Auf der Flucht: Gewalttäter kracht in Grundstücksmauer

Bad Oeynhausen. Nach einem heftigen Streit im Schlafzimmer mit ihrem Lebensgefährten rannte die Frau aus der gemeinsamen Wohnung und aus dem Haus. Weg von diesem Mann, der ihr büschelweise das Haar ausgerissen und sie verprügelt haben soll. Nachbarn hörten den Krach, bei ihnen fand die Frau Schutz, stolperte aber nach wenigen Schritten im Treppenhaus, stürzte und verletzte sich dabei. Die Staatsanwaltschaft Bielefeld hat den gewalttätigen Lebensgefährten wegen vorsätzlicher Körperverletzung vorm Amtsgericht Bad Oeynhausen angeklagt. Es ist längst nicht das einzige Verfahren, das gegen den 38-jährigen Bad Oeynhausener geführt wird und bereits geführt wurde. Der Mann saß bereits wegen Totschlags im Gefängnis. Einen Führerschein besitzt er nicht. Der Angeklagte verfolgt den Gerichtsprozess schweigend unter seiner Coronaschutzmaske und lässt seinen Anwalt sprechen. Der Verteidiger gesteht die Vorwürfe aus gleich drei Anklageschriften im Namen seines Mandanten "vollumfänglich ein", nachdem er mit dem Gericht unter Ausschluss der Öffentlichkeit über das zu erwartende Strafmaß verhandelt hat. Den Angeklagten erwartet eine Haftstrafe. Die Frage ist nur: Wird das Gericht sie zur Bewährung aussetzen? Der Angeklagte hat für seinen Prozesstermin ein Sweatshirt angezogen, auf dem in großen Buchstaben das Wort "Blackout" steht. Darauf verweist auch sein Verteidiger: Der Angeklagte war bei seinen Taten im Alkohol- und Drogenrausch. Inzwischen befinde er sich jedoch in Therapie. Ein Arzt stellte 1,56 Promille Alkohol sowie Cannabiswirkstoff im Blut des Angeklagten kurz vor Mitternacht am Mittwoch, 19. Mai 2021, fest. Wenige Stunden zuvor hatte der seine Freundin verprügelt und war betrunken im Auto über die Weserstraße gejuckelt und von der Polizei angehalten worden. Am nächsten Morgen gab's eine zweite Blutuntersuchung. Da hatte er bereits 1,76 Promille Alkohol im Blut. Und seinen Mercedes zu Schrott gefahren. Mauer stoppt Mercedes Die Lebensgefährtin rief an diesem Morgen die Polizei erneut zur Hilfe, weil der Mann wieder vor der Tür stand. Die Beamten eilten zur Wohnung. Und der Angeklagte setzte sich in seinen Mercedes und raste von der Weserstraße über die Hermann-Löns-Straße vor dem Streifenwagen davon. In einer Linkskurve auf Höhe der Gärtnerei Schlüter verlor er die Kontrolle über sein Auto, säbelte zwei Straßenbäume um, krachte in eine Grundstücksmauer und schleuderte noch 40 Meter weiter. Der Angeklagte hatte offensichtlich in der Nacht weiter getrunken, war hoch aggressiv und völlig uneinsichtig. Er versuchte, zu Fuß von der Unfallstelle wegzulaufen, kam aber nicht weit. Eine Polizeibeamtin stellte den Unfallfahrer und bekam einen Schlag ins Gesicht. Außerdem warf der Angeklagte ihr und ihrem Kollegen zahlreiche Beleidigungen an den Kopf. Den Sachschaden an den Bäumen und der Mauer bezifferte die Staatsanwältin auf 6.998,76 Euro. Ein paar Monate später stand der Mann erneut vor der gemeinsamen Wohnung mit seiner ehemaligen Lebensgefährtin. An diesem Montag, 23. August, zerstörte der Mann aber bloß eine Gartentür. Diese dritte Anklage mit der Sachbeschädigung der Gartentür stellte das Gericht auf Antrag der Staatsanwältin mit Blick auf die zu erwartende Gesamtstrafe ein. Die Staatsanwältin beantragte für die die vorsätzliche Körperverletzung und die häusliche Gewalt mit anschließender Trunkenheitsfahrt, Straßenverkehrsgefährdung und dem tätlichem Angriff auf Polizeibeamte eine Gesamtstrafe von einem Jahr und vier Monaten Haft. Eine Chance auf Bewährung sehe sie nicht, auch wenn der Angeklagte sich inzwischen mit seiner Lebensgefährtin ausgesprochen und sich angeblich verlobt habe. Zwei Jahre soll der Angeklagte außerdem keinen neuen Führerschein beantragen dürfen. Der Verteidiger stimmte dem Strafmaß zu, forderte jedoch mit Blick auf die laufende Alkohol- und Drogentherapie seines Mandanten die Aussetzung zur Bewährung. Keine positive Sozialprognose Der Richter folgte in seinem Urteil der Staatsanwältin und verwies darauf, dass der Angeklagte besonders brutal gegen seine Lebensgefährtin vorgegangen sei. Das Geständnis sei zu honorieren, der Angeklagte habe "nicht drumherum geredet". In der Vergangenheit hätten Bewährungsstrafen bei dem Angeklagten aber keinen Erfolg gezeigt und seine Therapie sei noch nicht abgeschlossen. "Zum jetzigen Zeitpunkt ist eine positive Sozialprognose nicht möglich. Dazu sind die Taten zu massiv." Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.

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