Offene Schranke trotz einfahrendem Zug: Zweiter Defekt nach Technik-Erneuerung in Bad Oeynhausen

Bad Oeynhausen. Schon wieder ist es auf dem Bahnübergang in der Südstadt zu brenzligen Situationen im Straßenverkehr gekommen. Die Schranken auf der Detmolder Straße standen am Montag offen, obwohl ein Zug durchs Gleis fuhr. NW-Leser Roland Wedig hat das aus seinem Wohnzimmerfenster beobachtet und die Polizei gerufen. Ein Foto hat Wedig auch gemacht, aber in der Eile verwackelt. Auf dem verschwommenen Foto ist zu sehen, dass die Schranken senkrecht in die Luft ragen, während der Zug durchs Gleis über die Detmolder Straße rollt. Damit ist nach der Runderneuerung der gesamten Technik und Ampelanlage bereits der zweiter Vorfall dieser Art dokumentiert. Roland Wedig war am Montag früh auf den Beinen. Wenn der 78-jährige Südstadtbewohner noch nicht wach gewesen wäre, dann hätte ihn sicherlich der einfahrende Zug aus dem Schlaf gerissen. "Die Lok hat mehrmals gehupt", sagt Wedig. Und zwar so gellend laut, dass der Ton durch Mark und Bein sowie Dämmung und Mauerwerk des Hauses gedrungen ist. Der Zug, so beschreibt es Wedig, bahnte sich dann regelrecht seinen Weg über die vielbefahrene Kreuzung. Also mitten durch die Autos auf der Straße. Und das nicht zum ersten Mal seit der Sanierung der komplexen Straßen- und Bahnkreuzung. Ende September 2022 beobachtete NW-Mitarbeiter Wolfgang Döbber bereits eine ähnliche Situation. Damals standen die Ampeln aber offenbar auf Rot, weshalb es nicht zu gefährlichen Begegnungen zwischen Zug und Autos kam. Ein Bahnsprecherin erklärte darauf auf Nachfrage der NW, es handele sich um "eine einmalige, kurzfristige Störung, die innerhalb kürzester Zeit von unseren Experten behoben werden konnte". Wenige Tage später, Anfang Oktober, habe es dann eine routinemäßige Inspektion der Schrankenanlage gegeben, so die Bahnsprecherin. Dafür wurde die Anlage außer Betrieb genommen, Streckenposten sperrten die Straße, als ein Zug über die Kreuzung fuhr. Die Polizei meldet zwei Einsätze Doch ganz so einmalig wie gedacht war der Defekt der nagelneuen Schrankenanlage offenbar nicht. Nach Auskunft der Polizei Minden-Lübbecke hat es auch am Montag, 13. Februar, eine technische Störung an dem Bahnübergang gegeben. Genauso wie am Montag, 17. April. Da wurden zwei Polizisten kurz vor 7 Uhr zu den Schranken gerufen, wie Polizeisprecher Nils Schröder mitteilt. Um 7.10 Uhr meldeten die Beamten allerdings keine Probleme mehr an Schrankenanlage. Sie blieben aber noch, bis ein Techniker der Deutschen Bahn eintraf. NW-Leser Roland Wedig schildert das ähnlich, meint aber, sich erinnern zu können, dass auch am Mittwochmorgen die Schranken nicht richtig funktioniert haben. Das habe er auf dem Weg zum Markt auf dem Wear-Valley-Platz beobachtet. Am Vormittag dann seien aber mehrere Arbeiter und Techniker vor Ort gewesen und hätten neben den Gleisen direkt am Bahnübergang gearbeitet. Als er dann die Nachricht von dem tragischen tödlichen Unfall 100 Meter vor dem Bahnübergang erfuhr, habe er sofort an seine Erlebnisse mit den Schranken gedacht. Mittwochmittag ist ein 94-jähriger Mann aus Vlotho auf der Detmolder Straße von einem Lastwagen erfasst und schwer verletzt worden. Der Mann war womöglich mit seinem Mittagstisch auf dem Rückweg zu seinem Auto, das direkt vor der Tankstelle parkte. So erzählten es Augenzeugen. Der Verkehr auf der Detmolder Straße soll kurz zuvor wegen geschlossener Schranken angehalten haben. Doch als der Mann auf die Straße trat, setzte sich der Lastwagen wieder in Bewegung. Der Zug hat Vorfahrt Nach Auskunft der Deutschen Bahn, die für die Gleis-Infrastruktur verantwortlich ist, haben die Schranken zum Zeitpunkt dieses Unfalls am Mittwochmittag jedoch "einwandfrei" funktioniert. Der Bahnsprecher bestätigt allerdings die Erinnerung des NW-Lesers: Mittwochvormittag habe es tatsächlich "eine kurze Störung am Bahnübergang" gegeben. "Diese konnte durch ein Reset der Rechnertechnik beseitigt werden", schreibt der Sprecher. Von einem Ausfall am Montag weiß der Bahnsprecher am Freitag jedoch noch nichts. Wegen des Streiks hat die Pressestelle alle Hände voll zu tun. Nachforschungen dazu sind erst in der nächsten Woche möglich. Auch der Betreiber der Südbahn, die "Start GmbH Niedersachsen-Mitte", konnte zu dem Vorfall bis Freitag noch keine Auskünfte geben. Grundsätzlich gilt an Bahnübergängen: Der Zug hat Vorfahrt. Nach Angaben des Bahnsprechers schreiben die Sicherheitsvorschriften jedoch vor, dass die Lokführer vor dem Bahnübergang anhalten "und erst nach Abgabe eines lauten akustischen Achtungssignals den Bahnübergang mit Schrittgeschwindigkeit befahren". Genau das waren offenbar die gellend lauten Warntöne, die der NW-Leser hinter dem geschlossenen Fenster seiner Wohnung an der Lessingstraße vernommen hat.

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