Bürgermeister stellt sich gegen den neuen ZOB

Bad Oeynhausen. Außer einigen groben Skizzen gibt es im Technischen Rathaus derzeit nichts. Keine aktuelle Kosten-Kalkulation für einen neuen ZOB, keine Sperrzeiten für einen Bahnhofsdurchstich, keine Pläne für den alten Busbahnhof. Für Bürgermeister Lars Bökenkröger (CDU) Gründe genug, das von seinem Amtsvorgänger Achim Wilmsmeier (SPD) angedachte Projekt "Verlegung des ZOB an die Kanalstraße" zu stoppen. "Es würde Jahre dauern, bis es endlich umgesetzt werden könnte", winkt Bökenkröger im Gespräch mit der NW ab. Es gebe dringendere Projekte. Auch seien die Kosten nicht kalkulierbar. Er ist überzeugt: "Die Bürger wünschen sich, dass Geld in vorhandene Sachen im Ort - wie Kita oder Schulen - investiert wird. Nur Leuchttürme sind nicht sinnvoll." Am heutigen Donnerstag ist der neue zentrale Omnibusbahnhof erneut auf der Tagesordnung des Ausschusses für Stadtentwicklung (ASE). Und dort setzt das Stadtoberhaupt darauf, dass CDU und Grüne sein Vorhaben mittragen. Weil der Zentrale Omnibusbahnhof am alten Standort an seiner Kapazitätsgrenze angekommen ist, soll ein neuer her. Das zumindest waren vor rund drei Jahren die Pläne vom alten Bürgermeister und dem ehemaligen Fünfer-Ratsbündnis. Die damals geschätzten Kosten: rund fünf Millionen Euro. Der Busbahnhof sei ausgereizt, erklärte auch Thorsten Brandt vom Planungsbüro Hahm im letzten ASE vor den Sommerferien. Abhilfe könnte nur eine bauliche Veränderung bringen – oder ein kompletter Neubau des Omnibusbahnhofes an der Kanalstraße, verbunden mit einem Durchstich durch den Bahndamm von der Bahnhofshalle aus. Das aber, so erklärt nun Bürgermeister Bökenkröger, sei erst nach dem Rückbau der Mindener Straße realisierbar. Also frühestens in fünf bis sieben Jahren. "Der Umbau der Ortsdurchfahrt hat einfach Vorrang. Wir haben so viele Projekte, die nicht umgesetzt werden - da brauchen wir nicht noch einen Leuchtturm mehr", ist Bökenkröger überzeugt. Zumal es derzeit immer noch keine Gespräche mit der Bahn in Sachen Durchstich vom Bahnhof gegeben habe. "Es ist fraglich, ob das technisch überhaupt zu realisieren ist." Für ihn seien das viel zu viele unsichere Faktoren. Allein der Durchstich würde eine Million Euro kosten Unsicher seien auch Finanzierung und Förderung. "Für den Durchstich, für den allein schon rund eine Million Euro im Raum stehen, wird es keine Förderung geben", sagt Bökenkröger. Für den Rest gebe es ebenfalls keine Information in dieser Richtung. "Das in einer Situation, in der der Haushalt durch Corona zunehmend belastet ist - und unklar ist, wie sich das finanziell auswirkt." Bökenkröger nennt noch drei weitere Punkte, an denen er seine Entscheidung festmacht: die fehlende soziale Kontrolle an der Kanalstraße (was laut Bürgermeister in Polizeikreisen ebenfalls mit Sorge gesehen wird), die Versiegelung einer weiteren Grünfläche sowie fehlende Pläne, was mit dem jetzigen ZOB-Standort passieren soll. "Deshalb muss man an dieser Stelle konsequent sein und diese Planungen stoppen." Es sei in der Vergangenheit an vielen Stellen nichts investiert worden, was nun dringender nachgeholt werden müsse. Erst einmal Grundsätzliches klären Und selbst wenn die Umzugspläne irgendwann wieder aus der Schublade geholt werden: Vorher gelte es Grundsätzliches zu klären, betont der Bürgermeister. "Zum Beispiel, wo eine Stadt wie Bad Oeynhausen beim ÖPNV hin möchte." Wie berichtet, wurde im Herbst 2020 auf politischen Wunsch die &bdquo;Stadtverkehrsgesellschaft Bad Oeynhausen GmbH" unter dem Dach der Stadtwerke gegründet. Wie die in 2019 und 2020 eingeführten neuen Buslinien des "Oeynhauser", durch die Haltestellen nun im Halbstundentakt bedient werden sollen, angenommen wird, ist ebenfalls unklar. "Es gibt dazu noch keine Zahlen", so Bökenkröger. Zudem seien diese durch Corona auch schwer zu beurteilen. "Bad Oeynhausen ist keine ÖPNV-Stadt, hier fahren nur wenige Bus", hat der Bürgermeister beobachtet. "Ich stelle den Nahverkehr nicht infrage - bezweifle aber, dass wir mehr Menschen in den Bus bekommen, nur weil wir den ZOB verlegen." Seiner Ansicht nach müssten erst einmal zum Beispiel Netzpläne verändert oder digitale Anzeigen an den Bushaltestellen eingeführt werden. Und, wenn denn schon kein neuer ZOB in Aussicht ist: "Den alten baulich umgestalten."

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