Bad Oeynhausener Bürgermeister warnt: „Das Klinikpaket nicht wieder aufschnüren“

Bad Oeynhausen. Am 15. Januar ist Landratswahl. Zu erwarten ist, dass im Wahlkampf das Thema Klinikneubauten der Mühlenkreiskliniken eine zentrale Rolle spielen wird. Die beiden aussichtsreichen Kandidaten, Ali Dogan von der SPD und Jörg Schrader von der CDU, haben dazu bereits bei ihrer Nominierung Aussagen gemacht. Kreiskämmerer Schrader kündigte an, als Landrat ein Gutachten in Auftrag geben zu wollen, das die Kosten einer Sanierung des Krankenhauses Lübbecke ermittelt. Und Dogan erklärte, dass er &bdquo;die berechtigten Sorgen aus der Mitte der Gesellschaft weitertragen und bei allen Planungen berücksichtigen“ werde. &bdquo;Der Prozess wird neu kommen, das garantiere ich“, sagte der SPD-Kandidat. Wird dem Bad Oeynhausener Bürgermeister angst und bange um den Klinikneubau in der Kurstadt, wenn er an diese Wahl denkt? &bdquo;Nein“, versichert Lars Bökenkröger. Jörg Schrader habe sich bei der Nominierung auf dem Kreisparteitag &bdquo;sehr klar“ hinter das Gesamtkonzept gestellt. &bdquo;Ich glaube, dass er mit einem Gutachten die Debatte um den Standort Lübbecke und die Schärfe, die die Bürgerinitiative da reingebracht hat, versachlichen will. Indem er aufzeigt, was eine Sanierung tatsächlich kosten würde. Das wurde von der Bürgerinitiative ja bislang völlig ignoriert.“ Da gehe es &bdquo;um Emotionen, vielleicht auch um Traditionen“. Wenn man aber nach vorne blicke, dann komme man an Strukturveränderungen nicht vorbei. Zum Beispiel mit Blick auf den Fachkräftemangel: &bdquo;Man wird Ärzte und Pflegekräfte eher gewinnen können, wenn man einen Neubau hat. Und es geht auch um Abläufe und Prozesse, die auch im alten Lübbecker Krankenhaus nicht optimal sind“, sagt Bökenkröger. &bdquo;Eine Sanierung wäre womöglich noch teurer“ Das allerdings ist im Gutachten von Lohfert und Lohfert, das die Mühlenkreiskliniken in Auftrag gegeben haben, schon betrachtet worden. Von zehn Jahren Bauzeit und Kosten von 155 Millionen Euro, auf Basis der Schätzung von 2019, ist darin die Rede. Für das Krankenhaus Bad Oeynhausen und die AVK ist da von 185 Millionen Euro die Rede. &bdquo;Da muss man nur 1 und 1 zusammenrechnen, dann weiß man, dass eine Sanierung im Bestand mindestens so teuer wie ein Neubau wäre, womöglich noch teurer“, sagt Bökenkröger. Und verweist auf das Klinikum in Herford. &bdquo;Ich glaube, acht Jahre hat die Sanierung des Klinikums dort gedauert und am Ende 100 Millionen gekostet.“ Und für eine Sanierung gäbe es nach seiner Kenntnis keine Fördermittel. Bökenkrögers Überlegung dazu: &bdquo;Vielleicht muss man die Bürgerinitiative in Lübbecke noch mal mit diesen Fakten konfrontieren.“ Ihm sei aber auch wichtig, dass sich auch ein SPD-Kandidat klar zu einem Neubau in Bad Oeynhausen positioniere, betont Bökenkröger. Und bekennt: &bdquo;Sorgen mache ich mir, wenn man diesen gesamten Prozess infrage stellen will.“ Wer diese Planung infrage stelle, der stelle womöglich auch den gesamten Gesundheitsstandort Bad Oeynhausen infrage. &bdquo;Deswegen kann ich nur davor warnen, dieses Paket wieder aufzuschnüren.