Mann beißt Frau ins Gesicht, weil sie nicht küssen will

Bad Oeynhausen. Das Ende dieser giftigen Beziehung dauerte länger als eine Schwangerschaft. Und auch nach der Geburt des gemeinsamen Kindes blieben der Mann und die Frau aus Bad Oeynhausen vorerst zusammen. Bis es knallte. Der Ärger in ihrer Beziehung lang schon länger in der Luft. Womöglich teilten beide ganz gut aus. Vorm Amtsgericht Bad Oeynhausen muss sich am Mittwoch allerdings nur der 40-jährige Mann verantworten. Die Staatsanwaltschaft Bielefeld wirft dem 40-jährigen Bad Oeynhausener Körperverletzung vor. Es geht um einen Fall Häuslicher Gewalt, zu dem Polizei im September 2020 von der Frau gerufen wurde. Die schildert den Beamten dann jedoch zwei Vorfälle, bei denen der Mann handgreiflich geworden sein soll. Und zwar nicht nur mit den Händen. Laut Anklage soll er nach einem Streit seine Freundin im Juli 2020 versucht haben zu küssen. Als sie jedoch den Kopf wegdrehte, soll er ihr in die Wange gebissen haben. Nach einem weiteren Streit im September soll er erneut versucht haben, sie zu küssen. Weil auch das nicht gelang, soll er ihr eine Ohrfeige verpasst haben, weshalb die Frau einen Ausfallschritt machte und das gemeinsame Kleinkind mit dem Kopf an den Schlafzimmerschrank stieß. Laut Polizei war die Wange der Frau geschwollen, doch der Mann hatte eine Verletzung am Auge. Küsse auf Verlangen? Der Angeklagte widerspricht der Darstellung der Staatsanwältin nur zum Teil. Den &bdquo;Biss in die Backe“ bestreitet er nicht, beteuert jedoch, dass er niemals seine schwangere Freundin geschlagen habe. Ausführlich schildert er, welche Gewalt er selbst in der Beziehung erfahren habe. Seine Freundin habe &bdquo;hysterisch mit dem Baby auf dem Arm um sich geschlagen“. Nach solchen Ausfällen, habe er versucht sie zu beruhigen. Die beiden, erklärt er, hätten verabredet: &bdquo;Wenn sie durchdreht, soll ich sie küssen.“ Der Richter hakt nach: &bdquo;Wie muss ich mir das vorstellen?“ Der Angeklagte versucht, das zu erklären. Seine Freundin habe verlangt, dass er ihr zeigen solle, dass er sie nicht verlasse. Deshalb habe er ihr Gesicht festgehalten und sie versucht zu küssen. Die Frau erzählt das wenig später allerdings ganz anders. Die beiden leben inzwischen getrennt. Sie ist nach mehrere Anläufen offenbar endgültig ausgezogen. Ihr Verhältnis wird durch die gemeinsame Sorge für das Kind geprägt. Die Frau will, dass es ein gutes Verhältnis zum Vater hat. Darüber hinaus jedoch gibt es keinen Kontakt mehr. "Er hat mich verzaubert" Unter Tränen schildert die Frau, wie sie das Ende ihrer Beziehung erlebt hat. Gewalt, sagt sie, sei von Anfang an Teil der Beziehung gewesen. &bdquo;Er hat mich damals verzaubert“, sagt sie und: &bdquo;Es gab auch gute Zeiten.“ Gegenüber anderen habe sie die Gewalt jedoch stets versucht zu verbergen. Nur wenige Freunde wussten Bescheid. Es gab Überlegungen für eine Paartherapie. Und als sie dann wider Erwarten guter Hoffnung war, habe er sie dennoch weiter geprügelt, was der Angeklagte allerdings bestreitet. Als dann im Juli 2020 die Fetzen flogen, habe er sie in die Wange gebissen, &bdquo;einfach so“. Erst nach dem weiteren Vorfall im September 2020 habe sie dann die Polizei gerufen. Der Richter hakt an der gleichen Stelle der Erzählung nach und hält der Zeugin vor, wie der Angeklagte die Küsse erklärt hat: als verabredeten Festhaltegriff zur Beruhigung. Doch das lässt die Frau so nicht stehen. Sie habe ihren Freund gefragt: &bdquo;Warum nimmst du mich nicht einfach mal in den Arm?“ Er sei nach den Streits einfach immer weggegangen. &bdquo;Er sollte mich trösten, nicht festhalten.“ Von Küssen auf Verlangen erzählt die Frau nichts. Beratung hinter verschlossenen Türen Das Gericht unterbricht an dieser Stelle die Vernehmung der Zeugin für ein Rechtsgespräch hinter verschlossenen Türen. Bevor Staatsanwältin und Verteidiger das Fragerecht bekommen, will der Richter wissen, wie die beiden Parteien über den Fall denken. Es steht Aussage gegen Aussage. Offenbar achten beide Seiten darauf, dass das gemeinsame Kind nicht in den Streit hineingezogen wird. Eine Viertelstunde später verkündet der Richter: Das Strafverfahren wird eingestellt. Verteidiger und Staatsanwältin haben sich darauf geeinigt. Der Biss soll jedoch nicht ungesühnt bleiben, erläutert der Richter. Der Angeklagte muss 3.000 Euro an den Kinderschutzbund bezahlen, dann wird die Strafakte geschlossen.

Meistgelesen