Getrennte Brücken für Radler und Fußgänger auf dem Weserradweg in Bad Oeynhausen

Bad Oeynhausen. Die Eröffnungsgäste stehen im Weg. Gerade wurden die Absperrbaken zur Seite gehoben, nun hat sich gut ein Dutzend Menschen - Ratsmitglieder, Planer, Vertreter des Bauunternehmens - am Freitagmittag am Alten Fährhaus getroffen, um den zweiten Ausbauabschnitt des Weserradweges zu eröffnen. Und schon treten die Radler, die nun mehr oder weniger fröhlich die Zeremoniengruppe umkurven müssen, den Beweis dafür an, dass der Weserradweg zu den beliebtesten Fernradwegen Deutschlands gehört. Und er wird im Bereich der Stadt Bad Oeynhausen immer schöner. "Rekordverdächtig" findet Bürgermeister Lars Bökenkröger die Bauzeit. Nur knapp vier Monate hat es gedauert, den Abschnitt zwischen den Gaststätten Weserhütte und Altem Fährhaus auszubauen. Das Teilstück ist zwar nur etwa 300 Meter lang, hält aber einige Besonderheiten bereit. So gibt es jetzt zwei Brücken über den Borstenbach. Die alte Holzbrücke ist allein den Fußgängern vorbehalten, die neue Aluminiumbrücke daneben ist für die Radfahrer. Denn wie schon im ersten Bauabschnitt zwischen Werre-Weser-Kuss und Weserhütte, der im Mai eingeweiht wurde, haben Radler und Fußgänger auch in diesem zweiten Bauabschnitt getrennte Wege bekommen. Die Wege, jeder etwa drei Meter breit, trennt ein komfortabler Mittelstreifen, der Platz für Bäume und im nächsten Frühjahr auch für eine Wildblumenwiese bietet. Zudem soll es im aufgeweiteten Trennbereich einen kleinen Spielplatz geben. "Die Geräte kommen erst in den nächsten Wochen. Aber wenn dann im Frühjahr auch wieder verstärkt Familien auf dem Weserradweg unterwegs sind, werde die sicher gern genutzt", ist Bürgermeister Lars Bökenkröger überzeugt. Das Vermächtnis des Henkers Auch Bänke, Fahrradabstellplätze und eine Sitzgruppe finden noch auf dem Mittelstreifen Platz. Die Sitzmöbel geben Gelegenheit, im Schatten einer besonderen Sehenswürdigkeit des Radweges zu rasten: dem Derrick-Kran. Der Name des denkmalgeschützten Zeugen der Rehmer Industriegeschichte geht nicht etwa zurück auf einen bekannten Fernsehermittler der 70er Jahre, sondern auf einen britischen Henker: Thomas Derrick entwickelte Anfang des 17. Jahrhunderts für seine Arbeit einen dreibeinigen Galgen. Nach dessen Prinzip wurden bis ins 20 Jahrhundert Ladekräne konstruiert. Zwei &bdquo;Derricks“ be- und entluden auf der Rehmer Insel Weserschiffe, zum Beispiel für die inzwischen abgerissene Holzhandlung Landré und Bartels. Die Geschichte der Kräne soll demnächst auf Infotafeln erläutert werden. Die Tafeln aus Aluminium stehen schon, die Folien mit der Beschreibung fehlen noch. Und auch das hölzerne Steuerhaus soll noch aufgearbeitet und so gestaltet werden, dass man die Technik im Inneren sehen kann. "Dafür hoffen wir noch auf Fördermittel vom Landschaftsverband", sagte Jan-Martin Müller, Bereichsleiter für das Infrastrukturmanagement der Stadt. Lars Bökenkröger freute sich bei der Freigabe des Sanierungsstücks nicht nur über die flotte Bauzeit, sondern auch über die Fördermittel. 90 Prozent der 725.000 Euro, die dieser Abschnitt kostet, trägt das Land über das Förderprogramm "Regionale". "Das hört man ja gern als Bürgermeister", sagte Bökenkröger. Dritter Bauabschnitt könnte im Herbst 2024 starten "Den dritten Bauabschnitt bis zur Stadtgrenze kriegen wir auch noch hin", sagt der CDU-Fraktionsvorsitzender Kurt Nagel. Jens Grove von der Stadtverwaltung berichtete, dass die Planungen dafür laufen. Auf dem knapp einen Kilometer langen Abschnitt vom Alten Fährhaus bis zur Königstraße soll der Weg einfacher, nur mit einer drei Meter breiten Asphalttrasse ausgebaut werden. Vor allem im ersten Abschnitt aber muss er relativ aufwendig zur Weser hin abgefangen werden, damit er breiter werden kann. 900.000 Euro sind laut Grove dafür angesetzt. "Wenn alles gut klappt, kann der Bau im Herbst 2024 starten", stellte der Baufachmann in Aussicht. "Und dann fehlt uns nur noch eine Fähre", meint Karl-Hermann Hottel (SPD) mit Blick auf die alte Weserfähre Amanda, die aber ihren Pendeldienst zwischen Rehme und Porta längst eingestellt hat. "Das ist ein Problem zwischen Daumen und Zeigefinger", sagt Kurt Nagel und unterstreicht seinen Hinweis mit der Geste des Geldzählens. Und Bürgermeister Bökenkröger versichert: "Wir sind da aber in Gesprächen."

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