“ Denn eines müsse den Landratskandidaten klar sein: Die von Bund und Land in Aussicht gestellten Fördermittel in Höhe von 178 Millionen Euro gibt es nur, wenn das Gesamtkonzept umgesetzt werde. Nur ein Krankenhaus neu zu bauen, ist aus der Förderperspektive also keine Alternative. Jörg Schrader sei als Kreiskämmerer tief in dem Thema drin. &bdquo;Bei Ali Dogan kann ich das so noch nicht einschätzen. Aber das wird sich im Wahlkampf zeigen“, sagt Bökenkröger. Der auch versichert, beiden Kandidaten die Bad Oeynhausener Interessen in einem persönlichen Gespräch vermitteln zu wollen. Herrscht hier das Schweigen der Zufriedenen? Dabei dürfte Ali Dogan, wenn er gewählt würde, die schwierigere Rolle zukommen. Denn während die CDU die Klinikpläne trägt, lehnt die SPD im Kreistag das Konzept der zwei Neubauten ab. Letztlich aber werde nicht der Landrat, sondern der Kreistag die Entscheidung fällen, wo es eine klare Mehrheit für die Neubauten gebe. Und das wird sich nach Bökenkrögers Einschätzung auch mit einem SPD-Landrat nicht ändern. &bdquo;Das ginge mir ja genau so: Wenn es im Bad Oeynhausener Rat eine Mehrheit zum Beispiel zur Verlegung des ZOB gäbe, dann muss ich die umsetzen, auch, wenn ich selbst nicht dafür bin“, erklärt der Bürgermeister. Auffallend ist in der Debatte, dass lauter und anhaltender Protest aus Lübbecke zu vernehmen ist, in Bad Oeynhausen aber kaum etwas zu den Planungen zu vernehmen ist. Herrscht hier das Schweigen der Zufriedenen? &bdquo;Erst mal sind wir in der komfortablen Lage, dass wir einen Standort haben. Dass solch eine Standortdebatte wie im Altkreis Lübbecke sehr viel emotionaler geführt wird, das ist ja klar“, sagt Bökenkröger. &bdquo;Wir haben die Standortfrage in Bad Oeynhausen schon geklärt und müssen nur noch einen Bebauungsplan aufstellen. Aber das ist das kleinste Problem.“ Und ja: Die Menschen in der Kurstadt seien offenbar zufrieden damit, hier eine gute Gesundheitsversorgung zu haben. Dagegen zu sein, das mobilisiere eher als Zufriedenheit. &bdquo;Aber man muss auch gucken, wo wir in 30, 40 Jahren stehen, das verlange ich auch von der Politik.“ Er persönlich habe sich immer für die Pläne eingesetzt, habe viele Gespräche geführt, auch mit dem Ministerium und dem HDZ. &bdquo;Ich habe immer wieder deutlich gemacht, wie wichtig der Krankenhausneubau für die Gesundheitsversorgung und Bad Oeynhausen ist. Aber deswegen muss ich mich nicht in eine Standortdebatte im Altkreis Lübbecke einschalten.“ &bdquo;Was kostet es uns, wenn wir diesen Weg nicht gehen?“ Dass das Thema nun im Landratswahlkampf eine Rolle spielen werde, findet der Bürgermeister zwar nachvollziehbar. &bdquo;Aber es hilft uns überhaupt nicht“, betont Bökenkröger. &bdquo;Wir stehen jetzt viel besser da als vor fünf, sechs Jahren, als das alte Konzept der MKK eine wirkliche Schwächung des Standortes Bad Oeynhausen bedeutet hätte. Mit dem Neubau und den Fördermitteln haben wir die Chance, den Standort zu entwickeln, womöglich auch mit einem Parkhaus, um die Parksituation zu verbessern.“ Bleibt die nicht ganz unwichtige Frage, die auch die SPD im Kreistag ins Zentrum ihrer Kritik gestellt hat: Wer soll das bezahlen? &bdquo;Es wird jeder seinen Betrag leisten müssen: die Mühlenkreiskliniken, der Kreis und natürlich auch die Kommunen. Aber von den Neubauten profitieren ja auch alle Menschen im Mühlenkreis. Eine breite und gute Gesundheitsversorgung hier vor Ort muss uns auch sehr viel wert sein“, findet Bökenkröger. Der darauf verweist, dass es ja ein grobes Finanzierungskonzept gebe. Auf eine Kommune wie Bad Oeynhausen kämen da rund drei Millionen Euro pro Jahr zu. &bdquo;Das halte ich im Moment für machbar“, so Bökenkröger. &bdquo;Das hängt aber auch davon ab, wie sich die Wirtschaft und die Finanzen der Kommunen in den nächsten Jahren entwickeln werden. Aber wenn wir ein Krankenhaus hier behalten wollen, dann gibt es das auch nicht zum Nulltarif.“ Und die Frage sei ja auch: &bdquo;Was kostet es uns, wenn wir diesen Weg nicht gehen? Der Preis ist, glaube ich, dann sehr viel höher.“

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