Zwei Kreise, eine Stadt: So funktioniert die Wahl in Bad Oeynhausen

Bad Oeynhausen. "Der Wechsel allein ist das Beständige", erkannte schon der Philosoph Arthur Schopenhauer. Davon können die Wähler in Bad Oeynhausen ein ganz besonderes Lied singen. Vor allem bei Landtagswahlen. Bei jedem Urnengang zum Landesparlament wurden in den vergangenen Jahren die Wahlkreise neu beschnitten, Bad Oeynhausen neu zugeordnet. Am Sonntag ist Bad Oeynhausen gar eine doppelt geteilte Stadt: Die eine Hälfte wählt mit anderen Kommunen aus dem Kreis Minden-Lübbecke im Wahlkreis 89, die andere Hälfte mit Gemeinden aus dem Kreis Herford im Wahlkreis 91. Zumindest Sebastian Beyer, Wahlorganisator bei der Bad Oeynhausener Stadtverwaltung, ist zuversichtlich, dass er dabei den Überblick nicht verliert.Immerhin ist der Wahlkreis 89 für Bad Oeynhausen ein alter Bekannter. Schon bei den Landtagswahlen 2005, 2010 und 2012 teilte sich die Kurstadt bei den Landtagswahlen den Wahlkreis mit Porta Westfalica und einem Teil von Minden. Allerdings war es damals noch das ganze, ungeteilte Bad Oeynhausen, das zu diesem Wahlkreis gehörte. 2017 schließlich begann die Zeit der Zerteilung. Und der Abschied aus dem Wahlkreis 89 und dem Landkreis Minden-Lübbecke. Per Wahlgesetz erklärte der Landtag die Werre zur Grenze, der Süden der Kurstadt bildete mit Herford, Enger, Hiddenhausen und Vlotho den Wahlkreis 91, der Norden Bad Oeynhausens mit Bünde, Kirchlengern, Rödinghausen und Spenge den Wahlkreis 91. Bad Oeynhausen war also politischer Gast im Kreis Herford. Die Werre hat sich als Grenzfluss bewährt Doch für die Wahl am kommenden Sonntag, 15. Mai, wurden die Karten für Bad Oeynhausen Anfang vergangenen Jahres wieder neu gemischt. Der Süden kehrt zurück in den Wahlkreis 89 und trifft dort auf Minden (diesmal die ganze Stadt) und Porta Westfalica. &bdquo;Bad Oeynhausen wird zum zweiten Mal zum Spielball der Landesregierung. Das versteht kein Mensch mehr“, schimpfte Christian Dahm bei Bekanntwerden der politischen Neuordnung, der 2017 noch als Direktkandidat der SPD auch in Bad Oeynhausen gewählt wurde und auch jetzt wieder antritt - nur halt nicht mehr für die Kurstadt. Immerhin: Im Wahlkreis 91 bleibt es wie gehabt, der Norden Bad Oeynhausens wählt zusammen mit Löhne, Kirchlengern, Bünde und Rödinghausen. Auch die Trennlinie bleibt die alte, die Werre hat sich als Grenzfluss offenbar bewährt.Hintergrund zur erneuten Neuordnung der Landtags-Wahlkreise ist die im Gesetz verankerte Anforderung, dass in allen 128 Wahlkreisen in NRW in etwa die gleiche Anzahl an Wahlberechtigten wohnen sollte. Bislang war die Grundlage die Zahl der Einwohner. Und die zugelassene Abweichung wurde verschärft. Bislang waren 20 Prozent über oder unter dem Landesdurchschnitt in einem Wahlkreis zugelassen, nun sind nur noch 15 Prozent erlaubt. Ein Dominoeffekt mit Start in Lippe Was offenbar vor allem ein Problem in Lippe darstellte, wo die erlaubte Grenze der Wahlberechtigten um 17 Prozent unterschritten wurde. Folge war ein &bdquo;Dominoeffekt“: Vlotho wurde dem Lipper Wahlkreis zugeordnet, Spenge wechselte von Herford 1 auf Herford 2 und Bad Oeynhausens Süden zog wieder zurück in den Mühlenkreis.Das alles ist für die Wähler durchaus irritierend. "Für uns in der Vorbereitung spielt das aber kaum eine Rolle, versichert ein gelassener Sebastian Beyer. Ja, räumt der Wahlkoordinator der Stadt ein, nun bekomme man Nachrichten von den Wahlleitern aus Minden und Herford. Und auch bei den Briefwahlunterlagen sei halt darauf zu achten, dass auch die Stimmzettel aus dem richtigen Wahlkreis verschickt werden. "Aber das kriegen wir hin", ist Beyer überzeugt. Trendwende bei der Briefwahl Bei der Briefwahl deutet sich zumindest in Bad Oeynhausen in diesem Jahr eine Trendwende an. Während bei den vergangenen Wahlen der Anteil der Briefwähler stets gestiegen ist, ist er nun rückläufig. Rund 10.400 Wahlberechtigte haben bislang Briefwahlunterlagen angefordert, berichtet Beyer. "Bei der Bundestagswahl im vergangenen Jahr haben 15.077 Bad Oeynhausener die Unterlagen angefordert und 14.316 auch per Brief gewählt", sagt er. Auch wenn es noch ein paar Tage bis zum Wahlsonntag sind: Diese Zahl wird diesmal wohl nicht annähernd erreicht, vermutet Beyer. Übrigens: Wer Briefwahlunterlagen angefordert, sie aber bis Freitagmittag nicht erhalten hat, sollte sich dringend bis Freitag, 13. Mai, 18 Uhr im Rathaus melden. Abgegeben werden können die Briefwahlunterlagen bis Sonntag, 15. Mai, 18 Uhr, im Rathaus. Die Direktkandidaten: Wer tritt wo an?Tatsächlich sind die beiden Bad Oeynhausener Teile der Wahlbezirke nahezu gleich groß. Auf dem Gebiet der Kurstadt sind im Wahlbezirk 89 Minden-Lübbecke II 19.076 Wählerinnen und Wähler stimmberechtigt. Als Direktkandidaten treten Jonas Horstmann (CDU), Christina Weng (SPD), Matthias König (FDP), Thomas Röckemann (AfD), Jana Sasse (Grüne), Michael Müller (Freie Wähler) und Werner Birtsch (Die Basis) an.Im Wahlkreis 91 Herford II - Minden-Lübbecke III sind im Norden Bad Oeynhausens 18.118 Wahlberechtigte registriert. Um die Erststimmen bewerben sich hier die Direktkandidaten Christian Bobka (CDU), Christian Obrock (SPD), Sven Schäffer (FDP), Markus Wagner (AfD), Andrea Haack (Grüne), Seyhmus Günay (Linke), Pierre Amling (Die Partei) und Radisa Amidzic (Die Basis). Mit ihren Zweitstimmen haben die Wähler in beiden Wahlbezirken die Wahl zwischen 29 Parteien und Gruppierungen.Alle Kandidatinnen und Kandidaten für die Wahlkreise 88, 89 und 91 in Minden-Lübbecke werden hier vorgestellt Die Wahllokale sind am Sonntag, 15. Mai, von 8 bis 18 Uhr geöffnet. Wer keine Wahlberechtigung dabei hat - "kein Problem", sagt Sebastian Beyer. Der aber rät: "Man sollte dann aber Personalausweis oder Reisepass mitbringen."

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