Chef vom Adiamo schmeißt hin: Was wird aus der Disko?

Bad Oeynhausen. Die Woche bei einem Tänzchen in der Disco ausklingen lassen - das war einmal. Wieder einmal haben Clubs und Diskotheken in der Corona-Pandemie schließen müssen. Dabei waren die Monate und Wochen vorher auch schon schwer. Nach dem rund anderthalb Jahre dauernden Lockdown hatte der Discobetrieb gerade erst wieder Fahrt aufgenommen, als es ständig neue Einschränkungen für die Ausgehwilligen gab. Und nun bleiben erneut die Türen ganz geschlossen. "Wir werden 1.200 Karten für die geplante Silvester-Party zurücknehmen müssen", winkt Christian Grote ab. Der Geschäftsführer der Bad Oeynhausener Diskothek "Adiamo" hat genug von all dem Hin und Her in seiner Branche. "Ich höre auf", verkündet er im Gespräch mit der NW. "Mir fehlen die Worte", sagt Christian Grote, angesprochen auf die Frage zur aktuellen Situation. "Ich weiß gar nicht, ob ich mich in Rage reden oder diplomatisch bleiben soll." Die ganze Situation sei sehr demotivierend. Ende August durfte das "Adiamo" wieder seine Türen öffnen - und musste sie jüngst wieder schließen. Auf unbestimmte Zeit. "Die Branche geht davon aus, dass es nicht vor Ende März, Anfang April weitergeht", befürchtet Grote."Die beste Lüftung" Dabei sah alles gut aus im Sommer. "Wir hatten eine sehr, sehr gute Resonanz", bilanziert der Geschäftsführer. "Und das bei dem ewigen Hin und Her und ständig neuen Regelungen." Zuerst galt die Inzidenz, dann wurde auf die Intensivbetten geschaut, dazu 3G, 2G mit PCR-Test, zuletzt 2G plus - schwer, da den Überblick zu behalten. "Im Moment stehen wieder einmal Clubs und Diskotheken auf der roten Liste der Politik - während anderswo Karneval, Hochzeiten oder Geburtstage gefeiert werden", bemängelt Grote. "Dabei haben wir hier die beste Lüftung überhaupt plus hohe Hygiene- und Sicherheitsvorkehrungen. Mehr als in jeder Eckkneipe." In aller Schnelle musste Christian Grote im Sommer Personal suchen und finden. "Das ist für die Gastronomiebranche eh schon schwer genug. Dann habe ich Leute gefunden, eingestellt - und jetzt ist wieder Schluss." Dass das Nachtleben je wieder so wird wie vor Corona - daran mag Christian Grote derzeit nicht glauben. "Ich sehe da keine Zukunft mehr", sagt er. "Selbst wenn wir wieder öffnen dürfen, werden die Kontrollen so aufwändig werden, dass es sich nicht lohnt", vermutet er. Zumal auch die Gäste mürbe würden. "Viele Entscheidungen der Politik haben keine einheitliche Linie, wirken weltfremd und nicht nachvollziehbar", urteilt der Geschäftsführer. Es sei für Geimpfte so viel versprochen worden: "Und jetzt kommt Omikron und danach was auch immer. Das griechische Alphabet ist lang", sagt Grote gefrustet. "Ich überlege tatsächlich, hinzuwerfen."Rückgabe der Silvesterkarten Das aber wäre nicht das Ende des "Adiamo": "Mein Sohn ist jung und motiviert - der wird wohl weitermachen. Aber ich habe keine Lust mehr. Also werde ich abgeben - an wen auch immer." Das alles geht an die Substanz und die Nerven. "Ich bin jetzt 51 - und hätte noch bis zum 30. des Adiamos gemacht. Aber nicht so."Derzeit sind die Mitarbeiter damit beschäftigt, die Rückgabe der Karten für die gemeinsame Silvester-Party mit dem GOP abzuwickeln. "Wer möchte, kann seine Karte für Silvester 2022 behalten", kündigt Christian Grote an. 1.200 Gäste hatten sich unter 2G plus angemeldet, Grote sich mit Bestellungen und gefülltem Lager vorbereitet. Hat Werbeflächen gemietet, um die Gäste nach dem Lockdown zu locken. "Alles vergebens. Jetzt werden die Rechnungen ins Haus flattern und wir haben wieder mal keine Einnahmen." Welche Coronahilfen es für die Branche gibt - unklar. Wann es sie gibt - unklar. "Vermutlich wieder erst rückwirkend. Derzeit ist nichts bekannt - und wenn wird's wie immer dauern", ärgert sich Grote. Erst einmal bleibt die Tanzfläche leer, die Türen bleiben geschlossen. Lediglich im Untergeschoss hat Grote Räumlichkeiten an das "Schnelltestzentrum am Kurpark" vermietet. Das immerhin bleibt für Fußgänger und Autofahrer weiterhin geöffnet. Und vielleicht wird ja doch irgendwann wieder das Tanzbein geschwungen im ehemaligen Kurhaus. Christian Grote bleibt skeptisch: "Ich glaube nicht, dass es jemals wieder wird wie früher."

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