Preissprünge an Tankstellen in Minden-Lübbecke: Wie Spritpreise auf Pendler abzielen

Bad Oeynhausen/Minden. Morgens ist der Stoff, der uns bewegt, am teuersten. Warum sich die Preise für Benzin und Diesel mehrmals am Tag ändern und es von einem auf den anderen Tag unerklärliche Preissprünge gibt, erklärt Thomas Drott. Der Bad Oeynhausener ist Geschäftsführer des Bundesverbandes Tankstellen und Gewerbliche Autowäsche (BTG), der seinen Sitz in Minden hat. Auch für die Unterschiede von Stadt zu Stadt hat Drott eine Erklärung. "Die Antwort ist einfach und wenig zufriedenstellend zugleich", sagt Thomas Drott. "Die großen Mineralölkonzerne setzen die Preise nach eigenem Gutdünken fest", sagt Drott. Es regiere schlicht das Gesetz von Angebot und Nachfrage. "Die Unternehmen beobachten die Kundenströme genau, verbunden mit der Frage: Wer tankt wann?", sagt Drott. Damit würden die Konzerne täglich versuchen, ihre Gewinnmargen zu optimieren. Die Leidtragenden der Spritpreise seien die Arbeitnehmer Morgens gegen 7 Uhr werden an den Zapfsäulen die höchsten Preise abgerufen. "Dann machen sich viele Handels- und Geschäftsreisende auf den Weg, denen die Preise egal sind, weil ihre Firmen den Kraftstoff bezahlen", erklärt Drott. Die Leidtragenden seien Arbeitnehmer, Handwerksbetriebe und kleinere Firmen, die Preisschwankungen und vor allem die gestiegenen Kraftstoffpreise deutlich spürten. "Aber auch große Unternehmen reagieren mittlerweile auf die Preispolitik der Ölkonzerne und versuchen sich darauf einzustellen", so der Geschäftsführer des Tankstellenverbands. Um die Mittagszeit sinken die Spritpreise leicht und zwischen 16 und 17 Uhr ziehen sie wieder an. "Dann ist der Wettbewerb am größten, weil die meisten arbeitenden Menschen unterwegs sind", weiß Thomas Drott. Ab 19.30 bis 20 Uhr würden die Preise für Benzin, Super und Diesel dann wieder sinken. Verlässlich sind diese Zeitangaben allerdings nicht, denn auch die Wochentage spielen im Preispoker eine Rolle. Pendler haben Konzerne besonders im Kalkül Für Pendlerinnen und Pendler, die häufig tanken müssen, empfiehlt sich regelmäßiges Beobachten der Tankstellenpreise und die Nutzung einer sogenannten Tankstellen- oder Benzinpreis-App, von denen es in den jeweiligen App-Stores etliche gibt. In diesen Apps lassen sich auch die Preise in den einzelnen Städten miteinander vergleichen. Denn, so zeigen nicht repräsentative Beobachtungen, lohnt es sich für Pendler, schon zu schauen, ob der Sprit im Arbeitsort oder zu Hause günstiger ist. Beispielsweise differieren die Preise zwischen Löhne und Bad Oeynhausen oder zwischen der Kurstadt und Minden häufig um fünf bis zehn Cent. Wer dann noch in der Uhrzeit flexibel ist und die Marken beobachtet, kann viel Geld sparen. Pendler und die Pendlerströme haben die großen Mineralölkonzerne übrigens auf besondere Weise in ihrem Kalkül. "Die Konzerne haben sogenannte Preiskegel", sagt Thomas Drott und erklärt wie das funktioniert: "Ein Berufspendler startet an seinem Arbeitsort, dort kostet der Liter Super 1,70 Euro, auf seinem Heimweg durchfährt er mehrere Orte, der Spritpreis wird centweise gesteigert - bis zum Wunschpreis des Konzerns von 1,80 Euro." Die Konzerne setzen dabei darauf, dass Pendler für zwei, drei Cent Unterschied keinen Umweg fahren, also auf jeden Fall mehr bezahlen als an der Ausgangstankstelle. "Preisgestaltung folgt nur halbwegs logischen Gesetzen" Und dann gibt es noch sogenannte "Bezugstankstellen", an dessen Preisen sich die Tankstellen im Umkreis oder im weiteren Verlauf der Hauptstraße orientieren. Verlassen und mit diesem Muster rechnen, könnten die Kunden auch hier nicht. "Die Preisgestaltung - das sogenannte Pricing - der Konzerne ist immer weniger verständlich, es folgt nur halbwegs logischen Gesetzen", weiß Tankstellen-Experte Thomas Drott. "Früher war die Preisgestaltung allerdings auch nicht besser", so Drott. "Da hatte Aral sogar eine unterschiedliche Gestaltung für die Südstadt und den Norden Bad Oeynhausens", erinnert sich Drott. Wie setzt sich der Spritpreis aktuell zusammen? "Die Ölkonzerne sehen zu, dass sie pro Liter Kraftstoff mindestens zehn Cent verdienen", sagt Drott. Für die Tankstellenpächter bleibe lediglich ein Cent pro Liter. Laut "Focus-online" hat sich die Marge der großen Ölkonzerne im Verlauf des Jahres 2022 über 20 Cent pro Liter auf 49 Cent (März) pro Liter drastisch erhöht. Eine etwas andere Preispolitik fahren die sogenannten "Billig-Tankstellen". "Deren Politik ist es, den Kraftstoff schlicht günstiger anzubieten, als die großen Marken", erläutert Drott. Ein großer Teil des Spritpreises sind Steuern und Abgaben. Die machen rund 52 Prozent aus. Darin enthalten zum Jahresbeginn 2022 gestiegene CO2-Preis sorgt für zusätzliche Kosten. Bei Benzin schlägt er mit zirka 8,4 Cent zu Buche, bei Diesel mit rund 9,5 Cent pro Liter. Für das aktuelle Jahr ist der CO2-Preis eingefroren. Ab 2024 wird er für den Liter Benzin etwa 9,9 Cent und für Diesel 11 Cent betragen, ab 2026 steigt er auf 15,9 Cent bzw. 17 Cent. Für Thomas Drott ist die Erhöhung des CO2-Preises ab 2024 "das falsche Signal". "Die Krankenschwester, die morgens in aller Früh zum Dienst muss, braucht das Auto", sagt er. Gerade im ländlichen Raum werde "die arbeitende Bevölkerung geohrfeigt."

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