Helfer für die Helfer im Katastrophengebiet: "Zerstörung ist unvorstellbar"

Bad Oeynhausen. Gefaltete Mulden, verbogene Brückengeländer, Krater in den Straßen und immer wieder Helfer, die in den vergangenen 14 Tagen an ihre Grenzen gekommen sind. Die Bilder, die die Einsatzkräfte in den von Hochwasser betroffenen Regionen zu sehen bekamen, haben sich oft eingebrannt ins Gedächtnis der Helfer, müssen verarbeitet werden. Hilfe gab es für die Einsatzkräfte im Kreis Euskirchen nun von einer Abordnung aus dem Kreis Minden-Lübbecke, dem Kreis Herford und dem Kreis Lippe. Unter Leitung von Einheitsführerin Svenja Störmer aus Bad Oeynhausen reisten 14 Mitglieder der PSU-Abteilung in die Katastrophenregion. Ihre Aufgabe: psychosoziale Unterstützung für die Helfer. Vor gut einer Woche kam der Einsatzbefehl der Bezirksregierung Detmold, am vergangenen Mittwoch rollten dann die Teams aus dem Kreisgebiet los. "Man möchte einfach aktiv helfen - das haben viele Menschen für sich klar", bilanziert Svenja Störmer. Das gilt auch für sie selbst. Und so war es keine Frage, dass sie zuhause mit Mann und Kindern alles daran setzte, sich die Zeit freizuschaufeln. "Die Kräfte vor Ort haben zum Teil 14 Tage durchgearbeitet, bei den Feuerwehren ist Material verloren, sind Fahrzeuge kaputt und stehen die Gerätehäuser nicht mehr - trotzdem machen sie weiter." Und sie sollen nun die Möglichkeit bekommen, sich Gesehenes von der Seele zu reden. "Wir haben uns angeboten - unaufdringlich und im Hintergrund", beschreibt Störmer das Vorgehen. "Wir wollten signalisieren: Sich Hilfe zu holen, ist völlig legitim." Kein Gespräch wurde abgelehnt In drei Vierer-Teams war die Abordnung der Bezirksregierung im Kreisgebiet von Euskirchen unterwegs, fuhr einzelne Kommunen - auch Bad Münstereifel - an, zeigte Präsenz. "Das ist sehr gut angekommen", bilanziert Svenja Störmer. Viele Menschen hätten das Angebot genutzt, nicht nur die Einsatzkräfte. Auch die Bevölkerung suchte Ansprechpartner: "Auch wenn das nicht unsere eigentliche Aufgabe war - wir haben natürlich kein Gespräch abgelehnt." Egal wer kam, bekam Hilfe. Der Dank war ihnen gewiss. "Kinder haben am Straßenrand stehend mit den Händen Herzen gezeigt, aus den Bäckereien trugen die Menschen Kaffee und Teilchen heran - das war eine unglaubliche Dankbarkeit und Offenheit unserem Angebot gegenüber." Es waren zwar nur drei Tage, die Svenja Störmer mit ihrem Team vor Ort war, aber diese Tage haben das ganze Ausmaß der Katastrophe gezeigt. "Funkkräfte waren in Kontakt mit Feuerwehrleuten, die sich in den Fluten aus ihrem eigenen Einsatzfahrzeug nicht befreien konnten. Andere sind in ihrem Rettungsboot gekentert und musste sich von den Wassermassen treiben lassen. Wenn wir nicht hier am Boot ertrinken, dann sterben wir eben später, haben sie gesagt. Von dieser Mannschaft wissen wir zum Glück, dass sie überlebt hat", berichtet Störmer. Solche Erlebnisse sind schwer zu verarbeiten. &bdquo;Das kommt immer wieder hoch, dafür gibt es langfristig professionelle Begleitung", erklärt Störmer. &bdquo;Für die betroffenen Menschen ist es jetzt wichtig zu wissen, dass sie nicht allein sind und dass sie weiter unterstützt werden. Das gibt Halt." Sie hat auch mit Helfern gesprochen, die eine Familie vom Carport retten wollten und nicht konnten." Denn die Fluten waren so stark, dass sie eine Gefahr für die Helfer waren. "Viele haben sich - oft ohne es zu merken - selbst in Gefahr gebracht", haben Svenja Störmer und ihr Team immer wieder herausgehört. Unvorstellbare Zerstörung "Die Zerstörung ist unvorstellbar. Eine Spur der Verwüstung zieht sich entlang so mancher Bächlein." Autos stehen noch immer mitten auf Feldern oder werden auf Autofriedhöfen gesammelt. "Auf dem Hügel steht das Einfamilienhaus mit dem perfekten Vorgarten, wenige Meter daneben ist nichts mehr. Das sind zwei Welten, die dort aufeinander treffen", sagt Störmer sichtlich bewegt. "So etwas wünscht man niemandem." Trotz der knappen Zeit vor Ort hat Svenja Störmer durchaus das Gefühl, unterstützt zu haben: "Es war richtig, dass wir da waren. Mein hochmotiviertes Team hatte ein gutes Gespür für die Situation und die Menschen", lobt die Bad Oeynhausenerin.

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