Oberarzt erwandert Grenzen von Bad Oeynhausen und gibt Tipps für die Route

Bad Oeynhausen. Für die Rettungskräfte hat die große Straßenkarte an der Wand in der Liegendausfahrt der Krankenhausnotaufnahme längst ausgedient, sie nutzen Navi und Google maps für die blitzschnelle Orientierung. Für Ernest Danch und seine Frau Corinna hat das historische Dokument nun aber noch einmal seinen Zweck erfüllt. Das Paar ist rund um Bad Oeynhausen gewandert - und zwar immer entlang der Ortsgrenze. Genau die ist rot markiert auf der alten Straßenkarte. Danch ist Oberarzt in der gefäßchirurgischen Klinik des Krankenhauses, und deren Untersuchungs- und Büroräume befinden sich in unmittelbarer Nähe der Liegendausfahrt. Kein Wunder also, dass dem 65-Jährigen die Straßenkarte immer mal wieder aufgefallen ist. Doch nun ist aus dem flüchtigen Blick ein suchendes Auge geworden, "Corona ist schuld", sagt Danch. Den geplanten Skiurlaub hat er ebenso abgesagt wie Kurzreisen zu Freunden und Bekannten. Städtetouren in Zeiten des Lockdowns sind ohne Einkaufsmöglichkeiten und Museumsbesuch uninteressant - das Ehepaar suchte nach einem Ersatzprogramm. Und hat das jetzt mit Hilfe der Karte gefunden. Mit dem Handy nur fotografiert "50 Kilometer in zwei Tagen", bilanziert Danch den Grenzgang in Kürze. Auf technische Hilfe wurde verzichtet, ausschließlich zu Fuß wurde die Tour absolviert, Orientierungshilfe gaben Straßennamen, die sich Danch zuvor von der Karte abgeschrieben hatte. Das Handy gehörte zwar mit zum Wandergepäck, aber nur weil, es über eine hochwertige Optik verfügt; schließlich galt es auch, die Unternehmung fotografisch zu dokumentieren. Das Ehepaar lebt im Kerksiek in Oberbecksen, also ist die Startrichtung klar. Der Rütli hoch oben an der Ortsgrenze zu Vlotho ist das erste Ziel, als erfahrene Wanderer wissen Danchs schließlich, dass Aufstiege Kraft kosten. Über den Bonneberg geht's weiter zur Lohe. Auf die ursprünglich vorgesehene Frühstückspause in Brantes Backstube wird verzichtet. "Noch zu früh", ist sich die 52-jährige Corinna Danch mit ihrem Ehemann, mit dem sie als Gefäßassistentin auch beruflich ein Team bildet, einig. Stattdessen wandert das Paar zügig weiter durchs Siekertal, über die Aqua Magica bis zur Bültestraße. Die markiert nicht nur die Ortsgrenze zu Löhne, sondern ermöglicht auch einen Blick auf Karlchens Backstube an der Herforder Straße. Mittlerweile ist es 12 Uhr, das Ehepaar möchte nun endlich einen heißen Kaffee genießen und macht dafür einen kurzen Abstecher direkt ins Oeynhausener Stadtgebiet. "In Coronazeiten kann man leider nirgends richtig Rast machen", räumt Danch ein gewisses Manko der Unternehmung ein und empfiehlt daher, im Rucksack ausreichend Getränke und Verpflegung mitzunehmen. Erst recht, wenn man am Wochenende unterwegs ist und auch Karlchens Backstube mit "Coffee to go" geschlossen ist. Ruhepause mit Musik in der Kirche Frisch gestärkt geht's weiter. Auf dem Weg nach Wulferdingsen wird die Nordumgehung überquert. Natürlich haben auch Danchs den "Autobahn-Film" gesehen, können daher sofort das Haus der Familie Weihe identifizieren. Sie selbst fühlen sich hingegen zumindest während ihrer Tour durch Autolärm weder gefährdet noch beeinträchtigt - und das auf der gesamten Strecke. Die führt zwar nur selten durch Wald und Wiesen, sondern fast ausschließlich entlang von Straßen. Doch die sind in Coronazeiten nur wenig befahren. Über Wulferdingsen geht's auf der Panoramastraße bis nach Bergkirchen. Mehr als 20 Kilometer sind bislang geschafft, allmählich verspürt auch das sportliche Ehepaar wieder Lust auf eine Ruhepause. Die evangelische Kirche ist nicht nur für Besucher geöffnet, sondern wird auch gerade als Übungsraum genutzt. "Wir konnten ein kleines Orgelkonzert genießen", freut sich der Mediziner. Kurz vor Einbruch der Dunkelheit erreichen die Danchs ihr erstes Etappenziel - die Lutternsche Egge. Weil sie unsicher sind, ob sie in dem Begegnungszentrum in Corona-Zeiten übernachten können, setzen sie auf Plan B. Ihre Tochter kann sie abholen und am nächsten Morgen wieder ins Wiehengebirge zurückbringen. Weser markiert Grenze zu Porta Westfalica Den Wilden Schmied nennt Danch als erstes bekanntes Ziel des zweiten Wandertages. Das bleibt insofern in besonderer Erinnerung, weil es von dort ab nur noch abwärts beziehungsweise eben weitergeht. Von der Dehmer Burg an ist die Orientierung auch ganz einfach, da markiert die Weser die Ortsgrenze zu Porta Westfalica. Auf dem Weserradweg nähert sich das Ehepaar dem Ziel und wird am ehemaligen Hubschraubermuseum noch einmal in echte Versuchung geführt. Weitere zwei Kilometer über Meerfeld und Schmiedebrink und dabei Vlotho links liegen lassen oder einfach nur auf der Weserstraße bleiben und dann links abbiegen zum Kerksiek? "Abkürzung kommt nicht in Frage", ist sich das Ehepaar nach kurzer Diskussion einig. Schließlich geht's nicht um Geschwindigkeit, sondern um einen Grenzgang. Und den, daran lassen Ernest und Corinna Danch, keine Zweifel, möchten sie auch anderen Bürgern, die mal neue Wege erproben möchten, empfehlen: "Es lohnt sich, Bad Oeynhausen zu umrunden." Für weitere Informationen zur Tour steht Ernest Danch unter ernestdanch@googlemail.com zur Verfügung.

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