Neue Gastronomie: Das Bauerncafé wird zum Mauerwerk

Bad Oeynhausen. Seinen ersten Kaffee, den Tim Schwengel inkognito im Bauerncafé getrunken. Hat den Blick schweifen lassen und sich verliebt in das alte, sehr unterschiedliche Mauerwerk. Der ehemalige Juniorchef der Mindener Nascherei war monatelang auf der Suche nach einem neuen Standort für seine Selbstständigkeit - und fand ihn nun in Dehme. Im April soll sein neues Ausflugsziel eröffnen, am 6. März verkauft die derzeitige Inhaberin Ute Kruse ein letztes Mal selbst den Kuchen. Danach wird umgestaltet. Zumindest ein bisschen. Denn es braucht Platz für Kuchentheke und Eismaschine. Am 1. Mai 2005 eröffnete Ute Kruse im Dehmer Lohbusch ihren Café-Traum. Schon Corona, der Lockdown und der Personalmangel führten vor einigen Monaten zu Veränderungen. Ute Kruse reduzierte die Öffnungszeiten. "Ich habe nach meinem Besuch irgendwann einfach angerufen und gefragt", sagt Tim Schwengel. Denn er war aktiv auf der Suche, Ute Kruse aber nicht. Trotzdem kamen die beiden zusammen. "Die Sympathie war sofort da", sagt die 62-Jährige. Ersten Gespräche im Herbst folgten Taten: der Mietvertrag ist unterzeichnet, das Inventar an Schwengel verkauft. "Es war zwar nicht auf dem Markt und ich habe auch kurz überlegt - aber es hat einfach alles gepasst", sagt Kruse, die mit ihrem Eierhandel noch einen Teil des Geschäftes behält. "Ich habe eine enge Verbindung zu diesem Hof - und würde mich freuen, wenn es wieder richtig läuft", sagt sie in Richtung Tim Schwengel. Stärkung für die Radler Der verspricht einerseits, Altbewährtes weiterzuführen, andererseits aber soll auch frischer Wind im ehemaligen Stall des Bauernhauses einziehen. "Es gibt zum Teil die altbekannten Torten, aber auch neue Kreationen, neue Konditor-Torten", erklärt Schwengel, Konditor und Schokoladen-Somelier. "Ich werde selbst Eis herstellen und habe bereits in Italien die Eismaschine bestellt." Mittwochs bis sonntags will er öffnen, Frühstücksbüffet anbieten, Kuchen und eine kleine Speisekarte mit Burger, Schnitzel oder Salaten bereithalten - all das, was der Radfahrer zur Stärkung braucht. "Im Sommer werden wir auch abends länger öffnen", verspricht Schwengel. Das grobe Gerüst des Cafés bleibt und auch das zweite Standbein, das Catering, will er weiterführen. "Außerdem sind Feiern bis 80 Personen möglich." Und: "Es wird einen richtigen Außer-Haus-Verkauf, also Torten zum Mitnehmen, geben." Auch Hochzeitstorten will der Konditor anbieten und damit ein Anlaufpunkt für Brautpaare der Region sein.2018 hat Tim Schwengel die Nascherei in Minden verlassen, die 2014 als Nachfolger vom Mindener Café Lenz gegründet wurde. Der 33-Jährige, der seine Konditorausbildung bei Dirk Luther im Bad Oeynhausener Café Finselbach machte, arbeitete danach als Konditor und Chocolatier in München (Conditorei Münchner Freiheit), Köln (Café Riese) und Siegen (Naschwerk). Nach seiner Station im Familienbetrieb in Minden zog es Schwengel nach Augsburg. Danach war er bis 2021 bei Dr. Oetker für den Bereich Social Media zuständig. "Ich wollte aber immer wieder zurück in die Selbstständigkeit", sagt Schwengel, der nach eigenen Angaben bereits drei Objekte geplant hatte, die aber aus verschiedensten Gründen nicht klappten. "Ich habe die Zeit in der Nascherei sehr genossen, viel gelernt - möchte nun aber auf eigenen Beinen stehen", sagt er. Nach wie vor habe er ein gutes Verhältnis zu seinen Eltern.Gefrühstückt wird immer Nun ist Tim Schwengel in Dehme gelandet. Und hat große Pläne. "Das Mauerwerk - dein Sahnestück an der Weser" wird ab April über dem Eingang stehen. Dann so hofft der 33-Jährige, greifen erste Corona-Lockerungen. Sorgen, dass unter der Woche zu wenig Gäste kommen, hat Schwengel nicht: "Das Café liegt einfach ideal - mitten zwischen Bad Oeynhausen und Minden. Die perfekte Entfernung für Ausflüge mit dem Rad. Außerdem gibt es immer Menschen, die frühstücken. Auch unter der Woche." Damit aber auch mehr Autos vernünftig parken können, soll in den kommenden Wochen die Parkplatz-Situation verbessert und ein zusätzlicher Teil geschottert werden. Der neue Name, der ist übrigens das Resultat von Tim Schwengels ersten Blick ins Café. "Hier gibt es so viele unterschiedliche Mauern, Wände, dann das Handwerk meines Berufes dazu", schon sei der Name gefunden gewesen.Ute Kruses letzter Tag wird der 6. März sein. Dann wird sie ein letztes Mal die Stammgäste als Chefin begrüßen. "Gutscheine von 2019 bis 2022 können danach noch bis Ende 2022 beim Nachfolger eingelöst werden", erklärt sie die Absprache unter den Gastronomen. Erste Reservierungen für "Das Mauerwerk" sind ab dem 1. März auf der Internetseite möglich.

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