Glasfasernetz in Bad Oeynhausen nur unter bestimmten Bedingungen: Haben genug Interesse?

Bad Oeynhausen. Die Post liegt bereits lange im Briefkasten. Absender: Greenfiber. Das Unternehmen bietet zusammen mit den Stadtwerken den flächendeckenden Ausbau eines Glasfasernetzes in der Kurstadt an. Allerdings nur, wenn genügend Haushalte ihr Interesse bekunden. "Es sieht ganz gut aus", vermeldet Greenfiber-Pressesprecher Hinrich Bernzen auf Nachfrage der NW. Noch bis zum 4. Oktober haben die Bad Oeynhausener Zeit, ihren Antrag abzugeben. Dann bekommen sie nicht nur den Hausanschluss gratis, sondern auch die ersten zwölf Vertragsmonate die schnellste Leistung zum kleinsten Preis. Durch die Kooperation will die Stadt verhindern, dass sich andere Anbieter die Rosinen herauspicken und es letztlich Gebiete gibt, die aufgrund fehlender Lukrativität vom schnellen Internet abgeschnitten bleiben. Wie berichtet müssen 30 Prozent aller Bad Oeynhausener Haushalte – also 7.200 – für Glasfaser entscheiden. Sie sind dann vertraglich bis zu zwei Jahre an den neuen Anbieter gebunden. Es sind vor allem die Bürger aus den Ortsteilen, die sich für den Glasfaser-Anschluss interessieren. "Wir merken deutlich, dass es zum Beispiel die Menschen in Bergkirchen, Wulferdingsen oder auch Volmerdingsen sind, die schnelles Internet haben möchten", bilanziert Bernzen. Bei dem Versprechen durch Stadtwerke und Unternehmen, die ganze Stadt auszubauen, seien vor allem die Randlagen interessiert. "In der Kernstadt gibt es einen anderen Zuspruch als im Norden. Im Norden ist ein richtig großes Interesse vorhanden." Das liegt zum einen daran, dass die Kernstadt in Teilen bereits ausgebaut ist, zum anderen an Konkurrenzanbietern im Süden der Stadt. Und auf letztere ist Bernzen gar nicht gut zu sprechen. "Die freien Handelsvertreter, die dort unterwegs sind, erzählen Lügen. Das muss man so deutlich sagen." Dem könne Greenfiber wenig entgegensetzen. "Wir können ja schlecht hinterklingeln und sagen, stimmt alles nicht." Stattdessen legt der Greenfiber-Sprecher Wert darauf, dass sein Unternehmen nicht an den Haustüren der Bad Oeynhausener klingele. "Das ist unseriös. Eine Glasfaser-Entscheidung muss der Kunde in Ruhe treffen. Solche Entscheidungen fallen nicht an der Hausschwelle." Die Quote sieht gut aus Info-Punkte in der Innenstadt und im Werre-Park, Infoveranstaltungen (zu denen teilweise mehr als 100 Interessenten kommen) plus direkte Post nach Hause - das sind die Schwerpunkte, auf die Stadtwerke und Greenfiber bei der Vermarktung setzen. Wie viele Bad Oeynhausener bisher ihren Vertrag unterzeichnet haben, dazu möchte Bernzen keine Angaben machen. "Da viele Anträge zeitversetzt ins System gepflegt werden, wäre das nicht verlässlich." Die Tendenz sei aber sichtbar. "Wir gehen davon aus, dass wir bauen werden." Bereits jetzt liege die Quote deutlich über anderen Städten. "In den letzten anderthalb Wochen geht's immer richtig ab. Dann werden wir erfahrungsgemäß mit Anträgen geflutet." Auch gleich zu Beginn der Werbephase flatterten viele unterschriebenen Verträge ins Haus. "Das sind immer die, die wollen, die schon lange warten, dass es losgeht", weiß Bernzen. Danach nehme die Zahl der Anträge ab, das Interesse an Informationen aber gehe hoch. "Das ist wie bei Hausaufgaben oder der Steuererklärung. Die gibt auch niemand vor der Zeit ab. Sondern erst wenn er muss." In Hinrich Bernzens Augen haben die Kurstädter jetzt eine einmalige Chance auf den kostenlosen Hausanschluss. "Auch wer glaubt, relativ gut versorgt zu sein, sollte es machen." Auch wenn es vielleicht fünf Euro im Monat mehr koste als bestehende Verträge. "Es gibt auch mehr Leistung", betont der Unternehmenssprecher. Glasfaser sei in Sachen Schnelligkeit nicht mit Kupferkabel vergleichbar. "Wenn ich später 3.000 Euro für den Anschluss zahlen, jetzt aber nur fünf Euro mehr, dann müsste ich 50 Jahren Glasfaser buchen, damit die Anschlussinvestition sich lohnt", rechnet er vor. Wer schlau sei, nehme den Null-Euro-Anschluss mit.

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