Dieser Bach wird wegen des Hochwasserschutzes umgebaut

Bad Oeynhausen. Ja, da ist doch Schwung reingekommen. In kühnen Kurven schlängelt sich der Kaarbach durch die Landschaft hinter dem Schloss Ovelgönne. Auf neuen Wegen. In dieser Woche wurden die Arbeiten zum Umbau des Bachbettes beendet. Das Gesamtprojekt zur Umgestaltung des größten Bad Oeynhausener Bachsystems aber ist damit noch längst nicht abgeschlossen. Vor zehn Jahren wurde der Kaarbach nördlich des Schlosses umgebaut. Nun beginnt die neue Führung des Kaarbachs südlich davon, unmittelbar hinter dem Parkplatz. Die erste Besonderheit, auf die Carsten Vogt hinweist, ist ein Gabionenstrang, der quer im Bach liegt. Dieser mit Steinen gefüllte Drahtkorb bildet eine kleine Staustufe. "Damit heben wir den Wasserspiegel des Kaarbachs um sieben Zentimenter an", erläutert Vogt, der als Landschaftsarchitekt und Bauingenieur in Diensten der Stadt das Projekt betreut. Sieben Zentimeter, das klingt sehr wenig, ist aber wichtig, wie Vogt erklärt. "Damit stellen wir sicher, dass die Gräfte, der Wassergraben ums Schloss, zuverlässig mit Wasser versorgt wird." Das ist entscheidend nicht nur für Pflanzen und Tiere, sondern auch für die Eichenpfähle, auf denen das Schloss gründet und die nicht austrocknen dürfen. Der Mühle das Wasser abgegraben Hinter der Gabione folgt eine "raue Gleite", ein mit Steinen aufgefüllter Abschnitt des Bachbettes, über den das Wasser munter plätschert. Hier fließt der Bach nun stramm gen Osten, fast 90 Grad versetzt zur alten Fließrichtung. Das alte Bachbett verlief parallel zur Eidinghausener Straße. Es war schnurgerade und hatte sich drei Meter tief in den Untergrund eingegraben. "Nicht ganz ungefährlich, zum Beispiel für Kinder", sagt Vogt. Direkt an der Straße steht auch die alte Schlossmühle, die nun allerdings vom Wasserlauf abgeschnitten ist. Das alte Mühlenwehr liegt nun unter einer Erdschicht verborgen. "Das Stauwehr war eine Barriere in dem Bachlauf, den die Bachorganismen nicht überwinden konnten", erläutert Vogt. Diese Barriere zu beseitigen, war eine wesentliche Maßnahme, um eines der Ziele der Umgestaltung zu erreichen: den Bach naturnah zu machen. Mit der Folge, dass die Mühle nun auf einer Art kleinem Hügel thront. Hier wurde ein guter Teil des Erdbodens angefüllt, der beim Aushub des neuen Bachbettes angefallen ist. "Insgesamt haben wir hier 2.500 Kubikmeter Boden bewegt, davon mussten 900 Kubikmeter abgefahren werden", berichtet Vogt. In munteren Schwüngen erreicht der Kaarbach nach 170 Metern das alte Bachbett an der Eidinghauser Straße. Er ist gewachsen durch den Umbau, hat 50 Meter an Länge gewonnen. Flache Rinnen deuten zudem an, wo sich der Bach bei Bedarf ausdehnen kann. Genau das ist das zweite Ziel des Umbaus, das für Vogt gleichwertig neben dem Naturschutz steht: der Hochwasserschutz. "In diesem Bereich können wir bei Bedarf 2.000 Kubikmeter Wasser zurückhalten", sagt der Bauingenieur. "Das wird uns noch zehn Jahre beschäftigen" Auch das klingt nicht viel, ist doch der Kaarbach mit elf Kilometern Länge und einem Einzugsbereich von über 27 Quadratkilometern Bad Oeynhausens größtes Bachsystem. Doch dieses Rückhalte-Potenzial ist auch nur ein Puzzlestein in einem Gesamtprojekt zum Hochwasserschutz. So wurde zum Beispiel gerade der Wulferdingsener Bach - so heißt der Oberlauf des Kaarbachs - an der Hedingsener Masch so umgebaut, dass hier bis zu 5.000 Kubikmeter Wasser zurückgehalten werden können. Im gesamten Bereich des Bachsystems komme man auf ein Rückhalte-Volumen von 100.000 Kubikmetern, sagt Vogt. Und es folgen weitere Bauabschnitte. "Nächste Woche soll der Umbau des Baches in Wulferdingsen bei Niemeier beginnen", berichtet Vogt. Und unterhalb des Ovelgönner Schlosses sind noch acht weitere Umbaumaßnahmen vorgesehen. "Das", so schätzt Vogt, "wird uns wohl noch zehn Jahre beschäftigen." Umgesetzt werden die Maßnahmen durch das Gewässerentwicklungsprojekt "Weser-Werre-Else" (WWE). Das verbindet Naturschutzmaßnahmen mit einer Beschäftigungsinitiative, an der die Bad Oeynhausener IFAS beteiligt ist und über die Arbeitslose wieder in Beschäftigung gebracht werden sollen. So fallen für die Auftraggeber wie die Stadt Bad Oeynhausen keine Lohnkosten an. Und dazu gibt es noch eine Förderung vom Land. So geht Vogt davon aus, dass die Stadt für den jüngsten Bauabschnitt am Kaarbach nicht mehr als 70.000 bis 80.000 Euro wird zahlen müssen. 270 Einzelmaßnahmen seit 2004 Vogt kennt das WWE-Projekt gut: Bis er im Mai 2020 zur Stadt Bad Oeynhausen wechselte, arbeitete er als Projektleiter für WWE. Seine Aufgabe dort hat Felix Engelhardt übernommen, der auch den Kaarbach-Umbau leitete. Seit 2004 gibt es das Projekt WWE. "Seither wurden pro Jahr etwa 15 einzelne Maßnahmen, größere und kleinere, in Bad Oeynhausen umgesetzt", berichtet Vogt. Das ergibt in 18 Jahren rund 270 Maßnahmen an den Bächen der Badestadt.

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