Bad Oeynhausener zur Spritpreis-Bremse: Sollte Tanken nur einmal am Tag teurer werden?

Bad Oeynhausen. Auf seinem Weg zwischen seinem Wohnort in Bad Oeynhausen und seinem Arbeitsplatz in Minden kommt Thomas Drott täglich an zahlreichen Tankstellen vorbei. Da geht es ihm nicht anders als zahlreichen Berufspendlern. Doch Drotts Blick auf das Auf und Ab der Spritpreise ist nicht nur der des Kunden, sondern auch ein professioneller. Denn Drott ist seit 33 Jahren Geschäftsführer des Bundesverbandes Tankstellen und Gewerbliche Autowäsche Deutschland (BTG), der seinen Sitz in Minden hat. &bdquo;Wir vertreten die Interessen der Betreiber“, sagt Drott. Und deren Interesse an dem ständigen Auf und Ab sei eher gering. Denn die Minerölkonzerne diktieren aus der Ferne die Preise und die Betreiber bzw. Tankstellenpächter müssen vor Ort den Frust der Autofahrer ausbaden. Denn durch den Preispoker sei es für die Kunden schwieriger, einen billigen Moment beim Tanken zu erwischen. &bdquo;Es gibt Zeiten, etwa dienstags und mittwochs zwischen 17 und 19 Uhr, in denen die Preise meistens niedriger sind, verlässlich ist das aber nicht“, weiß der BTG-Geschäftsführer. Dieser Zick-Zack-Kurs der Spritpreise – bis zu 18 Mal am Tag ändern sich die Preise – soll nach einem Vorstoß des Landes Baden-Württemberg bald ein Ende haben. Demnach sollen die Spritpreise nur noch einmal am Tag steigen. Den höchsten Stand sollen die Preise für Benzin, Diesel etc. um 12 Uhr erreicht haben, danach dürfen sie nur noch fallen. Fragen und Antworten: Vorbild Österreich? Worum es beim Spritpreis-Vorschlag geht Spritpreis-Bremse sinnvoll, aber wie? &bdquo;Grundsätzlich begrüße ich den Vorschlag, die Anzahl der Preisänderungen zu reduzieren“, sagt Thomas Drott. Das dürfe aber nicht dazu führen, dass die Tankstellenbetreiber dann zum späten Nachmittag Däumchen drehen müssen, weil kein Kunde tankt, und anschließend die Autofahrer Schlange stehen, was wiederum für Unmut sorgt. Die perfekte Lösung hat auch der BTG-Geschäftsführer nicht parat, aber einen Alternativ-Vorschlag: &bdquo;Wenn die Preise zum Beispiel nur alle 90 Minuten verändert werden dürften, hätten die Kunden mehr Spielraum und mehr Verlässlichkeit.“ Einer Lösung näher kommen sollen nun die Fachausschüsse des Bundestags, denn an die hat der Bundesrat, der sich in seiner jüngsten Sitzung mit dem Antrag des Landes Baden-Württemberg befasst hat, die Thematik verwiesen. Die Bundesregierung solle geeignete Maßnahmen prüfen, um die Benzinpreise für Verbraucherinnen und Verbraucher wieder transparenter zu machen, heißt es in der Pressemitteilung des Bundesrats. In dem Antrag wird von der Bundesregierung die Einführung einer Preisbremse nach österreichischem Vorbild gefordert. Im Nachbarland ist es Tankstellenbetreibern einmal täglich um 12 Uhr erlaubt, die Preise zu erhöhen. Preissenkungen dürfen jederzeit vorgenommen werden. Hintergrund ist der &bdquo;Rheinischen Post“ zufolge ein Bericht des Bundeskartellamts, wonach es immer mehr Preisänderungen pro Tag und Tankstelle gibt. Spritpreise: Morgens ist Tanken bis zu 13 Cent pro Liter teurer als am Abend Tankstellen-Apps bekommen aktuelle Informationen Diesen Überblick hat das Bundeskartellamt aus folgendem Grund: &bdquo;Die Konzerne müssen dem Kartellamt ständig ihre aktuellen Preise melden“, weiß Thomas Drott. Von dieser Vorgabe profitieren Tankstellen-Apps wie &bdquo;Clever tanken“ oder &bdquo;Benzin-Blitz“ – denn die können auf diese aktuelle Liste zugreifen und die Informationen an die Nutzer ihrer App weitergeben. &bdquo;Die Apps sind also aktuell, aber es bleibt immer noch der Weg zur Tankstelle und in dieser Zeit kann sich der Preis ja schon wieder ändern“, schränkt Thomas Drott ein. Wie setzen sich die Preise eigentlich zusammen? Steuern und Abgaben machen einen großen Teil der Spritpreise aus, aber auch US-Dollar-Kurs und Konjunkturerwartung beeinflussen die Rohölkosten. Die Steuersätze für Energieerzeugnisse (früher Mineralölsteuer) sind je nach Kraftstoffart unterschiedlich hoch. Sie haben einen beträchtlichen Anteil am Spritpreis. Bei Benzin liegt der Energiesteuersatz bei 65,45 Cent je Liter, bei Diesel bei 47,04 Cent je Liter. Außerdem wird auf alle Energieträger die Mehrwertsteuer in Höhe von 19 Prozent fällig. Sie wird auf den Warenwert inklusive Energiesteuer erhoben. Dazu kommt die staatliche CO?-Abgabe, die in diesem Jahr weiter gestiegen ist. Insgesamt ergibt das bei jeder Tankrechnung einen Steuer- und Abgabenanteil von rund 61 Prozent bei Benzin und rund 53 Prozent bei Diesel. ADAC ordnet ein: Spritpreisregel könnte Tanken teurer machen Kleine Firmen spüren Spritpreis-Schwankungen besonders deutlich Der Rest vom jeweiligen Spritpreis setzt sich zusammen durch die eigentlichen Kosten des Produkts von der Rohölquelle über den Transport nach Deutschland und die Weiterverarbeitung bis zur Zapfsäule. Und natürlich wollen die Mineralölkonzerne einen möglichst hohen Gewinn erzielen. Um den zu erzielen, beobachten die Unternehmen genau die Kundenströme – verbunden mit der Frage: Wer tankt wann? Damit würden die Konzerne täglich versuchen, ihre Gewinnmargen zu optimieren. Morgens gegen 7 Uhr werden an den Zapfsäulen die höchsten Preise abgerufen. &bdquo;Dann machen sich viele Handels- und Geschäftsreisende auf den Weg, denen die Preise egal sind, weil ihre Firmen den Kraftstoff bezahlen“, erklärt Drott. Die Leidtragenden seien Arbeitnehmer, Handwerksbetriebe und kleinere Firmen, die Preisschwankungen und vor allem die gestiegenen Kraftstoffpreise deutlich spürten. 📱News direkt aufs Smartphone: Kostenloser WhatsApp-Kanal der NW Kreis Minden-Lübbecke

Meistgelesen