Bewährungsstrafen für Prügel mit Knoblauchpresse und Gardinenstange

Bad Oeynhausen. Mit Fäusten, einer Knoblauchpresse und vermutlich einer Gardinenstange hat ein Familientrio aus Bad Oeynhausen nach Überzeugung des Amtsgerichts einen Streit suchenden, betrunkenen Zimmernachbarn verprügelt. Der Mann erlitt unter anderem eine Platzwunde am Kopf und zahlreiche Prellungen. Zum Ende des vierten Prozesstermins ist auch der Verteidiger des Hauptangeklagten von der Schuld seines Mandanten überzeugt, obwohl der weiterhin seine Unschuld beteuert: &bdquo;Mein Mandant ist als überführt anzusehen.“ Der 40-jährige Tiefbau-Arbeiter muss sich wegen gefährlicher und wegen gemeinschaftlicher Körperverletzung verantworten. Er soll mit dem Trunkenbold am Abend des 5. April 2020 in der Küche einer Gemeinschaftsunterkunft in der Walderseestraße gestritten und ihn mit einer Knoblauchpresse aufs Auge geschlagen haben. Später soll er auch noch mit Hilfe seiner Verwandtschaft auf den Zimmernachbarn eingeprügelt haben. Verteidiger bezweifeln Gruppenkeile Den Schlag aufs Auge hält der Verteidiger nach der Beweisaufnahme mit zahlreichen Zeugenaussagen für belegt, wie er in seinem Schlussvortrag erklärt. &bdquo;Das wird ihm nicht gefallen“, sagt er mit Blick auf den Angeklagten und beantragt eine Freiheitsstrafe von neun Monaten zur Bewährung auszusetzen. Beim zweiten Anklagepunkt, gemeinschaftliche Körperverletzung, hat der Anwalt jedoch Zweifel. Die formuliert auch der Verteidiger der Schwester (38) des Hauptangeklagten. Es gebe zahlreiche Unstimmigkeiten. Zum Beispiel sei ungeklärt, mit welchem Gegenstand eigentlich geschlagen wurde. Erst sei die Rede von einer Knoblauchpresse, dann von einem Maisbreistampfer und schließlich von einer Garderobenstange gewesen. Die Polizei suchte dagegen am Tatort vergeblich nach einer Dachlatte. Außerdem habe eine Nachbarin deutlich gemacht, dass die angeklagte Frau dem Geschädigten nach seiner Beleidigung bloß eine Ohrfeige verpasst habe. Er beantragt Freispruch. Zahlreiche Unstimmigkeiten - wegen schriftlicher Zeugenaussagen Die Staatsanwältin dagegen erklärt die Unstimmigkeiten mit Übersetzungsschwierigkeiten. Die Verletzungen seien belegt, egal mit welchem Tatwerkzeug. Die Angeklagten und der Geschädigte sprechen Rumänisch, genauso fast alle Zeugen. Die schriftlichen Aussagen für die Polizei haben jedoch teilweise befreundete Deutsche verfasst. Vor Gericht übersetzt stattdessen eine Dolmetscherin jedes Wort. Für den Geschädigten war es offenbar die erste selbstständige Aussage in dieser Sache. Beim Eintreffen der Polizei lag er bereits betäubt im Rettungswagen. Der Schlag auf Auge, so die Anklägerin, sei vom Geschädigten glaubhaft geschildert worden. Er habe auch nicht verschwiegen, selbst Streit gesucht zu haben. Die Darstellung der Angeklagten dagegen sei nicht glaubhaft. Das könne die Verletzungen nicht erklären. Außerdem habe ein später zufällig anwesender Zeuge berichtet, dass er sich schützend in die Zimmertür gestellt habe, damit das Familientrio nicht weiter auf den bereits auf dem Bett Liegenden einprügeln konnte. "Wir sind unschuldig" Die drei Angeklagten schütteln beim Schlussvortrag der Staatsanwältin den Kopf. Der Ehemann (44), der anders als seine Frau keinen Anwalt hat, widerspricht: Der Zeuge in der Zimmertür habe im Gegenteil verhindert, dass der Trunkenbold aus seinem Zimmer rauskam. Er habe geschimpft, gespuckt und hässlich gesprochen. Nachbarn hätten sie dafür gelobt, wie ruhig sie diese Tirade ertragen hätten. &bdquo;Wir sind unschuldig.“ Der Richter ist jedoch von der Schuld der drei Angeklagten überzeugt. Wie von der Staatsanwältin gefordert, verurteilt er den Hauptangeklagten wegen der Prügel mit der Knoblauchpresse und den Schlägen im Familienverbund zu elf Monaten Haft, die Schwester und den Schwager des Hauptangeklagten zu jeweils neun Monaten. Die Freiheitsstrafen werden drei Jahre zur Bewährung ausgesetzt. Außerdem müssen die Angeklagten &bdquo;als spürbare Sanktion“ für ihr &bdquo;brutales Vorgehen“ jeweils 900 Euro zahlen. Der Hauptangeklagte muss die doppelte Summe tragen. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig. Die Angeklagten erwägen, Rechtsmittel einzulegen.

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