Tank-Wucher an der Autobahn: Bielefeld mit bis zu 66 Cent Unterschied

Bielefeld. Tanken war laut ADAC in den letzten Jahren so teuer wie nie. 2022 brachte Rekordpreise, im Schnitt 1,86 Euro für einen Liter Super E10 und 1,95 Euro pro Liter Diesel. Seither wurden diese Spitzenwerte zwar nicht mehr überschritten, die Preise haben sich allerdings auf hohem Niveau eingependelt. So folgte mit 2023 das zweitteuerste Tankjahr und auch 2024 reiht sich in oberen Regionen ein. Autofahrer sind also gut beraten, die Spritpreise zu vergleichen, denn so lässt sich mancher Euro sparen. Dabei helfen die bekannten Apps von &bdquo;clever-tanken.de“, &bdquo;ADAC Spritpreise“ oder &bdquo;mehr-tanken“. Sie zeigen übersichtlich Tankstellen in der Nähe an und vergleichen deren aktuelle Preise. Und noch eines haben sie gemeinsam: Wann immer die Bielefelder damit in den letzten Monaten die Spritpreise verglichen haben, an der Autobahntankstelle Lipperland Süd sind Benzin oder Diesel mit Abstand am teuersten im Kreis von zehn Kilometern um die Stadtmitte. Nun ist es eine Binsenweisheit, dass die Autobahntankstellen kräftig zulangen und Autofahrer besser beraten sind, abzufahren und sich eine Tankstelle im nächstgelegenen Ort zu suchen. Aber wie eklatant die Unterschiede wirklich sind, hat eine Stichprobe des ADAC vom Frühjahr 2024 gezeigt. Demnach war Super E10 an Tankstellen, die direkt an der Autobahn liegen, im Schnitt je Liter 39,3 Cent teurer als an nächstgelegenen Tankgelegenheiten an der nächsten Ausfahrt. Für Diesel mussten die Autofahrer im Mittel 38 Cent je Liter mehr bezahlen. Autobahntankstelle: Preisunterschied von 64 Cent pro Liter Ausreißer nach oben ist auch hier die Autobahntankstelle Lipperland Süd. Laut der App clever-tanken.de kostete hier am Montag, 4. November, um 11.30 Uhr ein Liter Super E10 2,16 Euro. Gleich an 10 Tankstellen im Bielefelder Stadtgebiet wurde der gleiche Kraftstoff für 1,52 Euro angeboten – ein Preisunterschied von 64 Cent pro Liter. Lesen Sie auch: Kartellamt: Preisaufschlag an Autobahntankstellen wächst In der Modellrechnung für einen durchschnittlichen Mittelklasse-Wagen mit 50 Liter Tankgröße zahlte der Kunde an der Autobahntankstelle 108 Euro für Super E10, im Stadtgebiet hingegen 76 Euro – das macht einen Preisunterschied von 32 Euro. Noch deutlicher war der Unterschied bei Diesel. Hier kostete ein Liter an der A2 2,06 Euro, in der Stadt lag der günstigste Anbieter bei 1,40 Euro. Auf 50 Liter gerechnet war die Autobahntankstelle also sogar 33 Euro teurer. Aral will sich zu unterschiedlichen Preisen nicht äußern Aber warum ist das so? Naheliegend war, den namensgebenden Mineralölkonzern der Autobahntankstelle zu befragen. &bdquo;Wir bitten um Verständnis, dass wir uns aus rechtlichen Gründen zur Preisbildung an Tankstellen grundsätzlich nicht äußern“, sagte ein Pressesprecher der Aral Aktiengesellschaft mit Sitz in Bochum und verwies an den Branchenverband &bdquo;en2x“. &bdquo;Ursache der Preisunterschiede an Autobahn- zu anderen Tankstellen sind die Versteigerungen der Betriebsrechte durch die ’Tank & Rast GmbH’ zu Höchstpreisen. Das hat zu einer deutlich höheren finanziellen Grundlast für die Tankstellengesellschaften geführt“, erklärte jener Branchenverband auf Anfrage. &bdquo;Tank & Rast“ war bis 1998 staatlich, die Betriebslizenzen für Autobahntankstellen wurden per Konzession zu Festpreisen vergeben. Seither gehöre &bdquo;Tank & Rast“ verschiedenen Gesellschaften und sei bei den Konzessionsrechten für Autobahntankstellen-Grundstücke Quasimonopolist. Auf dieser Grundlage würden die teils hohen Kraftstoff-Preisunterschiede zu anderen Tankstellen beruhen. Wer hat wirklich Einfluss auf die Verkaufspreise? Den schwarzen Peter allerdings will auch &bdquo;Tank & Rast“ nicht annehmen. Schließlich hätte das Unternehmen &bdquo;ein vitales Interesse an attraktiven Kraftstoffpreisen, da so mehr Kunden die Tankstellen und damit auch unsere Raststätten anfahren“, sagte Dietmar Thomas für die &bdquo;Autobahn Tank & Rast Gruppe GmbH & Co. KG“ mit Sitz in Bonn. Die Kraftstoffpreise an Autobahntankstellen würden allein von den jeweiligen Mineralölanbietern festgelegt. Diese würden nach eigenem Ermessen darüber entscheiden, welche Margen sie erzielen wollen und inwieweit sie Kostenschwankungen auf Verbraucher umlegen, wie beispielsweise fluktuierende Mineralölpreise an den Rohstoffmärkten. &bdquo; ’Tank & Rast’ und unsere Franchisepartner haben keinen Einfluss auf die Verkaufspreise für Kraftstoffe an Autobahnen“, heißt es abschließend. Lesen Sie auch: ADAC: Drastische Preisaufschläge beim Tanken an der Autobahn Da beißt sich die Katze also in den Schwanz, niemand will für die eminent hohen Kurse verantwortlich sein. Der ADAC als Vertreter der Autofahrer kritisiert die Höhe der Kraftstoffpreise an den Autobahntankstellen deutlich &bdquo;und empfiehlt Autofahrerinnen und Autofahrern dringend, um die Tankstellen an den Autobahnen einen Bogen zu machen und entweder schon vorher zu tanken oder kurz von der Autobahn abzufahren“, sagte Julia Meier für den ADAC Ostwestfalen-Lippe mit Sitz in Bielefeld. Großteil der Fahrer tankt abseits der Autobahn Eine begleitende repräsentative Online-Umfrage des ADAC vom Frühjahr 2024 unter mehr als 2.000 erwachsenen Personen in Deutschland hätte ergeben, dass bereits heute 82 Prozent der Autoreisenden in der Regel abseits der Autobahn tanken. Von denjenigen, die auf der Autobahn an die Zapfsäule fahren, würden dann allerdings auch etwa zwei Drittel das Fahrzeug volltanken. Gerade in Bielefeld lohnt der kurze Umweg zu einer Tankstelle abseits der Autobahn praktisch immer. Fährt der Reisende in Fahrtrichtung Hannover drei Kilometer vor der Raststätte Lipperland Süd am Autobahnkreuz Bielefeld ab und auf der Detmolder Straße wenige Kilometer Richtung Innenstadt, bietet gleich eine ganze Reihe von Tankstellen den Kraftstoff wesentlich günstiger an. Oder er fährt fünf Minuten weiter, biegt an der Abfahrt Ostwestfalen-Lippe ab und tankt praktisch neben der Autobahn rund um die Uhr an der Tankstelle an der Elverdisser Straße.

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