Zentrales Bau-Projekt in Bad Oeynhausen: Ein Misserfolg mit vielen Vätern

Bad Oeynhausen. Es ist, sozusagen, ein Ulbricht rückwärts. Am 15. Juni 1961 verkündete der damalige Staatsratsvorsitzende der DDR: &bdquo;Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu errichten.“ Zwei Monate später begannen die Bauarbeiten. Mit den Edeka-Plänen fürs Fuhrken-Gelände liegt die Sache andersherum. Schon 2013 verkündete die Edeka Minden-Hannover, auf dem Gelände zwischen Mindener Straße, der Nordbahn, Herforder Straße und Heinrichstraße einen großen Supermarkt errichten zu wollen. Von &bdquo;langfristiger Sicherung des Standortes“ sprach Edeka-Chef Mark Rosenkranz, nachdem die Edeka zunächst die Grundstücke des ehemaligen Autohauses Fuhrken erworben hatte. Knapp drei Jahre später, im Frühjahr 2016, endete das Bieterverfahren, das die Stadt eingeleitet hatte, um das an Fuhrken angrenzende knapp 10.000 Quadratmeter große Grundstück zur Heinrichstraße zu verkaufen. Dass sich Edeka schon zuvor das Fuhrken-Gelände gesichert hatte, mag auch dazu beigetragen haben, dass die Jury aus Verwaltung und Politik Edeka den Zuschlag für den Grundstückskauf erteilte. Aber es war auch ein ansprechender Entwurf für das E-Center, den Edeka vorlegte und der den denkmalgeschützten Torbogen geschickt in die Gestaltung der Supermarktfassade einbezog. Dazu kam die mutige Ankündigung der Edeka-Bauchfachleute, dass man quasi sofort anfangen wolle mit dem Bau. Was bis heute nicht der Fall ist. Einen Kreisel hätten Stadt und Edeka gern gehabt Denn irgendwas ist ja immer. 2013 hatte Edeka-Vorstandschef Mark Rosenkranz den Supermarktbau noch von einer Autobahn abhängig gemacht. &bdquo;Zuerst muss die Nordumgehung fertig werden“, sagte er vor zwölf Jahren. Das ist seit Dezember 2018 der Fall, die Nordumgehung ist eröffnet. Seither richtet sich das Augenmerk auf die ehemalige Stadtautobahn. Denn nun, so argumentiert Edeka, müsse ja erst die Mindener Straße umgebaut sein. Einen Kreisel hätten Stadt und Edeka gern gehabt an der Einmündung der Herforder Straße auf die Mindener Straße, über den dann auch der Supermarkt-Parkplatz hätte erschlossen werden sollen. Doch wieder einmal bewies Straßen NRW seine tiefe Abneigung gegen Kreisverkehre: Abgelehnt! Plan B sieht eine Erschließung des Marktes über Mindener Straße und Heinrichstraße vor. Dafür allerdings muss die Möglichkeit geschaffen werden, auch von Osten - aus Richtung Werre-Park - nach links in die Heinrichstraße abzubiegen. Und dafür muss - wir ahnen es - die Mindener Straße umgebaut werden. Dieses Projekt aber ist wiederum gebunden an den Radschnellweg. Ein Instrument, das nur wenige als Verkehrsprojekt, viele als Finanzierungsmodell betrachten. Denn über den Bau eines Radschnellweges soll das Land zumindest einen Teil der Umbaukosten für die Mindener Straße tragen. Andernfalls würde die Stadt wohl auf den Kosten für den Umbau ihres Anteils an der Mindener Straße sitzen bleiben. Lesen Sie auch: Edekas lahmende und lähmende Projekte in Bad Oeynhausen und Löhne Wer trägt die Verantwortung? Doch auch der Radschnellweg erweist sich nicht als Sprinter. Die Planung zeigt sich schwierig und zäh, der Baustart wurde mehrfach verschoben. Das jüngste, offenbar vom NRW-Verkehrsminister gegenüber Bürgermeister Lars Bökenkröger in Aussicht gestellte Datum für den Baubeginn lautet Mitte 2026. Aber sicher ist das nicht. Sicher ist aber eines: In Bad Oeynhausen sind die einzelnen, zentralen Projekte der Stadtentwicklung so ineinander verzahnt, dass sie einander blockieren. Ohne Radweg kein Straßenumbau, ohne Umbau kein Edeka-Markt. Und ohne Edeka-Markt bleibt das Umfeld von Heinrichstraße und Mindener Straße wüst und leer. Wer trägt dafür die Verantwortung? Rat und Verwaltung, die es versäumt haben, frühzeitig noch im Planverfahren für die Nordumgehung auch die Verpflichtung für Bund und Land festzuschreiben, für einen vernünftigen Umbau von Mindener und Kanalstraße zu sorgen? Ein Rat, der freudig auf eine Querfinanzierung des Straßenbaus durch einen Radschnellweg gesetzt hat und nun erkennen muss, dass dieser Finanzierungskatalysator den Umbau der Mindener Straße ausbremst? Straßen NRW, die wieder mal die geschmeidige Verkehrslösung eines Kreisels stumpf ablehnen? Ein Verkehrsministerium, das - obwohl grün geführt - zwischenzeitlich vergessen zu haben scheint, dass es einen Radschnellweg in OWL plant? 📱News direkt aufs Smartphone: Kostenloser WhatsApp-Kanal der NW Kreis Minden-Lübbecke Hätte sich Edeka um eine provisorische Lösung bemühen müssen? Oder die Edeka, die womöglich gar nicht mehr vorhat, einen Supermarkt zu errichten? Eine Annahme, die Edeka vehement bestreitet und dabei auch - nachvollziehbar - auf die bereits geleisteten Investitionen in Millionenhöhe für Planung und Grundstücksverkauf verweist. Doch bei allem Verständnis für den Anspruch auf eine vernünftige Verkehrsanbindung des Marktes: Hätte sich Edeka nicht wenigstens ernsthaft um eine provisorische Lösung für die Zufahrt zum Markt bemühen müssen, anstatt jahrelang auf Zeit zu spielen und abzutauchen? Und sich jetzt dem Verdacht ausgesetzt sieht, in erster Linie dafür sorgen zu wollen, dass sich kein Rewe oder Kaufland im Zentrum etabliert. Das Wort von Mark Rosenkranz aus 2013 von der &bdquo;langfristigen Sicherung des Standortes“ bekommt da einen faden Beigeschmack. Der Erfolg, so sagt man, habe viele Väter. In diesem Fall gilt das auch für den Misserfolg. Und es gibt vermutlich nur einen Weg, diesen Knoten zu lösen. Wenn denn endlich mit dem Radschnellweg begonnen wird, mögen Straßenumbau und Edeka-Bau folgen - egal, ob und wie der Radweg dereinst gen Ost und West in die Nachbarstädte fortgeführt werden mag. Wer das - radverkehrstechnisch sinnlose - Projekt nun wieder infrage stellt, muss sich darüber im Klaren sein, dass zumindest die Älteren unter uns den dringend gebotenen Umbau der ehemaligen Stadtautobahn in Bad Oeynhausen nicht mehr erleben werden.

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