Bad Oeynhausen investiert weitere Steuermillionen in die Verschönerung der Innenstadt

Bad Oeynhausen. Die Heimatministerin ist geländegängig. Ina Scharrenbach stapft durch die Spurrillen der Baumaschinen auf der Wiese an der Auferstehungskirche. Und folgt tapfer Bürgermeister Lars Bökenkröger, der ihr eine ziemlich exklusive Stadtführung bereitet. Es geht unter anderem in den Kurpark zum digitalen Showroom und dem Heilwasser-Ausschank. Der Rundgang ist aber auch eine Baustellentour, vorbei den Problemimmobilien der Innenstadt bis zu der Stelle, wo der Bürgermeister die nächsten Steuermillionen aus Düsseldorf verbuddeln will: in die untere Klosterstraße. Ministerin Scharrenbach (CDU) ist auf Sommertour durchs Land und überbringt die Fördergeldzusagen für den dritten Bauabschnitt der nördlichen Kloster- und westlichen Paul-Baehr-Straße persönlich. Bei ihrem letzten Besuch hat Scharrenbach den Bürgermeister am Rehmer Heimathaus erstmal ordentlich in den April geschickt und lange zappeln lassen, bevor sie den Bescheid rausrückte. Das ist diesmal anders. Lars Bökenkröger hat den Besuch minutiös durchgeplant. Zwar gibt's den Bescheid auch erst am Schluss der Stadtführung. Doch Scharrenbach öffnet das Ministermäppchen früher und macht kein Geheimnis daraus, dass Bad Oeynhausen 70 Prozent Förderung, also 1.788.660 Euro vom Land NRW für die Verschönerung der Innenstadt bekommt. Vorher will der Bürgermeister der Ministerin aber die Schokoladenseiten der Badestadt zeigen. Erstes Ziel: der digitale Showroom im Haus des Gastes, der Touristeninformation. Die rund 330.000 Euro für den Umbau sind zu einem Großteil allerdings von einem anderen Düsseldorfer Ministerium mit Steuergeld bezahlt worden. Ein Gläschen Salzwasser für den Gast Beate Krämer, Geschäftsführerin der Staatsbad GmbH und Hausherrin, erklärt die Details des Showrooms und spricht allgemein von einer "kleinen Aufwertung". Die Ministerin hakt sofort nach: "Was heißt das?" Beate Krämer erläutert darauf das Konzept der "erlebbaren Sole" in ihrer digitalen Erscheinungsform. Was das in der wirklichen Welt bedeutet, soll die Ministerin nur wenige Augenblicke später selbst erleben. Weiter geht's zum Heilwasser-Ausschank. Kaum hat die Ministerin die Wandelhalle betreten, spielt die Pianistin Maya Ando aus dem Staatsbad-Orchester auf dem Flügel. Gudrun Baxter zapft derweil ein Gläschen Sole für die Ministerin. "Wie schmeckt denn das?", will Scharrenbach wissen und blickt sich zu dem hinterherlaufenden Reporter um, der sein Gesicht verzieht. "Oha", sagt die Ministerin und nippt vorsichtshalber bloß am Glas. Ihr Urteil fällt dann sehr westfälisch-diplomatisch aus: "Nicht unangenehm." Volker Brand, Fraktionschef der Grünen im Stadtrat, setzt da noch einen drauf. "In Bad Pyrmont schmeckt das Heilwasser nach Zahnfleischbluten." Dagegen kann das Bad Oeynhausener Wasser mühelos bestehen. Weiter geht's quer durch den Park zu den Schattenseiten der Innenstadt, vorbei am Denkmal des Namensgebers und am alten Grenzstein zwischen Minden und Ravensberg. Die Ministerin legt zielsicher den Finger in die Wunde: "Und was machen Sie mit dem Königshof?", will Scharrenbach vom Bürgermeister wissen. "Tja", seufzt Bökenkröger. Es habe viele Jahre gedauert, doch jetzt werde "ein privater Investor" endlich tätig und entkerne das alte Hotel. Die Kolonnaden seien jedoch denkmalgeschützt. Ein paar Meter weiter steht auch schon die zweite Problemimmobilie, das ehemalige City Center. Eigentlich sollte der Betonbau längst abgerissen sein, erläutert der Bürgermeister im Vorbeigehen, doch die Investoren hätten das Neubauprojekt geknickt. Dann bleibt er vor der nagelneuen Bahnhofstreppe mit Blick in die Klosterstraße stehen: "Und hier kommen wir zu einem schönen Projekt!" Die Stadt habe vor Jahren den Bahnhof gekauft und den Vorplatz neu gestaltet. Die Sichtachse auf die Einkaufsstraße habe jedoch eine graue Mauer versperrt. Mehr Geld für die Kurstadtläden? Ina Scharrenbach schaut die Klosterstraße rauf. "Und das hier ist noch offen?" Der Bürgermeister nickt. Hier sollen die nächsten Fördergelder frühestens 2024/25 verbaut werden. Die Heimatministerin ist aber auch für die Förderung der Kurstadtläden zuständig. Bökenkröger ergreift die Gelegenheit beim Schopf, für weiteres Geld zu werben. Der Leerstand in der Innenstadt sei damit erfolgreich bekämpft worden. Von 17 Kurstadtläden seien elf immer noch bei der Stange, so Bökenkröger: "Ich würde gerne den einen oder anderen Laden aber auch ein zweites Mal anmieten." Scharrenbach widerspricht, da ist die kleine Gruppe schon vorm Schweinebrunnen. "Das wollte ich verhindern. Es soll keine dauerhafte Subvention werden." Bökenkröger bleibt beharrlich. Die Verwaltung sei durch die Kurstadtläden mit den Eigentümern erst richtig ins Gespräch gekommen, vielleicht gebe es doch noch eine Möglichkeit? Und Scharrenbach überlegt, ob es nicht irgendwo ein Schlupfloch in den Fördermittelrichtlinien gibt: "Steht da nicht irgendwo das Wörtchen 'grundsätzlich'?" Nach mehr als einer Stunde Stadtführung rückt die Ministerin dann den Förderbescheid heraus, will aber doch noch wissen, was nach ihrem April-Besuch aus dem Rehmer Dorfplatz geworden ist. "Wir schreiben die Projekte für Rehme und Werste jetzt aus", versichert Bökenkröger: "Nächstes Jahr geht's los."

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