Weltbekannte Künstler: Ein Sommernachtstraum im Kurpark in Bad Oeynhausen

Bad Oeynhausen. Ein wenig Unterwelt. Ein paar kokette Flirts. Ein eleganter Schwan. Und dazwischen auch schon mal ein Höllengalopp: Das Sommerkonzert der Landesregierung im Kurpark war so bunt und vielfältig wie die Blumenpracht in den Beeten rundum. Rund 6 000 Gäste waren der Einladung von Ministerpräsident Hendrik Wüst gefolgt um bei Bilderbuchsonnenschein Weltstars und Meisterwerke der Musik zu erleben. Entweder auf Holzbänken, auf mitgebrachten Stühlen, auf der Brüstung der Fontäne, im Stehen oder ganz bequem auf Picknickdecken. Ein Bett im Hotel? Das war schon Tage vor dem Konzert schwierig zu bekommen. Ein Parkplatz im Parkhaus? Für diejenigen, die erst eine Stunde vor Konzertbeginn nach Bad Oeynhausen fuhren, ausgeschlossen. So wie für Carola und Dierk Oetken, die aus Herford gekommen waren und am Ende in ihrer Not einen Parkplatz vor dem Haus von Bekannten gefunden hatten. So groß war das Interesse an dem außergewöhnlichen Konzert, das in der Geschichte Bad Oeynhausens vermutlich einmalig bleiben wird. Und schon am späten Nachmittag hatten sich die Gäste, die auf Nummer Sicher gehen wollten, einen Platz am Tisch oder auf der grünen Wiese gesichert. Ganz so früh hatten sich Christian Barnbeck, René Haeseler, Marc Masshoff, Leonie Krückels und Henning Bökamp noch nicht auf den Weg gemacht. Und ihre Decke etwas abseits vom dicht gedrängten Geschehen im Schatten einer großen Buche ausgebreitet. Mit einem kleinen Büfett von selbst gemachten Frikadellen, Ciabatta, Käse, Prosecco und Rotwein. Festivalcharakter eben. Das erste Mal stößt die Gruppe an, als Hendrik Wüst die Gäste begrüßt. Und sagt: &bdquo;Mit dem traditionellen Sommerkonzert feiern wir die Vielfalt, Weltoffenheit und den Zusammenhalt der Menschen in unserem Land“. NRW zeigt Hilfsbereitschaft Der besondere Dank des Ministerpräsidenten gilt den ehrenamtlich engagierten Mitbürgern, die an diesem Abend zu den Ehrengästen gehören. &bdquo;Gerade in Zeiten wie diesen, in denen viele Menschen vor dem russischen Angriffskrieg gegen ihre Heimat zu uns fliehen, ist das Ehrenamt besonders sichtbar. So viele Menschen in Nordrhein-Westfalen zeigen in diesen bedrückenden Zeiten eine Mitmenschlichkeit und Hilfsbereitschaft, die so typisch ist für unser Land im Herzen Europas“, lobt der Gastgeber das Engagement. Dann ist die Bühne frei für die Nordwestdeutsche Philharmonie, die für diesen Abend gleich vier Stars der Musikszene verpflichten konnte. Und einen bunten Strauß von Klassik über Filmmusik und südamerikanische Rhythmen bis hin zur Oper geflochten hat. Das Potpourri unter dem Motto &bdquo;Leben. Liebe. Leiden“ eröffnet Dirigent Frank Beermann mit der swingenden Ouvertüre aus dem Broadway-Hit &bdquo;My fair lady“. Dann lässt die Koloratursopranistin Leonor Amal mit Ruperto Chapis Theatermusik &bdquo;Die Töchter des Zebedee“ pures spanisches Lebensgefühl durch den Kurpark flirren - farbenreich, frisch und von enormer Leichtigkeit und Lebenslust. Da staunt selbst die siebenjährige Rabina, die mit ihrer drei Jahre jüngeren Schwester Amanda die Füße im Brunnen der Fontäne baumeln lässt. Ein weiterer Höhepunkt ist Maximilian Hornung, &bdquo;einer der besten Cellisten, die Deutschland zu bieten hat“, wie Moderatorin Anna Planken den Solisten ankündigt. Herzerwärmend ist sein &bdquo;Schwan“ aus Camille Saint-Saëns &bdquo;Karneval der Tiere“. In einem eleganten Vibrato lässt Hornung den Cellobogen wie einen Entenvogel über die Saiten seines Instruments gleiten. Und glänzt abermals in der Funiculi-funicula -Tarantella, die er ebenfalls intensiv leuchtend zum Klingen bringt. Publikum erklatscht sich Zugaben Oder das berühmte Vorspiel aus der romantischer Oper &bdquo;Lohengrin“, von Frank Beermann mit sensibel eingesetzter Energie dirigiert und vom Orchester in mitreißender Melodik gespielt. Aber auch das hochenergetisch zu erlebenden Höllen-Cancan von &bdquo;Orpheus in der Unterwelt“. Umhüllt von dem Duft gebrannter Mandeln, der sich wie bei einem Volksfest über dem Kurpark ausgebreitet hat. Gerade ist das Baby von Ksenija Sidorova geboren, da kann es seiner berühmten Mutter bereits bei der Generalprobe zuhören, als sie mit dem Orchester Astor Piazzollas &bdquo;Libertango“ einstudiert. Und die das früher als &bdquo;Altherreninstrument“ verschriene Akkordeon beim eigentlichen Konzert feurig und leidenschaftlich glitzern und glänzen lässt. Großartig ist auch Broadway-Star Drew Sarich, der mit seiner sehr emotionalen Interpretation des Songs &bdquo;Bring him home“ aus "Les Misérables" für grandiose Stimmung sorgt. Mit dem West Side Story-Hit &bdquo;Tonight“ läuten Leonor Amaral und Drew Sarich im Duett ein Ende mit ganz großen Gefühlen ein. Das Publikum erhebt sich zum lautstarken Applaus selbst von den Picknickplätzen und die NWD spendiert als krönenden Abschluss ein kleines Feuerwerk vor der Bühne. Klar, dass nach so einem bewegenden Abend Zugaben gefordert werden. Das Orchester lässt sich nicht lange bitten und spielt den ersten Marsch aus Edgar Elgars &bdquo;Pomp and Circumstance“. Und setzt noch ein Potpourri obendrauf. Erst dann geben sich die Konzertgäste geschlagen und genießen noch einen Moment den Sonnenuntergang im Kurpark. Dann können auch die Polizei- und Sanitätsdienste nach einem entspannten Einsatz in den Feierabend gehen. &bdquo;Das einzige, zu dem die Kollegen gerufen wurden, war ein Bienenstich“, zieht Polizeihauptkommissar Thomas Wiesinger ein erfreuliches Resümee. Wer nicht dabei sein konnte, kann sich das Konzert in der Mediathek des WDR ansehen: https://www.ardmediathek.de/wdr/programm

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