Fahrradstraße in Bad Oeynhausen führt zum Autohaus

Bad Oeynhausen. Im Fach Fahrradfreundlichkeit reichte es bislang nur für ein schwaches "Ausreichend": Beim jüngsten Ranking des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs (ADFC) bekam Bad Oeynhausen 2021 die Note 4,18 und landete bundesweit unter 415 Kommunen vergleichbarer Größe nur auf Platz 319. Es ist also Luft nach oben, wenn es darum geht, wie Radfahrer die Infrastruktur in der Kurstadt bewerten. Für Verbesserungen sollen auch drei neue Fahrradstraßen sorgen, die in Bad Oeynhausen eingerichtet werden sollen. Das hat der Ausschuss für Stadtentwicklung (ASE) in seiner jüngsten Sitzung mehrheitlich beschlossen. Dabei will die Stadt auch eine Änderung der Straßenverkehrsordnung nutzen, die die Ausweisung von Fahrradstraßen erleichtert, wie Martin Flohre, Fahrradbeauftragter der Stadtverwaltung, dem Ausschuss erläuterte. So ist es nicht mehr vorgeschrieben, dass auf einer Fahrradstraße bereits eine hohe Fahrradverkehrsdichte herrscht. Es zählt nun auch, wenn erst erheblicher Radverkehr zu erwarten ist. Außerdem ist nun auch ein zulässiges Kriterium, ob die Straße eine "hohe Netzbedeutung für den Radverkehr" hat. Netzschluss zum geplanten Radschnellweg Beides trifft nach Einschätzung der Stadtverwaltung auf die Straße "Am Kokturkanal" zu. Sie ist die Verbindung zwischen der Kanalstraße und der gerade im Bau befindlichen neuen Sielbrücke. Über die Straße könnte später auch eine Verbindung zum geplanten Radschnellweg geknüpft werden. Der soll nach aktuellen Planungen genau an der Einmündung von Kanalstraße und "Am Kokturkanal" seinen Startpunkt in Bad Oeynhausen nehmen. Derzeit ist davon auszugehen, dass der Radschnellweg aus Richtung Löhne über die Ringstraße - die direkt gegenüber der Straße "Am Kokturkanal" liegt - gen Bad Oeynhausen führen wird. Zudem wird die neue Sielbrücke (geschätzte Kosten: 3,5 Millionen Euro) aus Mitteln zur Förderung der Nahmobilität vom Land mit finanziert. Das Problem: Auf der Straße "Am Kokturkanal" liegen durchaus Ziele, die vorrangig mit dem Auto angesteuert werden. Gleich vorn an der Kanalstraße gibt es das Mercedes-Autohaus Senger, das seine Zufahrt über die Kokturkanal-Straße hat. Und im weiteren Verlauf folgt die Auguste-Viktoria-Klinik. Diese Konstellation brachte die CDU zu der Anregung, die Straße auf den ersten 150 Metern ab der Kanalstraße noch nicht zur Fahrradstraße zu machen. Erst ab der Stelle, an der sich die Straße teilt, der rechte Arm gen Auguste-Viktoria-Klinik führt, der linke Abzweig weiter gen Sielbrücke geht, solle die Straße auch Fahrradstraße werden. "Die Förderung der Sielbrücke nicht gefährden" Dem mochte sich die Mehrheit des Ausschusses aber nicht anschließen. So gab Ingrid Schley (Grüne) zu bedenken, dass es womöglich die Förderung der Sielbrücke gefährden könnte, wenn nicht die Verbindung zum Radschnellweg hergestellt würde. Auch die SPD sprach sich dafür aus, die Straße am Kokturkanal auf der ganzen Strecke zwischen Kanalstraße und Sielbrücke zur Fahrradstraße zu machen. Und so wurde es dann auch mehrheitlich im ASE beschlossen. Zumal Martin Flohre auch betonte, dass auch Kraftfahrzeuge auf den Fahrradstraßen durchaus zugelassen werden sollen. Dazu sollen unter den Hinweisschildern "Fahrradstraße" Zusatzschilder angebracht werden, die Kraftfahrzeugen und auch Motorrädern die Fahrt dort erlauben. Allerdings müssen die motorisierten Verkehrsteilnehmer beachten, dass Radfahrer hier Vorfahrt genießen und sogar nebeneinander fahren dürfen. Zur besseren Kenntlichmachung sollen am Anfang und am Ende der Fahrradstraßen große Piktogramme auf rotem Grund auf die Fahrbahn gemalt werden. Auch das gehört zu den Empfehlungen der "Arbeitsgemeinschaft der fußgänger- und fahrradfreundlichen Städte in NRW", die damit auch ein möglichst einheitliches Erscheinungsbild der Fahrradstraßen anstrebt. Unstrittig waren im Ausschuss zwei andere Routen, auf denen die Radler künftig Vorrang haben sollen. Auch hier geben Brücken den Anstoß: Im Bereich der Allensteiner Straße wurde Ende 2021 eine neue Brücke über die Werre für Radfahrer und Fußgänger fertig, im Bereich In der Ahe/Am Prinzenwinkel soll die neue Brücke Anfang März angeliefert werden. In der Ahe soll der erste Abschnitt der Fahrradstraße von der neuen Brücke auf der Nordseite der Werre auf der Straße Prinzenwinkel bis zur Eidinghausener Straße verlaufen. Ein zweiter Abschnitt soll auf dem Schwarzen Weg von der Eidinghausener Straße bis zur Einmündung der Allensteiner Straße und dieser folgend bis zur Brücke Allensteiner Straße in den Sielpark verlaufen. "Die Umsetzung der Verlängerung der Fahrradstraße Schwarzer Weg bis zur Flutmulde ist im Anschluss geplant", stellte Flohre in Aussicht. Alle drei neuen Fahrradstraßen sollen möglichst bis zum Sommer eingerichtet werden, kündigte Stadt-Pressesprecher Volker Müller-Ulrich an. Insgesamt gäbe es dann in Bad Oeynhausen fünf Fahrradstraßen. Die erste wurde 2012 im Bereich Hüffer Straße, Bachstraße und Blücherstraße eingerichtet. Seit 2017 sind auch Abschnitte der Straße &bdquo;Im Leingarten“ als Fahrradstraße ausgewiesen.

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