigens dazu aus Österreich angereisten Druiden geweiht wurde. &bdquo;Freie Stätte Haithabu“ haben Frank Kessler und seine Familie den Ort getauft. Der Name spielt auf die im 8. Jahrhundert gegründete Stadt Haithabu nahe dem heutigen Schleswig an, die von dänischen und schwedischen Wikingern beherrscht und 1066 nach der Plünderung durch die Westslawen aufgegeben wurde. Und so wie das historische Haithabu während seiner Blütezeit eines der wichtigsten nordeuropäischen Handelszentren des frühen Mittelalters war, durch das Waren und Händler aus aller Herren Länder strömten, so möchte auch Frank Kessler sein Haithabu verstanden wissen: &bdquo;Wir wollen ein Ort der Begegnung, des Austauschs und des Feierns für alle sein, die unsere Leidenschaft für das Mittelalter, das Wikingertum und die nordischen Mythen teilen.“ Das möchte Kessler mit der Kultstätte erreichen Womit der Bad Oeynhausener zugleich jeglicher Nähe zu rechtem Gedankengut, wie es tatsächlich aktuell in einigen Bereichen der Wikinger-Szene und bei Anhängern nordischer Mythologie zu finden ist, eine glasklare Abfuhr erteilt: &bdquo;Bei uns ist wirklich jeder willkommen. Und Politik hat dabei bitte draußen zu bleiben.“ Vielmehr soll die &bdquo;Freie Stätte Haithabu“ gerade verbindende Wirkung haben: &bdquo;Wir wollen eine Brücke sein zwischen den Menschen, eine Brücke zur Natur und eine Brücke zwischen der Normalität und dem Leben, welches man gerne leben möchte.“ Dazu sollen in Zukunft nicht nur Treffen und Feiern auf seinem Grundstück rund um die frisch geweihte Kultstätte möglich sein: Wer möchte, kann dort auch sein Zelt aufschlagen und lagern. Und das unentgeltlich. Nur die Kosten für Strom und Wasser möchte Frank Kessler von campierenden Gästen erstattet bekommen: &bdquo;Damit kann ich anderen Menschen mit ähnlichen Interessen eine Anlaufstelle bieten und habe zugleich bei mir auf dem Grundstück das Lagerleben, das ich so liebe.“ Kontaktaufnahme mit Wikinger Kessler per Mail Sogar ein eigenes Wappen haben Frank Kessler und seine Familie entworfen: Es zeigt neben gekreuzten Äxten und Drachen den Porta-Durchbruch mit dem Kaiser-Wilhelm-Denkmal auf dem Wittekindsberg und dem Fernsehturm auf dem gegenüberliegenden Jakobsberg. &bdquo;Die könnte man nämlich von hier sehen, wenn der Wald nicht so dicht wäre.“ Wer mit Frank Kessler Kontakt aufnehmen möchte, weil er beispielsweise an einem Lager auf seinem Gelände teilnehmen möchte, kann ihn unter der E-Mail-Adresse freie.staette.haithabu@online.de erreichen. Das &bdquo;Mittelalterliche Phantasie Spectaculum“ findet in diesem Jahr am 27. und 28. Juli sowie am 3. und 4. August in Bückeburg statt.

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