Gründungsjubiläum

Musiklehrer rocken den Festakt zum 50. Geburtstag der Musikschule Bad Oeynhausen

Bei der Feierstunde zum Jubiläum sorgen die Lehrkräfte erst für sorgfältig gesetzte Töne – und dann für Partystimmung. Die Gäste waren begeistert.

Die Lehrer-Kombo rockt den Festakt im Rüschenhemd: Björn Gbur (E-Gitarre), Toshie Seo (Flügel), André Malik (Bass) und Richard Meier (Schlagzeug). | © Ulf Hanke

22.04.2024 | 22.04.2024, 12:00

Bad Oeynhausen. Der Auftakt zum Feiertrilogie ist schon mal gelungen: Die Musikschule hat ihr Jubiläum mit einem Festakt zum 50-jährigen Bestehen gefeiert. Im Konzertsaal der Schule trafen sich Freunde und Förderer der Bildungsinstitution, um das hohe Lied auf die Bedeutung der Musikerziehung anzustimmen. Der eigentliche Star des Abends aber waren die Musiklehrer der Schule, die zwischen den Grußworten das Publikum mit ihrem Können von den Stühlen rissen. Wohlgemerkt nicht durch Worte, sondern durch Musik.

Zuvor ergriffen aber zwei Bürgermeister das Wort am Notenständer, der als Rednerpult diente. Erst der amtierende Bürgermeister Lars Bökenkröger, wenig später sein Vorvorgänger Klaus Mueller-Zahlmann als Vorsitzender des Fördervereins. Beide Bürgermeister haben nie selbst ein Instrument gelernt und waren nie Musikschüler. Genau das bedauerten die beiden aber, wie sie im Gespräch mit der NW nach dem Festakt verrieten. Während Bökenkröger gerne Klavierunterricht genommen hätte, wäre Mueller-Zahlmann wohl der Mann an der Stromgitarre geworden.

„Musik“, sagte Bökenkröger in seiner öffentlichen Rede, „ist nicht nur Unterhaltung, sondern wichtiges Element der menschlichen Entwicklung.“ Sie fördere Disziplin, Ausdauer, Teamarbeit, Kreativität und Konzentration. Wer musiziert, habe erwiesenermaßen bessere schulische Leistungen und größere Sozialkompetenz. „Ich will das nicht überhöhen“, sagte Bökenkröger, „aber wir brauchen kreative Menschen, die flexibel einsetzbar sind.“ Musik sei „unverzichtbarer Bestandteil der Erziehung“.

Newsletter
Update zum Abend
Informiert bleiben mit täglichen News aus dem Kreis Minden-Lübbecke, OWL und der Welt.

„Die Politik hat die Musikschule nicht infrage gestellt“

Glücklicherweise sehe nicht nur er das so, sondern auch der Stadtrat, erklärte der amtierende Bürgermeister. In Phasen mit schwieriger Haushaltssituation, werde stets der Blick auf die freiwilligen Leistungen gelenkt. Das ist auch im Jubiläumsjahr der Musikschule so. Im aktuellen Haushalt klafft ein Loch von 16 Millionen Euro. Die Musikschule kostet die Stadt laut Haushaltsplan etwa 1,4 Millionen Euro jährlich, wovon etwa 400.000 Euro durch Gebühren wieder eingenommen werden. Diese Zahlen nannte Bökenkröger zwar nicht, aber er sagte: „Ich bin froh, dass die Politik die Musikschule nicht infrage gestellt hat.“

Miriam Köpke, Regionalsprecherin der OWL-Musikschulen in NRW und Leiterin der Bielefelder Musikschule, lenkte den Blick auf die Menschen, die alles das stemmen, was die Politik von der Musikschule erwartet: die Lehrkräfte. „Das alles geht nicht ohne hochqualifiziertes Team und eine inspirierende Leitung“, sagte Köpke. Die Musikerinnen und Musiker leisteten das „trotz aller Widrigkeiten“ und „für eine Bezahlung, die für unsere Gesellschaft nicht angemessen ist“. Und weil es dem Publikum an dieser Stelle kurz den Atem verschlug, schob Köpke hinterher: „Das musste mal gesagt werden.“

Beide Bürgermeister haben nie ein Instrument gelernt, aber wenn sie es könnten, würden sie sich für diese entscheiden: Klaus Mueller-Zahlmann (E-Gitarre) und Lars Bökenkröger (Flügel). - © Ulf Hanke
Beide Bürgermeister haben nie ein Instrument gelernt, aber wenn sie es könnten, würden sie sich für diese entscheiden: Klaus Mueller-Zahlmann (E-Gitarre) und Lars Bökenkröger (Flügel). | © Ulf Hanke

Wie zum Beweis dieser Leistung legten die Klavierlehrer Artur Pacewicz und Toshie Seo danach einen vierhändiges Klavierstück von Georges Bizet auf den Konzertflügel hin, der das Publikum zu einem regelrechten Beifallssturm verleitete.

Dagmar Hillebrand war eine „Visionärin“

Klaus Mueller-Zahlmann erinnerte danach an die Gründungsphase der Schule, die für Bad Oeynhausener Verhältnisse überraschend zackig verlief. Im Februar 1973 habe der Stadtrat erstmals über die Gründung der Musikschule diskutiert. Und schon im Juni des gleichen Jahres wurde der einstimmige Beschluss zur Gründung gefasst. „Die Musikschule hatte einen Riesen-Rückhalt“, sagte Mueller-Zahlmann. 564 Kinder und Jugendliche hätten damals ihr Interesse am Unterricht bekundet. „Und da war niemand, der böse Leserbriefe schrieb.“

Die Initiative zur Gründung sei dabei aus der Mitte der Stadtgesellschaft gekommen. Besonders eine Frau habe sich darum verdient gemacht: Dagmar Hillebrandt. Mueller-Zahlmann nannte sie eine „Visionärin“ und bedauerte, dass der Kontakt zur ersten Vorsitzenden des Fördervereins, also seiner Vorgängerin, über die Jahrzehnte abgerissen sei.

Im Januar 1974 fand das erste Festkonzert der neuen Musikschule statt. Es ist gewissermaßen das Gründungsdatum der Musikschule. Musiklehrer Björn Gbur erinnerte an das Jahr mit einem kleinen Film, in dem eine durch künstliche Intelligenz sprechende Mona Lisa in die Weltlage 1974 erklärt und die wichtigste Musik des Jahres einführt.

Im März 1974 waren bereits 452 Schüler in den Räumen der Musikschule an der Wiesenstraße angemeldet. Heute hat die Schule 1.200 Schüler und 24 Lehrer. Von den Mitarbeitern der erste Stunde kamen drei zum 50. Geburtstag: Die Musiklehrerin Ute Treude, der Musiklehrer Friedmar Spengler und die Verwaltungsfachkraft Heidrun Jelkmann.

Mit der Musik der 1970er Jahre rissen die Musiklehrer dann ihr Publikum von den Stühlen – zum Umtrunk mit Häppchen ins Lehrerzimmer. Eine Kombo von vier Musiklehrern enterte mit Perücken und Glitzer-Outfits sowie Gitarre, Bass, Klavier und Schlagzeug die Bühne. Kurze Triggerwarnung: „Es wird laut!“ Und dann rockten die vier Lehrer den Festakt.

Zum 50. Geburtstag gab’s natürlich auch Geschenke: Sparkasse und Volksbank stifteten jeweils 500 Euro, die Lions weitere 1.000 Euro für die Musikschule.

Fotostrecke


22 Bilder
Festakt Musikschule