Die Gesundheitsstadt braucht ein Konzept

Bad Oeynhausen. Als Bernhard Kuhn 2018 in die SPD eintrat, versicherte er seinen neuen Parteigenossen - quasi zur Beruhigung: "Auf Posten bin ich nicht scharf." Und nun das: Ende November wählte die SPD Kuhn mit großer Mehrheit zu ihrem neuen Stadtverbandsvorsitzenden. Da Amtsvorgänger Ralf Jaworek aus gesundheitlichen Gründen nicht wieder als SPD-Chef für Bad Oeynhausen antreten wollte, sei er gefragt worden - und er habe sich der Verantwortung gestellt, berichtet Kuhn. Nun hat sich der neue Vorsitzende einiges vorgenommen, in der Partei selbst, aber auch in der Kommunalpolitik. Da steht für Kuhn ein Thema ganz oben auf seiner Prioritätenliste: der Gesundheitsstandort Bad Oeynhausen. Und ein bisschen ist das wohl auch auf seinen Lebenslauf zurückzuführen. "Ich hatte fast mein ganzes Berufsleben lang mit Krankenhäusern und Kliniken zu tun", berichtet der 61-Jährige. Unter anderem als IT-Leiter in der Klinik Porta Westfalica, dann in leitender Position bei Unternehmen in Hannover und Berlin, die Software-Lösungen für Kliniken anbieten. "Ich kenne mich ganz gut aus in der Kliniklandschaft, nicht nur in Bad Oeynhausen", sagt Kuhn."Das ist ein großes Pfund für Bad Oeynhausen" In diese Landschaft kommen demnächst zwei große neue Medizin-Zentren, das Medical City Plaza an der Eidinghausener Straße, Ecke Mindener Straße, und der Medi-Campus neben dem Bahnhof - dort, wo jetzt noch das City-Center steht. Dann ist da natürlich noch das Herz- und Diabeteszentrum. Und das Krankenhaus und die Auguste-Viktoria-Klinik, für die die Mühlenkreiskliniken einen gemeinsamen Neubau planen. Vorausgesetzt, das Land gibt ordentlich Fördermittel für das Projekt. Dass das klappt, da sei er schon recht zuversichtlich, sagt Kuhn. Was ein Neubau aber am Ende kosten wird und wie viel es vom Land dafür gibt, da wage er keine Prognose, sagt Kuhn. "Das wäre wie der Blick in die Glaskugel." Bei der Planung eines neuen Krankenhauses aber hat Kuhn schon Vorstellungen, was wichtig ist. Da spielten längst nicht mehr nur die medizinischen Fachdisziplinen eine Rolle. "Auch die Atmosphäre ist von Bedeutung, die Art und Weise, wie Patienten und Besucher aufgenommen werden. Wenn sich die Menschen wohlfühlen, fördert das auch den Heilungsprozess", sagt Kuhn. Und zur Attraktivität gehörten für ihn auch kostenlose Besucherparkplätze, verdeutlicht Kuhn. "Alles zusammen genommen ist das ein großes Pfund, das Bad Oeynhausen als Gesundheitsstadt bieten kann", sagt Kuhn. Nur: "Es braucht auch ein Gesamtkonzept, das aufzeigt, wohin sich der Gesundheitsstandort entwickeln soll." Das, so räumt Kuhn ein, sei eine Gesamtaufgabe für ganz Bad Oeynhausen. "Doch die SPD könnte da der Antreiber sein."Der Schwung soll von unten kommen Ähnlich kann sich der Stadtverbandsvorsitzende seine Rolle und die seiner Partei beim Thema Verkehr vorstellen. Zentrale Punkte der nächsten Jahre seien da sicher der Umbau der Mindener Straße und der Bau des Radschnellweges. "Aber wir unterschätzen das Thema Lärm", sagt Kuhn. "Ich finde es an vielen Stellen in unserer Stadt unglaublich laut." Wenn es gelänge, Verkehrsströme umzulenken und den Individualverkehr zu reduzieren, werde das zum Klimaschutz, aber auch zu weniger Lärm beitragen. Ideen dazu hat er schon. "Denkbar wären direkte Buszubringer aus den Ortsteilen in die Innenstadt, gezielt auch für die Bahnfahrer zum Bahnhof, und in den Werre Park", überlegt Kuhn.In der Kommunalpolitik sehe er sich in einer "guten und vertrauensvollen Zusammenarbeit" mit der SPD-Ratsfraktion, sagt der Stadtverbands-Chef. Der seine Stadtpartei gern "von unten" in Schwung bringen will. "Wenn wir für Erneuerung sorgen wollen, müssen wir an der Basis anfangen", sagt Kuhn. Deshalb werde er für den Wahlkampf zur Landtagswahl (am 15. Mai 2022) an alle SPD-Mitglieder herantreten, sie zu einer oder mehreren Veranstaltungen mit den beiden SPD-Landtagskandidaten Christina Weng und Christian Obrock einladen. So solle die SPD bei der Landtagswahl stärkste Kraft werden - in Bad Oeynhausen und im ganzen Land, wünscht sich Kuhn. Ja, so räumt er ein, dabei werde er sicher auch auf ein gewisses Trägheitsmoment in der Partei stoßen. "Ich hoffe aber, dass das überdeckt wird von der Neugierde auf etwas Neues, Anderes", so Kuhn. Sein Ziel für die SPD in Bad Oeynhausen und das Zusammenspiel von Stadtverband und Ortsvereinen: "Ich möchte mehr Gemeinsamkeit erzeugen."SPD in Stadt und Kreis haben ein "spannendes" Verhältnis Gleiches gilt für das Verhältnis zwischen der SPD in Stadt und Kreis, das Kuhn als "spannend" bezeichnet. "Nach allem, was ich höre, findet sich die SPD im Kreis nicht ausreichend repräsentiert", berichtet Kuhn. Ein Gefühl, das wohl nicht auf die Sozialdemokraten allein beschränkt ist. Die Aufteilung der Kurstadt, die bei der Bundestagswahl komplett im Wahlkreis Herford angesiedelt ist und bei der Landtagswahl zur Hälfte in einem Herforder, zur Hälfte in einem Mindener Wahlkreis wählt, zeige die gespaltene Situation Bad Oeynhausens. "Wir haben eigentlich keine richtige Heimat", beschreibt Kuhn diese Lage. Umso wichtiger sei es, mit den Kreis-Gremien zu kommunizieren, "offen und gleichberechtigt", fordert Kuhn. "Wenn nicht, dann nicht" Für ein Jahr ist der 61-Jährige nun Stadtverbandschef der SPD Bad Oeynhausen. Ob er weitermacht, das hänge für ihn auch davon ab, ob er etwas von seinen Zielen durchsetzen und von seiner Aufbruchstimmung verbreiten könne. Wenn das gelinge, werde er gern wieder antreten, sagt Kuhn. "Wenn nicht, dann nicht." Bleibt die Frage, ob er zur nächsten Kommunalwahl 2025 denn auch als Bürgermeisterkandidat der SPD zur Verfügung stünde. Es wäre seine dritte Kandidatur: 2004 bekam er als unabhängiger Kandidat beachtliche 16,8 Prozent der Stimmen, 2009 wurde er als UW-Kandidat mit 12 Prozent Dritter unter sieben Bewerbern. "Nein", sagt Kuhn, "als Bürgermeisterkandidat werde ich nicht noch einmal antreten." Mit dann 65 Jahren noch einmal einen solchen Fulltime-Job anzustreben - "da habe ich eine andere Lebensplanung", erklärt er.

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