Medical Plaza: Trotz zusätzlicher Räume kaum Chancen für mehr Kassenärzte

Bad Oeynhausen. Bis zu 14 Arztpraxen sollen im neuen Medical Plaza an der Eidinghausener Straße entstehen, die Bauherren des neuen Medicampus in der City kündigen "bis zu 17 Praxismodule" an. Doch welche Ärzte werden hier künftig Patienten behandeln? Sprecher der beiden Investoren verweisen nur auf "zahlreiche Interessenten", nennen aber keine weiteren Einzelheiten. Andreas Daniel, Stabsbereichsleiter der Kassenärztlichen Vereinigung, ist mit seiner Auskunft konkreter. Natürlich gilt für Mediziner die Niederlassungsfreiheit. Wie andere Selbstständige auch dürfen sie überall ihre Dienstleistungen anbieten und abrechnen. Wer sich nicht nur dem freien Wettbewerb stellen will, braucht allerdings neben den privat zahlenden Patienten weitere Vertragspartner. Die gesetzlichen Krankenkassen übernehmen für rund 90 Prozent aller Bürgerinnen und Bürger die Behandlungskosten - allerdings nur bei Ärzten, die auch eine Zulassung der Kassenärztlichen Vereinigung haben. Die möchte zwar einerseits die ausreichende Versorgung der Patienten gewährleisten, aber auch den Ärzten Sicherheit bieten. Die Zahl der Vertragspraxen kann daher begrenzt werden. Nur 312 Privatpraxen in Westfalen "In Bad Oeynhausen gibt es derzeit 32 Hausärzte und 52 allgemeine Fachärzte", berichtet Andreas Daniel. Insgesamt sind hier acht Orthopäden und Chirurgen tätig, sie liegen damit zahlenmäßig an der Spitze, gefolgt von Gynäkologen und Hals-Nasen-Ohrenärzten. Außerdem haben 18 Psychotherapeuten eine Kassenzulassung. &bdquo;Für diese Berufsgruppe gibt es noch 1,5 weitere Niederlassungsmöglichkeiten, im Bereich der Kinderärzte sind es zwei", sagt Daniel, weist aber auch darauf hin, dass bei der Niederlassung von Fachärzten das gesamte Kreisgebiet in Frage kommt. Bei den 32 Hausarztpraxen ist das anders. Da gilt nur das Stadtgebiet Bad Oeynhausens. Und dafür gibt es, so Daniel, derzeit nur noch einen freien ärztlichen Sitz. Auch für Zahnärzte gibt es ähnliche Zulassungsregeln. Wie viele Vertragsärzte dieser Fachrichtung in Bad Oeynhausen arbeiten und ob es für sie noch Zulassungsmöglichkeiten und damit Bedarf für Praxisräume gibt - diese Frage ist derzeit noch offen, da die Pressestelle der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe am Montag nicht erreichbar war. "Die Eröffnung einer reinen Privatpraxis ist jederzeit möglich", sagt der Sprecher der KVWL, allerdings kann er sich "aber kaum vorstellen, dass das in großer Zahl geschehen wird". In ganz Westfalen haben sich nur 312 Ärzte dafür entschieden, rund 16.000 Kollegen setzen auf Kassenpatienten. In Bad Oeynhausen gibt es derzeit neben einem Hausarzt mindestens fünf Fachärzte, die eine reine Privatpraxis betreiben. Nach dem Abriss des City-Centers will die IG Real Estate Asset Kappa GmbH auf dem Gelände einen "Medicampus" errichten. In den fünf Gebäudeteilen sind neben Gastronomie, Einzelhandel und Wohnungen auch bis zu 17 Praxismodule vorgesehen. Spätestens Anfang 2022 soll der Bauantrag für das 40-Millionen-Projekt eingereicht werden. "Wir haben schon jetzt zahlreiche Interessenten für die Praxisräume", sagt Romy Robst, die die Öffentlichkeitsarbeit für das Projekt macht. Ob es sich um Kassenärzte handelt, die innerhalb Bad Oeynhausens umziehen wollen, lässt sie ebenso unbeantwortet wie die Frage nach neuen Privatpraxen. 225 Quadratmeter im Turm Auch Achim Fratzke, Projektentwickler, des Medical City Plaza an der Eidinghausener Straße, lässt sich keine Einzelheiten über die Realisierung der Praxispläne entlocken, gibt sich aber noch zuversichtlicher. Es gebe nicht nur eine große Nachfrage medizinischer Dienstleister. Fratzke: "Wir haben auch schon einige Vorverträge geschlossen". Grund dafür sei nicht nur die Möglichkeit, auf die Gestaltung der Räume Einfluss nehmen zu können. "Unser Parkhaus ist das größte Plus", fasst Fratzke die Gespräche mit Interessenten zusammen. Das habe daher auch Priorität. "Im ersten Quartal nächsten Jahres soll das Parkhaus fertig sein", kündigt Fratzke an. Unmittelbar danach soll der Bau des Medical City Plaza beginnen, Fratzke hofft hier auf die Fertigstellung "in der zweiten Hälfte 2023". "Wir bleiben bis zum Schluss flexibel", verspricht er. Abgesehen von der 225 Quadratmeter großen Praxis im Turm seien alle anderen Flächen für die medizinischen Dienstleister variabel. Durch Trockenbauwände könnten individuelle Größenwünsche jederzeit realisiert werden. "Auch 400 Quadratmeter sind möglich", sagt Fratzke und nennt eine große Gemeinschaftspraxis als Beispiel für eine mögliche Nutzung so großer Räume. Dann würden es eben nicht 14, sondern vielleicht nur zehn neue Praxisräume.

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