Kommunales Glasfasernetz kostet 34 Millionen Euro

Bad Oeynhausen. Die ersten Haushalte in Bad Oeynhausen haben die grünen Briefe, die der Glasfaseranbieter Greenfiber und die Stadtwerke gemeinsam verschicken, bereits erhalten. Die Briefe werden an mehr als 20.000 Haushalte sowie Gewerbetreibende und Betriebe verschickt. In diesem Informationsschreiben erläutern Stadtwerke und Greenfiber ihr Projekt "Kommunales Glasfasernetz" und werben um Kunden. Denn das Projekt kann - wie berichtet - erst starten, wenn sich 30 Prozent der Haushalte, also rund 7.100, für einen Anschluss ans kommunale Netz entschieden haben. Die Vermarktungsphase des Projekts läuft bis zum 4. Oktober. "Wer bis zu diesem Zeitpunkt abschließt, bekommt den Hausanschluss kostenlos", wirbt Stadtwerke-Vorstand Andreas Schwarze im Gespräch mit der NW für das kommunale Netz. Für Andreas Schwarze ist der Ausbau des Glasfasernetzes ein entscheidender Schritt für die Zukunft der Stadt und ihrer Menschen. "Die Datenmengen, die über das Internet bewegt werden, werden immer größer und die Geschwindigkeit, mit der das passieren soll, immer höher", ist Schwarze überzeugt. Und dies betreffe alle Bereiche, die privaten wie auch die dienstlichen. Als privates Beispiel nennt er das Fernsehen via Internet samt Streamingdiensten. "Das wird künftig mehr werden", so Schwarze. Auch das Thema Smart Home werde an Bedeutung gewinnen. Internetbasierte Angebote, über die sich die Sicherheit des Eigentums steuern lasse oder der Energieverbrauch des Eigenheims werden künftig mehr in den Fokus rücken. Als dienstliches Beispiel nennt er den Bau des Sielbads. "Früher wurden technische Zeichnungen per Post verschickt, heute werden 3D-Präsentationen mit einem enormen Datenvolumen in Windeseile von A nach B verschickt", so Schwarze. Über das Bundesförderprogramm sind 394 Adressen angeschlossen worden "Wer möchte, bekommt von uns Glasfaser bis in Haus gelegt, ganz gleich wie weit der Weg von der Hauptglasfaserleitung bis zum Haus ist", verspricht der Stadtwerke-Vorstand. Das kommunale Glasfasernetz soll künftig die gesamte Stadt abdecken, auch den Bad Oeynhausener Süden, wo Glasfaser Nordwest - ein Kooperationsunternehmen von EWE und der Telekom - bereits mit dem Bau eines eigenen Glasfasernetzes begonnen haben. Auch in den Randlagen der Bad Oeynhausener Stadtteile wollen Greenfiber und die Stadtwerke jedem Haushalt diese Möglichkeit bieten. Ebenso wie den Straßenzügen, die von dem 2016 aufgelegten Bundesförderprogramm "Weiße Flecken" nicht profitiert haben, weil die förderfähige Bandbreite von damals maximal 30 Mbit überschritten wurde oder den Hauseigentümer, dem der Anschluss bis ins Haus schlicht zu teuer war. Weil dann die vollen Anschlussgebühren - abhängig von der Entfernung zur Hauptleitung fällig wurden. Angeschlossen über das Förderprogramm "Weiße Flecken" wurden in Bad Oeynhausen 394 Adressen. In vielen Straßenzügen Bad Oeynhausens werden die angebotenen Bandbreiten über Kupferkabel verteilt. Die Möglichkeiten sind allerdings aus technischen Gründen begrenzt. Dass auch 50 Mbit heutzutage nicht immer ausreichen, habe die Corona-Pandemie gezeigt, als in vielen Familien von mehreren Familienmitgliedern im Homeoffice oder Homeschooling das Internet gleichzeitig genutzt wurde. Ausbau soll Anfang 2023 starten Sollten die von unabhängiger Seite für einen wirtschaftlichen Glasfaserausbau und Betrieb des Netzes in kommunaler Hand errechneten 30 Prozent Anschlusswilliger erreicht werden, geht Andreas Schwarze von einem Baubeginn Anfang 2023 aus. Für den Ausbau des Netzes in der gesamten Stadt rechnet der Stadtwerke-Chef mit einer Bauzeit von vier Jahren. Erster Schritt wird dann - wie berichtet - die Gründung der Infrastrukturgesellschaft sein, an der die Stadtwerke mit 74,9 Prozent beteiligt sein werden und Greenfiber zu 25,1 Prozent. Für den Bau des Glasfasernetzes sind laut Schwarze 34 Millionen Euro veranschlagt. Diese Investition werde von den Kooperationspartnern anteilig über Darlehen finanziert. Einnahmen werden dann fließen, wenn von Telekommunikationsanbietern Durchleitungsentgelte gezahlt werden. Das wird im ersten Jahr allein Greenfiber sein. Denn wer sich für einen Hausanschluss entscheidet, muss sich mit seinem Internetvertrag inklusive Festnetz für mindestens ein Jahr an Greenfiber binden. Attraktiver - preislich und leistungsmäßig gesehen - sind allerdings bei Greenfiber die Laufzeiten von 24 Monaten. So wie es auch Telekom und EWE verlangen. Frühestens nach zwölf Monaten also ist das kommunale Glasfasernetz offen für andere Anbieter. Weil die Stadtwerke allerdings von einer mehrheitlichen Wahl der längeren Laufzeit ausgehen, schreiben sie in ihrem Brief an die Bad Oeynhausener Einwohner pauschal gleich von 24 Monate, nach denen sich das Netz öffnet. "Die Stadtwerke selbst werden diese Dienste nicht anbieten", macht Andreas Schwarze deutlich. Mit einem Überschuss aus dem kommunalen Glasfasernetz rechnet Schwarze laut einer Modellrechnung ab dem achten Betriebsjahr. Den Ausbau selbst will das künftige Infrastrukturunternehmen Stadtwerke/Greenfiber so sanft wie möglich gestalten. "Wir werden das gemeinsam mit Greenfiber gründlich planen, um doppelte Straßenaufbrüche zu vermeiden", so Schwarze. Zusammengeführt werden sollen dabei dann eigene Tiefbauarbeiten der Stadtwerke am Kanalnetz und Tiefbauarbeiten, die die Stadt aus anderen Gründen plant. Über die Stadtgrenzen - etwa in benachbarte Löhne - werden die Stadtwerke mit ihrem Glasfaserausbau nicht gehen. "Aus heutiger Sicht werden wir auf Löhner Gebiet nicht tätig", betont Andreas Schwarze.

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