Hochwasser-Helfer berichten: "Unvorstellbare Mengen an Schutt und Schlamm"

Bad Oeynhausen/Ahrweiler. "Das sind unvorstellbare Mengen an Schutt und Schlamm", sagt Michael Scherer von der Kottmeyer Transport GmbH. Gemeinsam mit drei Kollegen der Firma Kottmeyer Transporte und zwei Mitarbeitern vom MF-Baumaschinen war Scherer - wie berichtet - am Freitagnachmittag gen Eifel aufgebrochen, um in der Katastrophenregion zu helfen. Die ehrenamtlichen Helfer hatten mit ihrem Konvoi aus drei mit Baggern und Radlader bestückten Lastwagen, einem Bulli und einem Pkw zunächst den Ort Dernau an der Ahr angesteuert. Der Weinort Dernau war einer der Orte, die komplett vom Hochwasser umschlungen waren. "Uns wurde schnell klar, dass wir mit unseren Geräten nicht viel ausrichten können", schildert Scherer die Lage. Dort sei deutlich schwereres Gerät notwendig. "Müll, Schutt und Schlamm sind dort meterhoch aufgetürmt", fügt Scherer hinzu. Der Transport-Experte versucht einen Vergleich: "Das war ungefähr so, als würde man alle Häuser Bad Oeynhausens ausräumen und alles auf die Mindener Straße kippen." Eine Brücke wurde im Stück weggerissen Noch am Freitagabend entschied Michael Scherer: "Wir suchen uns einen Ort, in dem wir mit unseren Geräten etwas ausrichten können." In der Stadt Ahrweiler offenbarte sich ein ähnlich erschütterndes Bild der Zerstörung. Mit welcher unbändigen Kraft die Wassermassen auch auf diesen Ort getroffen waren, zeigte sich auch an der zerstörten Ahr-Brücke. "Die Brücke war länger als die Werre-Brücke an der Brückenstraße, sie ist in einem Stück weggerissen worden und liegt jetzt 150 Meter weiter flussabwärts", berichtet Scherer. "Straßen, Versorgungsleitungen, Kanalisation - das ist nicht einfach nur kaputt, da ist nichts mehr da", sagt Michael Scherer. "An einer Stelle sahen wir einen älteren Herren, der aus einem Fenster im zweiten Stock eines Wohnhauses schaute", erzählt Scherer. "Der Mann erzählte uns, dass auch in seiner Wohnung im zweiten Stock das Wasser 1,20 Meter hoch gestanden hätte. Es war durch das Treppenhaus nach oben gedrungen." Der Mann schilderte das Unfassbare: In nur 27 Minuten sei der Pegel der Ahr vom Normalstand auf 8,5 Meter angeschwollen. Direkt an der Ahr trafen die Helfer aus Bad Oeynhausen auf zwei Hoteliers, die ihre Gebäude bereits leer geräumt hatten, aber sich vor den Gebäuden nun Unrat und Schlamm meterhoch türmten. Hier packte das Helferteam aus Bad Oeynhausen an. Mit ihren mitgebrachten Baggern beluden sie ihre Lastwagen und transportieren den Unrat ab. "Im Umkreis der Ortschaften gibt es mittlerweile 18 verschiedene Deponien - auf Schulhöfen, Sportplätzen und anderen Flächen wird der Müll gesammelt", erzählt Michael Scherer. An den Deponien kam es zu Wartezeiten von bis zu zwei Stunden, ehe die Lkw entladen werden konnten. "Wir hätten noch drei Monate weiterarbeiten können" Bis zum Samstagmorgen vier Uhr hat das Helferteam gearbeitet, sich ein paar Stunden auf den mitgebrachten Feldbetten ausgeruht und weitergemacht bis Sonntagfrüh um 3 Uhr. Sonntagnachmittag haben sich die sechs freiwilligen Helfer auf den Heimweg gemacht. "Wir hätten noch drei Monate weiterarbeiten können", sagt Scherer. Die Aufräumarbeiten und der Wiederaufbau - das werde alles noch unendlich lange dauern. "Wir waren in einem Hotel, in dem Schlamm und Wasser bis hoch in den zweiten Stock gestanden haben", sagt Scherer. An einer Stelle habe er die Bergung eines Mercedes beobachtet, "der Wagen war voller Schlamm und damit sieben Tonnen schwer", so Scherer. Normalerweise wiegt ein Wagen dieses Typs 1,5 bis 1,8 Tonnen. "Anwohner haben wir so gut wie keine gesehen", sagt Scherer. Am Samstag aber umso mehr Helfer. "Unfassbar viele kamen mit Pkw, stellten die Autos irgendwo ab und machten sich in Gummistiefeln und mit Schaufeln ausgestattet auf den Weg", erzählt Scherer. Das sei einfach zu viel gewesen und war nicht mehr zu koordinieren. Laut Medienberichten hatten die Rettungsleitstellen am Samstag in den betroffenen Gebieten sogar darum gebeten, auf spontane Hilfsaktionen zu verzichten und nicht mit Pkw in die Orte zu fahren. Sehr gut funktioniert habe die von der Bundeswehr organisierte Versorgung der Helfer in Ahrweiler, so Scherer. Für Michael Scherer, Ole Schäfer, Marcel Schilling, Hendrik Tappen, Philipp Weihe und Oliver Naujoks soll es nicht der letzte Hilfseinsatz gewesen sein. "Voraussichtlich in sechs Wochen werden wir noch einmal fahren", ist Michael Scherer überzeugt.

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