Edeka hat Bad Oeynhausener Baugelände an die Bahn vermietet

Bad Oeynhausen. Es wird gebaggert auf dem Gelände hinter dem Autohaus Fuhrken. Aber nein: Hier hat nicht etwa die Edeka Minden-Hannover mit den Bauarbeiten für das dort geplante E-Center begonnen. Vielmehr lässt die Bahn hier Platz schaffen für einen Bauhof. Wenn Anfang September planmäßig die Arbeiten für Abriss und Neubau der Bahnbrücke Herforder Straße/Kaiserstraße beginnen, sollen hier Material gelagert und Maschinen abgestellt werden. Die Frage ist: Welche Auswirkungen hat das auf den Zeitplan der Edeka für den Bau des neuen Supermarktes? Der Aushang der DB Netze AG am Bauzaun des Grundstücks an der Heinrichstraße erklärt die Eckdaten: Das Grundstück ist demnach Teil des Projektes "Neubau der Eisenbahnüberführung Kaiserstraße", wie das Vorhaben von der Bahn offiziell genannt wird - obwohl die Bahnbrücke hier nicht über die Kaiserstraße, sondern über die Herforder Straße geführt wird. Das voraussichtliche Ende der Arbeiten ist auf den 31. August 2025 terminiert. Solange das Gelände aber als Lagerplatz genutzt wird, scheint ein baldiger Baubeginn für das E-Center ausgeschlossen. "Nutzungsvertrag mit der Bahn läuft deutlich kürzer" "Die Arbeiten der Deutschen Bahn sind mit uns abgestimmt", teilt einen Sprecherin der Edeka Minden-Hannover auf Nachfrage der NW mit. "Als Eigentümer des Grundstücks haben wir dazu einen Nutzungsvertrag mit der Bahn geschlossen, der allerdings deutlich kürzer läuft als das genannte Datum", so die Unternehmenssprecherin, die um Verständnis dafür bittet, "dass wir zu den genauen Vertragsinhalten keine Auskunft geben." Im Oktober 2020 wurde ein Durchführungsvertrag zwischen der Zehnte Planbau Grundstücksverwaltungsgesellschaft, einer Tochter der Edeka Minden-Hannover, und der Stadt Bad Oeynhausen abgeschlossen. Darin wurde eine Frist festgelegt, in der Edeka einen Bauantrag für einen Lebensmittelvollversorger mit einer Verkaufsfläche von 3.750 Quadratmetern einreichen musste. Diese Frist lief Ende Januar dieses Jahres aus. Der Lebensmittelkonzern beantragte eine Verlängerung dieser Frist um drei Jahre – bis zum 28. Januar 2026. Das aber lehnte der Ausschuss für Stadtentwicklung (ASE) im Februar ab. Der Ausschuss stimmte bei nur einer Gegenstimme lediglich einer Verlängerung um ein Jahr zu. Demnach muss die Edeka also bis Ende Januar 2024 einen "vollständigen und genehmigungsfähigen Bauantrag" vorlegen. Die weiteren Fristen ergeben sich aus dem Durchführungsvertrag. 24 Monate bleiben Edeka dann noch bis zum Baubeginn, weitere 24 Monate bis zur Fertigstellung. Den Termin Baustart bis zum 29. Januar 2026 könnte der Lebensmittelkonzern also grundsätzlich sogar auch dann noch einhalten, wenn das Gelände bis August 2025 von der Bahn genutzt würde. "Ein Zeitplan liegt uns nicht vor" Doch auch wenn die Bahn das Gelände nicht solange belegt, gibt es kaum Hoffnung, dass Edeka früher mit dem Projekt starten könnte. "Der Bauantrag für unser neues Edeka-Center in Bad Oeynhausen befindet sich aktuell in der Erstellung und soll fristgerecht eingereicht werden", erklärte die Unternehmenssprecherin am Donnerstag gegenüber der NW. "Wir gehen von einer zeitnahen Genehmigung aus", teilte sie mit. Der Start der Bauarbeiten sei aber nach wie vor von der verkehrlichen Erschließung abhängig. "Erst