Landrätin wollte für Gottesdienste eigentlich viel strengere Regeln

Bad Oeynhausen/Kreis Minden-Lübbecke. Die neue Allgemeinverfügung des Kreises sorgte am Mittwoch für Stirnrunzeln und ungläubige Gesichter: Nahezu alle Bereiche des Lebens werden durch die Corona-Verordnungen stark beschnitten oder ganz verboten. Nur die Gotteshäuser bleiben geöffnet. Auch weiterhin sind bis zu 90-minütige Präsenzgottesdienste mit bis zu 100 Teilnehmern möglich. Wie kann das in diesen Zeiten sein, fragte sich so mancher NW-Leser. "Bei der Teilnehmerzahl von 100 Personen handelt es sich bereits um ein Zugeständnis des Landes NRW", erklärte Kreissprecher Florian Hemann auf Nachfrage der NW. Der Eingriff in das Grundrecht der Freiheit der Religionsausübung nach Artikel vier im Grundgesetz habe besonders hohe Hürden. &bdquo;Die nun in der Allgemeinverfügung enthaltenen Regeln zu den Gottesdiensten sind deutlich schwächer, als wir es uns von Kreisseite aus gewünscht hätten", erklärt Landrätin Anna Katharina Bölling (CDU). "Unser Entwurf der Allgemeinverfügung sah unter anderem verpflichtende Schnelltests vor. Gottesdienstbesucher hätten dann vorher einen negativen und tagesaktuellen Schnelltest vorweisen müssen", so die Landrätin. "Das wäre aus meiner Sicht ein guter Kompromiss gewesen, der Gottesdienste nicht grundsätzlich verbietet, aber zumindest deutlich mehr Sicherheit schafft." Doch auch das lehnte das Land Nordrhein-Westfalen ab. Landrätin hat Verständnis für Verärgerung Zusätzlich wollte der Kreis Minden-Lübbecke die maximale Dauer der Gottesdienste auf 45 Minuten begrenzen. "Das Land hat diesen Regelungen jedoch nicht zugestimmt, daran müssen wir uns als Kreis halten. Ich verstehe die Verärgerung, auch ich hätte mir in Hinblick auf die Gottesdienste weitergehende Regeln erhofft" sagt Landrätin Anna Katharina Bölling. Als erster hatte bereits am Dienstag der evangelische Kirchenkreis Vlotho auf die verschärften Coronaregeln reagiert und seinen 17 Mitgliedsgemeinden auch an Ostern einen Verzicht auf Präsenzgottesdienste angeraten. Der noch am Dienstagabend verteilte Gemeindebrief der Kirchengemeinde Eidinghausen-Dehme zum Beispiel hatte bereits einen aktualisierten Einleger: Sämtliche Ostergottesdienste finden ausschließlich digital statt. "Nicht auf Ausnahmen für Gläubige pochen" &bdquo;Der Empfehlung von Bund und Ländern zu folgen schmerzt und bedeutet für viele Gläubige in Gohfeld, Porta Westfalica, Vlotho und Bad Oeynhausen bereits das zweite Jahr in Folge ein Ostern ohne Gottesdienst vor Ort", so Superintendentin Dorothea Goudefroy. Allerdings sei es aktuell umso wichtiger, gemeinsam die Pandemie zu bekämpfen und die Infektionszahlen zu drücken und nicht auf Ausnahmen für Glaubensgemeinschaften zu pochen. Neben digitalen Formaten wie Zoom- und Online-Gottesdiensten sind auch Angebote vor Ort in den Kirchen geplant. So können die Kirchen unter Einhaltung strenger Abstands- und Hygienemaßnahmen zum Gebet, zur Meditation, zum Lesen eines Ostertextes oder zum Hören von Auferstehungsliedern geöffnet werden. Auch Angebote für Zuhause sind in der Planung. Das aber sehen nicht alle Kirchen und Glaubensgemeinschaften so. Das Erzbistum Paderborn kündigte bereits an, an Ostergottesdiensten mit Präsenz festhalten zu wollen. Auch einige freikirchliche Gemeinden werden wohl nicht verzichten. Deshalb appellieren Landrätin Anna Katharina Bölling und der Krisenstab noch einmal eindringlich, ganz auf Gottesdienste zu verzichten. "Sollte dennoch an diesen Veranstaltungen festgehalten werden, soll zumindest freiwillig mit Schnelltests für mehr Sicherheit gesorgt werden", hoffen sie.

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