ICE-Trasse: Neue Gleise nur in Niedersachsen?

Bad Oeynhausen. Ganz ohne Gleisneubau geht es nicht: Auch die Studie der Bürgerinitiative Widuland schlägt den Neubau zweier Gleise für eine schnelle ICE-Verbindung zwischen Hannover und Bielefeld vor – allerdings ausschließlich in Niedersachsen. Durch Ostwestfalen könnten die Züge nach Ansicht der Widuland-Gutachter aber weiter auf den bestehenden Gleisen rollen und trotzdem früher ankommen. Allerdings müssten die Gleise auf der bald 175 Jahre alten Eisenbahnstrecke auf Tempo und Effizienz getrimmt werden. Jan Thies und Stephan Schröder vom Ingenieurbüro Bahnzentrum aus Bielefeld haben die Studie erstellt. Die Städte Vlotho, Bad Salzuflen und die Gemeinde Kalletal haben sie mitfinanziert, Widuland hat sie in Auftrag gegeben. In der Bürgerinitiative sind nach eigenen Angaben etwa 2.500 Menschen von Bielefeld bis Bad Oeynhausen organisiert. Die beiden Gutachter schlagen für die Städte Porta Westfalica, Bad Oeynhausen, Löhne, Herford und Brake zahlreiche Umbauten in den Bahnhöfen vor. Nahverkehrszüge sollen künftig auf demselben Gleis wie Güterzüge fahren, und zwar nicht nur in OWL, sondern in ganz Deutschland. Neue Weichentechnik und Digitalisierung könnten das in Zukunft möglich machen. Die Bahn soll dann ihre Schienen nicht länger zwischen Personen- und Güterverkehr, sondern zwischen schnellen und langsamen Zügen aufteilen. Tempo 250 muss reichen Geht es nach dem Konzept der Widuland-Studie, müssen Anwohner der Bahn in der Region nicht darum fürchten, dass für den Ausbau der alten Trasse Wohnhäuser abgerissen werden müssen. Die Planer sehen als Spitzengeschwindigkeit Tempo 250 vor. Zwischen Porta Westfalica und Löhne wäre aber nur Tempo 180 möglich. Der Abstand zwischen den Gleisen müsste für diesen Ausbau nicht erhöht werden, die Trasse würde nicht breiter. Trotzdem braucht es nach den Vorstellungen der Widuland-Gutachter neue Stellwerkstechnik und neue Weichen auf der Strecke. Damit die Nahverkehrszüge dem ICE auch Platz machen können, wären nach Ansicht der Planer in Minden umfangreiche Umbauten des Bahnhofs nötig, auch um die Anschlussstrecken besser anzubinden. In Porta Westfalica wäre ein neuer Bahnsteig zwischen den Gütergleisen nötig. Die Schienen müssten dafür weiter Richtung Weser verschoben werden. Das ist laut Schröder und Thies &bdquo;nach übereinstimmender Meinung der Deutschen Bahn und der Stadt Porta Westfalica möglich“. In Bad Oeynhausen fehlt ebenfalls ein Bahnsteig am Gütergleis, den die Gutachter im Norden des Bahnhofs Richtung Mindener Straße vorsehen. Dieser Vorschlag belebt womöglich auch die Debatte um einen Tunneldurchstich im Bahnhof zum geplanten Radschnellweg durch die Kurstadt und die Verlegung des Zentralen Omnibusbahnhofs an die Kanalstraße. Platz für Umbauten In Löhne sehen Schröder und Thies &bdquo;ausreichend Platz“ für die Verwirklichung gleich mehrerer Gleis- und Bahnhofsumbauten und lösen ein altes Problem. Im Süden des Bahnhofs könnte ein neuer Bahnsteig für den Nahverkehr &bdquo;zwischen Gleis 7 und Gleis 3/33“ gebaut werden. Gleichzeitig wäre dann allerdings auch ein neuer Südausgang nötig. Positiver Nebeneffekt: Der lange Bahnhofstunnel, den viele Löhner als Angstraum wahrnehmen und den die Bahn jüngst neu gestaltet hat, würde dadurch &bdquo;offener wirken“, schreiben die Planer in ihrer Studie. Weil in Löhne auch der Fernverkehr von und nach Osnabrück auf die Hauptstrecke einfädelt, sehen die Widuland-Gutachter Synergieeffekte. Ganz nebenbei zeigen die Planer, wie das etwa 13 Hektar große ungenutzte Bahngelände des alten Güterbahnhofs und des Betriebswerks in Löhne durch die Verlegung eines Verbindungsgleises im Bahnhof endlich für die Stadtentwicklung erschlossen werden könnte. Im Bahnhof Herford wären ebenfalls Umbauten nötig, Anwohner in Hiddenhausen wären nicht betroffen. Der neue Bahnsteig für den Nahverkehr müsste im Westen zwischen Gleis 8 und 9 gebaut werden, Gleis 10 würde dann entfallen. Und in Brake wäre nicht nur ein neuer Bahnsteig, sondern auch ein neuer Tunnel nötig, durch den jedoch eine neue Verbindung zwischen dem Einkaufszentrum und dem Wohngebiet geschaffen werden könnte. Planungsziele sind "politisches Korsett" Voraussetzung für diese Pläne ist jedoch, dass die Bundesregierung von ihren Planungsvorgaben Tempo 300 und 31 Minuten Fahrzeit zwischen Hannover und Bielefeld abrückt und den Deutschlandtakt neu berechnen lässt. &bdquo;Dieses politische Korsett muss abgelegt werden“, sagte Friedrich Pelshenke von der Bürgerinitiative Widuland. Die Deutsche Bahn beobachtete die Vorstellung der Studie mit Interesse. Das Projektteam will am Mittwoch, 26. Januar, unter Ausschluss der Öffentlichkeit einem ausgewählten Teilnehmerkreis erste Zwischenergebnisse der eigenen Bestandsuntersuchung präsentieren. Der Leiter des Planungsdialogs Volker Vorwerk verfolgte die öffentliche Präsentation der Widuland-Studie vor Ort, Projektleiter Carsten Alexander Müller übers Internet. Vorwerk bedankte sich &bdquo;für die Anregungen“. Für eine Stellungnahme brauche die Bahn "aber mehr Zeit", so Vorwerk. Er frage sich jedoch, ob das Planungsziel 31 Minuten Fahrtzeit &bdquo;so leicht zu ändern“ sei wie sich das Widuland vorstelle. Geht es nach den Autoren der Studie, reichen 41 Minuten Fahrtzeit und Tempo 250. Dafür schrumpfen die prognostizierten Neubaukosten auf zwei Milliarden Euro. Außerdem könnten die nötigen Bauarbeiten womöglich deutlich früher erledigt sein. Widuland geht vom Jahr 2035 aus.

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