Müllchaos in Bad Oeynhausen: Abfalleimer im Nordbahnhof immer wieder überfüllt

Bad Oeynhausen. Die Gurkenstreifen schwabbeln grünlich in geschmolzenem Eiswasser. Der Mülleimer darunter sieht auch nicht viel besser aus. Der Plastikbecher mit dem Gurken-Cocktail steht noch halbwegs zielsicher oben auf dem Behälter, aus dem der Abfall herausquillt. Der restliche Müll ist weit verstreut. Im Nordbahnhof haben Unbekannte am Wochenende Berge von Müll hinterlassen - und auf beiden Bahnsteigen über die Treppen bis in den Tunnel verteilt. Pendler, die am Montagmorgen zu ihrem Zug oder in die Kurstadt waten, sind empört. Wer macht so etwas? Und warum? Dabei ist der Müllhaufen am Montag offenbar keine Ausnahme, sondern fast schon die Regel. Zwei Frauen machen am Montagvormittag sauber. Sie sammeln die Überreste des Wochenendes vom Boden der Bahnhofshalle und räumen den Dreck weg. Die beiden sind Mitarbeiterinnen eines Reinigungsdienstes, der im Auftrag der Stadtverwaltung den Bahnhof reinigt. Und zwar an sieben Tagen in der Woche, wie Stadtpressesprecher Volker Müller-Ulrich erklärt. Sarah und Erika Özmen fegen und wischen den Fußboden im Tunnel und in der Bahnhofshalle und stopfen den Unrat der Reisenden in die dafür vorgesehenen Mülleimer. Ihre Zuständigkeit endet jedoch an der ersten Treppenstufe, betont der Stadtpressesprecher. Der Tunnel gehört der Deutschen Bahn. Und genau deshalb bleiben die Treppen und die Bahnsteige vorerst dreckig. Wann die Bahn ihre Mülleimer leert und den Bahnsteig säubert, war am Montag nicht zu erfahren. Die Empfangshalle allerdings ist Eigentum der Stadt. Die Verwaltung hat sich aber auf einen Handel mit der Bahn eingelassen: Den Boden der Empfangshalle und den Boden im Tunnel macht die Stadt selber sauber. Für Bahnsteig und Stufen bleibt die Bahn verantwortlich. Blöd ist nur: Der Schmutz weht vom Bahnsteig in den Tunnel. Da können die beiden Reinigungskräfte noch so kräftig schrubben. Mit jedem Reisenden wird der Müll wieder in den Tunnel getragen. Randalierende Fußballfans? Frustrierte Bahnreisende? Unbestätigten Gerüchten zufolge soll das Müllchaos bereits am späten Freitagabend ausgebrochen sein. Hinweise auf Täter gibt's bisher nicht. Freitagabend hat Arminia gegen Karlsruhe Fußball gespielt und verloren. Wäre das ein Motiv zur Randale auf dem Bahnsteig? Vielleicht haben auch Bahn-Reisende Samstagvormittag in Bad Oeynhausen ihren Frust an Mülleimern ausgelassen, weil der Zugverkehr in Ostwestfalen durch die mutmaßliche Doppel-Sabotage lahmgelegt wurde. Menschen, die sich werktags am Bahnhof aufhalten, erzählen, dass das Müllproblem vor allem nach Wochenenden mit Fußballspielen auftaucht. Die Verantwortlichen in der Stadtverwaltung stellten rasch nach dem Kauf des Bahnhofgebäudes fest, dass die Reinigung desselben eine Sisyphosarbeit bedeutet. Vor allem in den Nächten am Wochenende hinterlassen Besucher ihre Körperausscheidungen im und am Bahnhof. Die beiden Frauen von der Reinigungsfirma haben schon Dinge aufgelesen und weggewischt, die in den nagelneuen Bahnhofstoiletten deutlich besser aufgehoben wären. Laut Hausordnung der Deutschen Bahn ist das Beschriften, Besprühen, Verschmutzen, Beschädigen, Bekleben oder Missbrauchen von allen Bahnhofseinrichtungen untersagt. "Für absichtlich herbeigeführte Verschmutzungen oder Beschädigungen", heißt es dort, werde eine Bearbeitungsgebühr von 60 Euro in Rechnung gestellt. Verstöße gegen die Hausordnung würden "zu Hausverweis, Hausverbot, Strafverfolgung und/oder Schadenersatzforderungen" führen. Zahlreiche Videokameras auf beiden Bahnsteigen und im Tunnel richten zudem ihre Augen auf die Reisenden am Bahnsteig. Dortmund guckt auf Bad Oeynhausen Die Kamerabilder werden in Echtzeit in die "3-S-Zentrale" der Deutschen Bahn nach Dortmund geschickt. Die drei S stehen für Service, Sicherheit und Sauberkeit, wie die Bahn im Internet erklärt. Die Bilder aus Bad Oeynhausen werden dort aber nicht aufgezeichnet und gespeichert, wie ein Pressesprecher der Bundespolizei auf Nachfrage erklärt. Eine nachträgliche Auswertung der Kamerabilder sei deshalb nicht möglich. Die Bundespolizei hat zudem keine Hinweise darauf, dass es am Wochenende auf dem Bahnhof Bad Oeynhausen besonders hoch hergegangen sein könnte. "Im Bahnhof Bad Oeynhausen gibt es keine auffällige Häufung von Straftaten", sagt Markus Heuer von der Bundespolizeiinspektion Münster. Die Pressestelle der Bundespolizei meldet am Wochenende zahlreiche Einsätze in Zügen und auf Bahnhöfen in der erweiterten Nachbarschaft. Ganz abgesehen vom mutmaßlichen Sabotageangriff hatten die Polizisten auch so alle Hände voll zu tun. Samstagabend zum Beispiel haben rechte Anhänger von Borussia Dortmund auf dem Rückweg nach Münster offenbar rechtschaffene Anhänger desselben Vereins noch im Zug verprügelt. Am Bahnhof Bielefeld mussten Beamte Samstag und Sonntag mehrfach bei Gewalttaten einschreiten. Und in Hövelhof brannte Sonntagmorgen sogar die Bahnhofstoilette.

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