Mehr Lärm durch mehr Güterzüge erwartet

Bad Oeynhausen. Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) will unbedingt 17 Minuten schneller von Bielefeld nach Hannover reisen. Dieses Ziel hat sein Ministerium im Planungsauftrag für die neue ICE-Trasse quer durch Ostwestfalen-Lippe festgeschrieben. Sollte daran nicht zu rütteln sein, werden eines Tages womöglich die Gleise einer neuen Hochgeschwindigkeitstrasse auf der Lohe in Bad Oeynhausen verlegt. Diese Aussichten auf eine dritte Eisenbahnstrecke in der Kurstadt haben im Lärmschutzbeirat der Stadt Bad Oeynhausen unterschiedliche Reaktionen ausgelöst. Aus Sicht einiger Innenstadtbewohner ist der Neubau auf der Lohe jedoch das kleinere Übel. Entschieden in Sachen ICE-Trasse ist nach Ansicht des technischen Beigeordneten Thomas Lüer noch nichts. "Wir sind Beteiligte. Ob wir auch Betroffene sind, kann man zum jetzigen Zeitpunkt nicht sagen." Das Planungsteam der Deutschen Bahn habe bisher lediglich auf einer Landkarte "Grobkorridore" ausgewiesen, auf denen sie den Bau einer solchen Tempo-300-Trasse untersucht. Auch auf der Bestandstrasse. Lüer: "Die Bahn hält sich alle Optionen offen." Einer dieser nun festgelegten Korridore betrifft allerdings den Süden von Bad Oeynhausen. Wahrscheinlich würde eine Neubau-Trasse entlang der Autobahn 2 nach Hannover gebaut werden. Allerdings hat die Autobahn viel zu enge Kurven für einen ICE, der mit Tempo 300 unterwegs ist. Betroffen wäre Bad Oeynhausen bei zwei Szenarien: Ausbau im Gleis-Bestand oder Neubau entlang der Autobahn. Wie viele und welche Züge womöglich über die neuen Gleise rollen, steht noch nicht fest. Wahrscheinlich wären es aber deutlich mehr als jetzt. Beim Ausbau der bestehenden Gleise würden tagsüber aber wohl einige Sprinterzüge pfeilschnell durch den Nordbahnhof rasen. Nachts dagegen könnten zusätzliche, klapprige Güterzüge durch die Badestadt rumpeln. Die ICE-Trasse soll laut Planungsauftrag auch den Güterverkehr aufnehmen. Diese Aussichten auf zusätzlichen Bahnlärm begeistern die Innenstadtbewohner im Lärmschutzbeirat nicht. Aus Sicht von Hermann Korte, der eine Petition für mehr Lärmschutz an der Nordbahn angestrengt hat, wäre der Ausbau rings um den Bahnhof deshalb eine "erhebliche Mehrbelastung". Sollte stattdessen eine neue Trasse gebaut werden, würde die Innenstadt jedoch entlastet. Korte: "Egoistisch betrachtet müsste Bad Oeynhausen für den Neubau sein - rein lärmmäßig." Folgt Nordbahn-Ausbau die Südbahn-Ertüchtigung? Der technische Beigeordnete Lüer brachte einen weiteren Gedanken in die Diskussion ein und verwies darauf, dass der Ausbau der Bestandsstrecke auch dazu führen könnte, dass die Bahn angesichts der hohen Auslastung der Nordbahn Entlastung bei der Südbahn sucht. Dieses Argument stammt vom Eisenbahn-Planer Jan Thies, der im Auftrag der Bürgerinitiative Widuland eine alternative ICE-Trassenführung vorschlägt. Thies hat bei einem Besuch in Bad Oeynhausen daran erinnert, dass die Deutsche Bahn erst jüngst noch einmal erwogen hat, die Südbahn zu elektrifizieren. Für die Kurstadt würde eine solche Ertüchtigung womöglich erheblich mehr Schienenverkehr in der Innenstadt bedeuten. Klaus Rasche (Bürger für Bad Oeynhausen) wollte deshalb von der Verwaltung wissen: "Was ist eigentlich das Ziel der Stadt? Ausbau oder Neubau?" Lüer verwies den BBO-Vorsitzenden auf die einstimmige Resolution des Stadtrates Ende Januar. Demnach ist Bad Oeynhausen im Schulterschluss mit den Nachbarkommunen für den Ausbau der Nordbahn, lehnt eine Ertüchtigung der Südbahn aber genauso wie einen Neubau von Bahnstrecken abseits der bestehenden Gleise ab. Bernhard Kuhn (SPD) erinnerte daran, dass sich Bad Oeynhausen bisher mit den Nachbarstädten erfolgreich gegen einen Ausbau der Südbahn eingesetzt habe. Er zeigte sich zugleich erstaunt, dass das Thema Südbahn beim möglichen Ausbau der Nordbahn erneut aufploppen wird und die Stadt sich erneut dagegen positionieren muss. Lüer bekräftigte jedoch diese Ansicht und sagte: "Das werden wir noch mal machen müssen."

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