Sparkassenvorstand: "Der Bau des Lenné-Karrees war ein Fehler"

Bad Oeynhausen. Es waren goldene Zeiten für die Kurstadt, als Rainer Janke nach Bad Oeynhausen kam. "1994 war die Welt hier noch in Ordnung", erinnert er sich. Die Stadt lebte von der "weißen Industrie", dem Gesundheitswesen. Hier sei es heimeliger gewesen als in seiner Heimatstadt Versmold, die "von der Wurst" lebt. "Es gab noch einen Kurdirektor und eine ungeheuer lebendige Innenstadt", berichtet Janke. Dann kam 1995 die Bäderkrise. "Ein Schock, von dem sich die Kurstadt nie so ganz erholt hat", so das Urteils des Bankers, der vor 27 Jahren Mitglied des Vorstands der Sparkasse Bad Oeynhausen wurde und am 1. Januar 2000 dessen Vorsitzender. Ende des Monats geht der dann 65-Jährige in den Ruhestand. Die Bäderkrise 1995 habe mit der Abschaffung der klassischen Badekur die Stadt nachhaltig verändert, sagt Janke. Betroffen waren nicht nur die Kliniken selbst, sondern auch Zulieferbetriebe, der Einzelhandel und die Gastronomie. "Zu vielen von ihnen hatten wir ja geschäftliche Beziehungen", erläutert Janke. Und auch viele Privatkunden der Sparkasse waren Mitarbeiter der gebeutelten Kliniken. Private Insolvenzen habe man sehr weitgehend vermeiden können, sagt der Sparkassenchef. "Aber nicht alle Kliniken haben die Krise überlebt." Kurz danach folgte die Insolvenz des Kaufhauses Hitzemann, bis dahin immer noch ein Magnet in der Innenstadt, wie sich Janke erinnert. Was der Sparkasse einen Ausflug als direkter Akteur ins Immobiliengeschäft bescherte. Denn die Sparkasse sei eine der Hitzemann-Hausbanken gewesen. "Da gab es die deutliche Erwartung in der Politik, dass sich die Sparkasse daran beteiligt, diese Lücke in der Innenstadt zu schließen", erklärt Janke. Die Kasse habe ein Gutachten in Auftrag gegeben, das einem Neubau an dem Standort gute Aussichten attestierte. "Wir hatten auch einen unterschriftsreifen Pachtvertrag mit dem Kaufring, der dort ein Kaufhaus betreiben wollte", berichtet Janke. Dann aber sprang die Kaufhaus-Kette ab. "Wir haben umgeplant", sagt der Banker. Und gebaut. So wurde die städtische Sparkasse Bauherrin und Betreiberin des Lenné-Karrees, das im Jahr 2000 - kurz nachdem Janke den Vorstandsvorsitz übernommen hatte - eröffnet wurde. Seit 2008 ist die Finanzwirtschaft im Krisenmodus Inzwischen hatte allerdings auch der Werrepark eröffnet, was die Situation in der Innenstadt nicht leichter machte. Dennoch habe man zumindest zwischenzeitlich alle Räume im Karree vermietet gehabt. "Das bröckelte dann aber wieder", so Janke. Weshalb die Sparkasse Ende 2016 das Objekt verkauft habe. "Im Nachhinein mit dem Wissen von heute war das Lenné-Karree ein Fehler", räumt Janke ein. "Das war nicht unsere Kernkompetenz." Doch auch im Kerngeschäft der Sparkasse kamen schwere Zeiten auf den Vorstand zu. Nach den Anschlägen in New York am 11. September geriet die Weltwirtschaft in eine Krise. "Der Dax stürzte bis 2003 von 8.000 auf 2.200 Punkte ab", berichtet Janke. Ab 2005 ging es wieder bergauf - bis zur Pleite der die Lehman-Bank 2008. "Seitdem ist die Finanzwirtschaft nicht aus der Krisensituation herausgekommen", sagt Janke. Eine verlorene Wette Eine der Folgen, die heute noch das Geldgeschäft prägen, ist die Nullzinspolitik der Europäischen Zentralbank. Noch 2010, so erzählt Janke, habe er mit einem Freund eine Wette abgeschlossen, der vorausgesagt habe, dass es eine Zeit mit Null-Zinsen geben werde. "Keine Zinsen oder gar Negativzinsen, das konnte ich mir nicht vorstellen", sagt Janke. Den Wetteinsatz, eine Flasche Champagner, habe er reumütig bezahlt. Auch technische Veränderungen prägten das Finanzgeschäft in seiner Vorstandszeit. Viele Kunden nutzen inzwischen das Online-Banking, entsprechend gibt es weniger Filialen, die noch mit Personal besetzt sind. Janke illustriert das mit einer Zahl. "1995 hatte die Sparkasse Bad Oeynhausen 253 Mitarbeiter. Genau soviel wie heute. Aber nun zusammen mit Porta und der dreifachen Bilanzsumme." "Der Abschied fällt mir leicht" Die Fusion mit der Sparkasse Porta Westfalica sei wohl der größte organisatorische Einschnitt in seiner Amtszeit gewesen, sagt Janke. "Wir ergänzen uns gut." Das gemeinsame Unternehmen Sparkasse Bad Oeynhausen-Porta Westfalica sei gut aufgestellt und groß genug, um die aktuellen Herausforderungen zu meistern, so seine Einschätzung. "Doch was noch kommt, wissen wir nicht", sagt Janke. Immer mehr Regulierungen und die zunehmende Bürokratie seien Faktoren, die ihm den Spaß am Beruf trüben. "Es ist auch keine reine Freude, mit einem Kunden darüber sprechen zu müssen, dass er Zinsen für seine Einlage zahlen muss", sagt Janke. "Ich habe meine Arbeit immer sehr gern gemacht", betont Janke. "Doch jetzt fällt mir der Abschied leicht." Ab 1. September wird Matthias Paschke seinen Posten als Vorstandsvorsitzender übernehmen. Welchen Rat hat er für seinen Nachfolger? "Keinen", sagt Rainer Janke. "Das hat Matthias Paschke gar nicht nötig. Ich bin sicher, er wird die Sparkasse in eine gute Zukunft führen."

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