wenn diese gesichert ist, startet auch der Bau", so die Sprecherin. "Ein Zeitplan liegt uns dafür nicht vor, wir begrüßen aber selbstverständlich jeden Fortschritt in Richtung Rückbau der Mindener Straße." So hatte auch Simon Zehler von der Edeka Minden-Hannover im Februar den Antrag auf Fristverlängerung begründet. &bdquo;Ein Markt in der geplanten Größe hat pro Jahr rund eine Million Kunden, über 3.000 am Tag“, sagte Zehler dem ASE. &bdquo;Das verlangt eine leistungsfähige Verkehrsanbindung, sonst funktioniert das nicht.“ Der Parkplatz des E-Centers soll über die Heinrichstraße angefahren werden. Die aber ist von der Mindener Straße nur aus einer Richtung, aus dem Westen, erreichbar. Zumindest ein provisorischer Knotenpunkt mit einer Linksabbiegespur von der Mindener Straße in die Heinrichstraße sei notwendig, so argumentierte Zehler. Ein wenig anders lautete die offizielle Stellungnahme von Edeka nach dem Beschluss im ASE, die Frist für den Bauantrag nur um ein Jahr zu verlängern. Für die Eröffnung des Edeka-Centers sei es &bdquo;essenziell, dass der Knotenpunkt Mindener Straße/Heinrichstraße vollständig umgebaut ist – mitsamt der beidseitigen Erschließung von der Mindener Straße in die Heinrichstraße inklusive Linksabbiegerspur und Lichtsignalanlage“, teilte die Sprecherin der Edeka Minden-Hannover damals auf Nachfrage der NW mit. Wenn Edeka aber mit dem Baubeginn wirklich wartet, bis die Mindener Straße komplett ausgebaut ist, wäre mindestens das Jahr 2027 erreicht. Erst am vergangenen Freitag beim Besuch von NRW-Verkehrsminister Oliver Krischer hatten Stadt und Straßen NRW den Baubeginn auf Mindener und Kanalstraße für 2025 in Aussicht gestellt und - mindestens - zwei Jahre Bauzeit dafür veranschlagt. "Ich habe den dringenden Wunsch, dass Edeka hier zeitnah etwas bewegt" In der Politik sorgt die massive Verzögerung des Supermarkt-Baus zunehmend für Verstimmung. So erinnerte in der ASE-Sitzung im Februar Andreas Korff (Fraktion Kompass) daran, dass seine Fraktion bei der Vergabe des Grundstücks auch für Edeka votiert habe, weil die versichert habe, dass der Bau schnell umgesetzt werden solle. 2016 gab es auch zwei andere Interessenten für das damals noch städtische Grundstück an der Heinrichstraße. Edeka hatte zwar nach eigenen Angaben bereits 2013 das rund 4.000 Quadratmeter große Gelände des ehemaligen Autohauses Fuhrken gekauft, doch um dort ein großes E-Center zu bauen, brauchte es auch noch das 10.000 Quadratmeter große Nachbargrundstück der Stadt. In dem &bdquo;Investorenauswahlverfahren“, das die Stadt einleitete, erhielt Edeka schließlich im September 2016 den Zuschlag für das Grundstück. Edeka erklärte danach, dass man von einem Baubeginn im Sommer 2019 ausgehe. Dann wäre der Supermarkt aber schon seit zwei Jahren fertig. Getan hat sich auf dem Grundstück aber noch gar nichts. Außer, dass die Bauten um den denkmalgeschützten Torbogen des Autohauses Fuhrken zusehends verfallen. Und den Planierarbeiten auf dem hinteren Areal, die aber nichts mit dem Bau eines Lebensmittelmarktes zu tun haben. Von Hoffnung mag Bürgermeister Lars Bökenkröger schon gar nicht mehr sprechen, wenn es um einen baldigen Baubeginn fürs E-Center geht. "Ich habe aber den dringenden Wunsch, dass Edeka hier zeitnah etwas bewegt", sagte er am Donnerstag der NW.

Meistgelesen