Ehemaliger Chef des Bad Oeynhausener Herzzentrums blickt zurück auf die Anfänge

Bad Oeynhausen/Spenge. Das Arbeitsschutzgesetz? Für Reiner Körfer taugt das nichts. &bdquo;Früher hat niemand auf die Uhr geguckt. Das war damals eben eine andere Welt“, sagt der frühere Ärztliche Direktor des Herz- und Diabeteszentrums. Und in seiner Stimme liegt etwas Wehmut. Die guten alten Zeiten erlebten am Samstag eine Renaissance in Gesprächen auf der Terrasse eines Gasthofes im Hücker Moor. Dorthin hatte der Ehrenbürger der Stadt Bad Oeynhausen gemeinsam mit seiner Frau Friederike und seinem Sohn Jan rund 60 Weggefährten aus seiner Zeit am Herzzentrum eingeladen - darunter viele Mitarbeiter der ersten Stunde wie der frühere Chef der Anästhesie Kazuo Inoue, Körfers Oberarzt Gero Tendrich und der damalige Chef der Hausapotheke Horst Sieling. Der Anlass: Sein 80. Geburtstag im vergangenen Jahr, der jetzt etwas verspätet nachgefeiert wurde. Lukasz Kizner hat sie miterlebt: die Aufbaujahre am Herzzentrum. Erst als Assistenzarzt und dann als leitender Oberarzt der Intensivstation. &bdquo;Körfer war als Chef stets ansprechbar. Für ihn standen die Patienten immer an erster Stelle“, sagt der Intensivmediziner im Rückblick auf die 24 gemeinsamen Berufsjahre - eine Einschätzung, die viele der Geburtstagsgäste bestätigen können. &bdquo;Stressig, anregend und interessant“ – so beschreibt Gabriele Tewes-May ihre Jahre als Pflegedienstleitung zu Körfers Zeiten. Und mehr noch: &bdquo;Er hat Charisma. Er kannte alle Mitarbeiter mit Namen. Und er hat mit den Patienten sehr gern über Fußball gesprochen“. Wobei vielleicht sein Herzensverein Borussia Mönchengladbach die Hauptrolle gespielt haben mag. &bdquo;Er wusste sogar, wie jede einzelne Reinigungskraft hieß" Die Aufmerksamkeit des Chefs für die Mitarbeiter ist etwas, an das sich auch Heinz Weitkemper noch sehr gut erinnern kann: &bdquo;Er wusste sogar, wie jede einzelne Reinigungskraft hieß“, ergänzt der Kardiotechniker, dem der &bdquo;enthusiastische“ Start des Herzzentrums 1984 noch sehr gut in Erinnerung geblieben ist. &bdquo;Wenn wir 800 Herzoperationen pro Jahr machen, sind wir gut“, hätte Körfer damals gesagt. Im ersten Jahr waren es dann schon 1.100. &bdquo;Einer der besten Chefs, die ich je hatte. Auch, weil er ein Mensch ist, der motivieren kann“, sagt Weitkemper. Ein Lob, das Klaus-Peter Mellwig, einer der Gäste, die noch im Berufsleben stehen, unterstreichen kann. &bdquo;Der Patient stand immer im Vordergrund. Und die Zusammenarbeit mit Körfer war sehr inspirierend. Selbst, wenn man fachlich nicht derselben Ansicht war wie er, konnte man hinterher gemeinsam ein Bier trinken gehen und die Auseinandersetzung blieb außen vor“, sagt der Oberarzt der Kardiologie im Herzzentrum. &bdquo;Ich erlebe das so, dass das einzige, was stört, der Patient ist“ Und der Gastgeber selbst? &bdquo;OWL hat was zu bieten“, sagt der Chirurg, der rund 30.000 Mal zum Skalpell gegriffen und nicht nur Herzen wieder in Ordnung gebracht hat, sondern 1989 auch das erste Mal eines von ihnen verpflanzte. Und blickt auf den Moorsee, der sich vor der Terrasse ausbreitet. Dabei hatte er, bevor Bad Oeynhausen für viele Jahre seine Heimat wurde, angenommen, dass die Kurstadt irgendwo &bdquo;kurz vor Sibirien“ liegt. &bdquo;Nur besser sein als die aus dem Rheinland“ - damit war der spätere Träger des Bundesverdienstkreuzes 1. Klasse damals an den Start gegangen. &bdquo;Alle, die hier sitzen, können stolz auf die Entwicklung des Herzzentrums sein“, lobt der 81-Jährige seine Mannschaft aus früheren Tagen. Und sagt: &bdquo;Denn so etwas schafft man nicht als Alleinunterhalter“. Für ihn seien die Jahre am Herzzentrum beruflich die schönste Zeit gewesen, versichert Körfer, der noch heute mit vielen seiner damaligen Patienten in Kontakt steht. Anders empfindet der Herzchirurg die heutige Situation in Kliniken: &bdquo;Ich erlebe das so, dass das einzige, was stört, der Patient ist“, beklagt der Gastgeber die Zustände. Und auch vom Thema Künstliche Intelligenz ist der Vollblut-Mediziner nicht überzeugt: &bdquo;Ob das der Weisheit letzter Schluss ist?“, fragt er zweifelnd in Richtung seiner Gäste. Sein Wunsch für die Zukunft? &bdquo;Den 100. Geburtstag kann man ja nicht erwarten. Aber vielleicht den 90.“, wagt der 81-Jährige eine Prognose.

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