Rund 500 Schülerinnen und Schüler am ersten Tag: Berufsmesse in Bad Oeynhausen

Bad Oeynhausen. Die Händedesinfektion am Stand des Herzzentrums offenbart die immer noch vorhandene Virenlast. Das Gyn-Colleg Weserland hat zum Blutabnehmen einen halben Arm dabei. Und bei Schulte Innenausbau ist nicht nur handwerkliches Geschick gefragt, sondern auch Grips. Rund 500 Schülerinnen und Schüler haben allein am ersten Tag die Berufsmesse "Fahrplan Zukunft" auf der Rehmer Insel besucht. Sie trafen auf Chefs und Azubis 40 heimischer Unternehmen - und manch einer wusste danach schon ganz genau, wie der Fahrplan Zukunft aussehen soll. Dennis versucht sich am Baggersimulator. Konzentriert setzt der Gesamtschüler, die Anweisungen von Carsten Krüger um. Der ist eigentlich Personalreferent, an diesem Vormittag aber für die Einweisung an der Baggerschaufel zuständig. "Den Simulator kann ich bedienen - vor den richtigen Maschinen mit ihren 18 Tonnen aber habe ich Respekt", sagt Krüger. Und auch Firmenchef Peter Kögel lässt lieber die Finger vom Bagger - egal ob real oder virtuell: "Ich bin da absolut talentfrei", gibt er lachend zu. "Aber die jungen Leute, die sind da fit", weiß er. Denn die würden die komplexe Steuerung und die Bedienung von ihren Spielekonsolen und Joysticks kennen. Dennis schaufelt mittlerweile Erde auf den Muldenkipper. Nach einiger Zeit hat er auch raus, wie die Baggerschaufel dabei eingeklappt werden muss, damit die Erde drin bleibt. Jeder Fuß, jede Hand macht bei der Steuerung eines Baggers etwas anderes. Und dabei ist der Simulator, den Kögel einst Volvo abkaufte, nur eine Light-Variante. "Da fehlen noch die Knöpfe an den Schalthebeln", sagt Krüger. Für die Berufsmessen und die Kögel-Azubis aber auch so schon komplex genug. "Das macht schon Spaß", urteilt Dennis. Trotzdem kein Beruf für ihn: "Ich will Dachdecker werden." 13 interaktive Stationen aus dem Supermarkt Auch wenn Karneval für dieses Jahr vorbei ist, setzt Agoform am Stand daneben auf Masken. Smileys für Zuhause haben Markus Becker und seine Azubis im Angebot. "Die Kunststoffplatte wird erhitzt und in Form gebracht, danach können die Schüler die Maske ausstanzen und mitnehmen." Bei der Firma Schlau kann mit der Auszubildenden Lolita stückweise Fußboden verlegt werden, Bauerngut hat ein metallisches Schwein und seine Einzelteile dabei und Edeka ist nicht nur mit sämtlichen Abteilungen vertreten, sondern hat gleich einen ganzen Lastwagen, den Talente-Truck, dabei. Auf dem Parkplatz vor der Zukunftswerkstatt im ehemaligen Opel-Jäcker-Gebäude auf der Rehmer Insel ist der Lebensmittelriese Edeka kaum zu übersehen. Im 40-Tonner haben die Edeka-Azubis einen kompletten Supermarkt-Alltag dabei. Kassieren, Regale einräumen, Ware abwiegen oder Pizza backen - all das können die Schülerinnen und Schüler an 13 Stationen interaktiv erleben. Mit dem Kassieren klappt es bei Paula und Charled schon ganz gut, ein Job im Supermarkt soll es für die Gesamtschülerinnen aber trotzdem nicht werden. "Die Arbeit bei der Polizei würde mich interessieren", sagt die 15-jährige Charled. "Das wäre was." Paula dagegen hat noch keine besondere Vorliebe. Mit 14 bleibt ihr auch noch etwas Zeit bis Start ins Berufsleben. "Besonders beliebt ist aber das 4D-Kino", weiß Edeka-Mitarbeiterin Maren Winkelmann. Dort geht es um Nachhaltigkeit des Unternehmens. Geschick und Können sind in der Frischbox auf dem Parkplatz gefragt. Immer zu zweit geht es in der Kiste darum, virtuell Lebensmittel in die Tüte zu bekommen. Aber nur die frischen, unverpackten. Was sich erst einmal einfach anhört, wird in der Praxis umso schwieriger - Nebel, sich bewegende Sitze erschweren das Spiel. "Dafür gibt's ein lustiges Erinnerungsfoto." Viele Mädchen mit handwerklichem Geschick Ein selbst gebautes Sudoku haben die Mitarbeiter von Schulte Innenausbau vorbereitet. Da ist nicht nur Janas Geschick, sondern auch ein schlaues Köpfchen gefragt. Zuerst werden die Dübel mit der Japansäge zugesägt, danach per Stempel mit Zahlen von eins bis neun versehen. Die dann ins hölzerne Spielbrett gesteckt werden. Doch nur hineinstecken wäre zu einfach: "Jede Reihe muss immer 15 ergeben", sagt Chefin Sabine Schulte, selber gelernte Tischlerin. Sie präsentiert ihr Unternehmen ganz bewusst auf der "Fahrplan Zukunft". "Wir wollen vor Ort bekannt sein", sagt sie. Um Nachwuchs anzuwerben. Denn der soll am besten von vor Ort kommen: "Die Auszubildenden sind jung, kommen oft mit dem Rad oder dem Bus." Da brauche es kurze Wege. Nicht nur ein Sudoku haben Schultes dabei, sie werfen auch die CND-gesteuerte Fräse an. "Wir machen gleich Krach, das lockt erfahrungsgemäß an den Stand", verrät Sabine Schulte Augen zwinkernd. "Wir sind nur ein kleines Unternehmen und wollen ja nicht untergehen hier." Sechs Azubis hat Schulte Innenausbau mit Sitz im Industriegebiet Mönichhusen derzeit. "Wir müssen immer an den Nachwuchs denken - nicht nur das Abitur zählt, auch das Handwerk." Die Tischlerin und Geschäftsführerin sieht auf den Messen viele Mädels mit handwerklichen Fähigkeiten - doch die wenigsten wählten auch einen handwerklichen Beruf. "Aber es werden mehr", weiß Schulte. Auch dank solcher Veranstaltungen. Am Donnerstag, 2. März, geht die Berufsmesse "Fahrplan Zukunft" in die nächste Runde. Während vormittags die weiterführenden Schulen angemeldet sind, ist die Messe auf der Rehmer Insel von 14 bis 19 Uhr für interessierte Eltern und Jugendliche geöffnet.

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